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Auferstehung 4. Band (German Edition)

Auferstehung 4. Band (German Edition)

Titel: Auferstehung 4. Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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Angelegenheit sagen kann! Doch nun erzählen Sie mir auch ein bischen, was bei Ihnen in Europa, in Petersburg, in Moskau vorgeht!«
    Und nun drang der Gouverneur mit verschiedenen Fragen in Nechludoff, weniger, um sich zu unterrichten, als um gleichzeitig seine Wichtigkeit und seine Freundlichkeit zu zeigen.
    »Und wo wohnen Sie hier? Bei Dukoff? Man logiert da nicht übel, doch so gut wie das »Sibiria-Hotel« ist es nicht! Aber hören Sie mal,« fügte der Gouverneur hinzu, als Nechludoff sich verabschieden wollte, »sagen Sie mal, Sie kommen doch zu uns zum Diner? Um fünf Uhr! Nicht wahr, Sie sprechen englisch?«
    »Ja, ich spreche englisch!«
    »Na, schön, das trifft sich ja wunderbar! – Denken Sie sich, wir haben in diesem Augenblick einen Engländer hier, einen Reisenden. Er hat in Petersburg die Erlaubnis erhalten, unsere Gefängnisse und unsere Rastgebäude zu besuchen. Und er speist heute Abend gerade bei uns! Kommen Sie ganz bestimmt. Sie würden uns sicherlich sehr zu Dank verpflichten! Und bei der Gelegenheit werde ich Ihnen auch die Antwort wegen dieser Frau mitteilen, die auf ihre Begnadigung wartet, und wir sprechen auch noch über Ihren Kranken! Ich werde sehen, ob es nicht möglich ist, etwas für sie zu thun!«

Einundzwanzigstes Kapitel
    Als Nechludoff von dem Gouverneur Abschied genommen, begab er sich nach der Post. Er fühlte sich in besserer Stimmung und mehr zur Thätigkeit aufgelegt, als er es seit langer Zeit gewesen war.
    Das Postbureau befand sich in einem großen gewölbten, dunklen und feuchten Saale. Hinter den Gittern saßen etwa ein Dutzend Beamte; die meisten plauderten miteinander, während sich in dem für das Publikumbestimmten Raum eine ungeduldige Menge stieß und drängte. An der Thür brachte ein alter Beamter seine ganze Zeit damit zu, unzählige Couverts abzustempeln, die ihm einer seiner Kollegen hinreichte.
    Nechludoff brauchte nicht lange zu warten. In diesem Bureau, wie überall, verschaffte ihm seine vornehme Kleidung einen Vorzug, und einer der schwatzenden Beamten gab ihm sofort ein Zeichen, er könne nähertreten. Nechludoff reichte seine Karte, und der Beamte übergab ihm ehrfurchtsvoll die umfangreiche Post, die für ihn lagerte.
    Unter dieser Post waren mehrere Wertbriefe und andere Briefe, einige Bücher, Broschüren und Zeitungen. Um wenigstens auf alles einen Blick werfen zu können, setzte sich Nechludoff auf eine Holzbank neben einen Soldaten, der hier mit einem Register in der Hand wartete. Unter den Briefkouverts fiel ihm ganz besonders eins auf, ein großes Kouvert mit höchst imposantem großem Siegel. Er öffnete das Kouvert, blickte nach der Unterschrift, und sofort fühlte er, wie das Blut ihm ins Gesicht schoß und sein Herz zum Zerspringen klopfte. Der Brief trug die Unterschrift Selenins, des früheren Freundes Nechludoffs, der jetzt Staatsanwalt am Senat war; und dem Briefe war ein amtliches Schreiben beigefügt. Es war die Antwort auf das Gnadengesuch der Maslow.
    Wie lautete diese Antwort? War es eine Verwerfung? Nechludoff brannte darauf, es zu erfahren, und doch wagte er nicht, den Brief zu lesen, aus dem er es ersehen mußte. Endlich fand er die Kraft, die wenigen Zeilen zu entziffern, die ihm Selenin schrieb, und nun stieß er einen Seufzer der Erleichterung aus. Das Gnadengesuch der Maslow war bewilligt!
    »Lieber Freund!« – schrieb ihm Selenin – »unsere letzte Unterredung hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen, Du hattest hinsichtlich der Maslow Recht. Ich habe ihre Angelegenheit genau studiert, und bemerkt, daß ihre Verurteilung das Ergebnis eines offenbaren Irrtums war. Leider war es unmöglich, das Urteil kassieren zu lassen; deshalb habe ich mich an die Begnadigungskommission gewendet und mit Freuden erfahren, daß das Gesuch deines Schützlings sich schon dort befand. Gott sei Dank, habe ich die Sache durchsetzen können und schicke dir angeschlossen die Kopie des Dekrets; ich schicke es dir unter der Adresse, die mir die Gräfin Katharina Iwanowna eben gegeben. Was das Dekret selbst betrifft, so ist es an die Maslow nach der Stadt geschickt worden, in der das Urteil gefällt wurde; doch ich glaube, man hat es ihr nachgesandt, und es dürfte deinem Schützling wohl bald zugestellt werden. Ich will dir jedenfalls diese gute Nachricht schnell mitteilen und schüttle dir freundschaftlich die Hand. Dein Sclenin.«
    Was Dekret, dessen Abschrift Selenin Nechludoff schickte, lautete folgendermaßen:
    »Kanzlei Sr.

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