Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
solches Geschöpf zu sein. Tatsächlich gibt es keine Gestaltwandler, jedenfalls weiß ich nichts davon ...
    Dann schien es, als hätte der Alte eine Entscheidung getroffen. Nun gut, ich werde es dir erklären. Was weißt du über die Macht der Hypnose?
    »Hypnose?«, wiederholte Dragosani und runzelte weiterhin die Stirn. Aber dann klappte sein Kiefer nach unten, als er die Wahrheit – oder was er dafür hielt – wie in einem Geistesblitz erkannte. »Hypnose!«, keuchte er. »Massenhypnose! So hast du es also gemacht!«
    Natürlich. Doch kann man nur den Verstand narren, nicht aber einen Spiegel. Und während ich eine flatternde Fledermaus oder ein rennender Wolf zu sein scheine, ist mein Schatten noch immer der eines Mannes. Ah! Der Zauber schwindet, was, Dragosani?
    Dragosani erinnerte sich wieder an den Fangarm, sagte aber nichts. Er war schon vor Langem zu dem Entschluss gekommen, dass Tote (oder Untote), die in den Köpfen von Lebenden sprechen, durchaus auch Meister der Täuschung sein könnten. Ohnehin hatte er noch andere Fragen zu stellen: »Du kannst fließendes Wasser nicht überqueren. Du würdest darin ertrinken.«
    Hmmm! Vielleicht habe ich auch dafür eine Erklärung. Zu Lebzeiten war ich ein Woiwoden-Söldner. Und ja, ich überquerte nie fließendes Wasser. Das war meine Strategie. Wenn der Eindringling kam, wartete ich und ließ ihn das Wasser überqueren – um ihn auf meiner Seite niederzumetzeln. Vielleicht stammt die Legende daher, von den Ufern von Dunarea, Motrul und Siretul. Und ich habe gesehen, wie diese Flüsse sich rot färbten, Dragosani ...
    Während dieser Erklärung hatte Dragosani sich seiner Hauptfrage genähert. Jetzt warf er ohne Pause ein: »Du trinkst das Blut der Lebenden! Es ist eine Gier, die dich beherrscht. Ohne Blut stirbst du. Deine vollkommen böse Natur fordert, dass du dich vom Leben anderer nährst. Blut ist Leben.«
    Lächerlich! Was das Böse betrifft, das ist eine Geisteshaltung. Wenn man das Böse akzeptiert, akzeptiert man auch das Gute. Vielleicht weiß ich nur wenig von deiner Welt, Dragosani, doch zu meiner Zeit gab es nur sehr wenig Gutes! Und was das Bluttrinken betrifft: Isst du Fleisch? Trinkst du Wein? Natürlich! Du verzehrst das Fleisch der Tiere und trinkst das Blut der Reben. Und ist das vielleicht böse? Zeige mir ein lebendes Geschöpf, das sich nicht von niederen Lebensformen ernährt. Diese Legende entspringt meiner Grausamkeit, das gebe ich zu, all des Blutes wegen, das ich zu Lebzeiten vergoss. Warum ich so grausam war? Ich ging davon aus, dass meine Feinde nicht mehr gegen mich ziehen würden, wenn sie mich für ein Ungeheuer hielten. Und so wurde ich denn ein Ungeheuer! Wenn meine Legende nun schon so lange andauert und derart mit Furcht belegt ist, dann habe ich wohl recht getan!
    »Das beantwortet nicht meine Frage. Ich ...«
    Und ich ... bin jetzt müde. Weißt du, was mich das kostet, diese Art der Inquisition? Hältst du mich für eine deiner Leichen, Dragosani? Ein angemessener Fall für eine nekromantische Untersuchung?
    Da kam Dragosani ein Gedanke – doch sofort unterdrückte er ihn. »Eine letzte Frage«, sagte er finster.
    Nun gut, wenn es denn sein muss.
    »Die Legende besagt, dass der Biss eines Vampirs gewöhnliche Menschen in Blutsauger verwandelt. Wenn du mir das Blut aussaugst, würde ich dann zu dem werden, was du bist – untot?«
    Eine lange Pause, während der Dragosani so etwas wie Verwirrung wahrnahm, ein stummes Ringen um Antwort. Und schließlich antwortete die Stimme: Es gab eine Zeit, als die Welt noch jung war und in den Wäldern große Fledermäuse und andere längst vergessene Geschöpfe lebten. Die meisten wurden von einer Krankheit ausgerottet, einer ungewöhnlichen und schrecklichen Krankheit, doch einige lernten, damit zu leben. Zu meiner Zeit gab es eine Gattung, die sich vom Blut anderer Tiere nährte, und auch von dem der Menschen. Da die Fledermäuse die Überträger der Krankheit waren, gaben sie diese mit jedem Biss weiter, und die infizierten Opfer nahmen bald Eigenheiten an, die –
    »Hör auf!«, sagte Dragosani. »Du meinst die Vampirfledermaus, die noch heute in Mittel- und Südamerika existiert? Offenbar. Die Krankheit heißt Tollwut. Aber ... ich kann keinen Zusammenhang sehen.«
    Das Ding im Boden ignorierte die Skepsis Dragosanis und fragte: Amerika?
    »Ein neuer Kontinent«, erklärte Dragosani. »Zu deiner Zeit war er noch nicht entdeckt. Er ist groß und reich und ... sehr, sehr

Weitere Kostenlose Bücher