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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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dem Alter? Das ist doch total normal. Nicht toll, aber kein Drama. Jedenfalls kein Grund, mich hier anzurufen. Morgen bin ich wieder da, dann können wir reden. Ich komm vorbei.«
    Ich bin fassungslos, und er legt auf, bevor ich noch irgendetwas sagen kann. Christoph findet Kiffen normal. Ausgerechnet Christoph. Mister Konvention. Mister Gutes-Benehmen. Der Golf spielende Superanwalt. Was nun? Knöpfe ich mir Mark alleine vor, oder warte ich, bis Christoph erscheint?
    Ich verschicke erst mal meine SMS. Genau so, wie Sabine es vorgeschlagen hat. Normalerweise bin ich gut im Texten, schließlich ist es mein Beruf, aber heute scheint mein Hirn leer. Die Sabine-Variante wird es schon tun. Also schreibe ich: Selbstverständlich bin ich spontan – schön und spontan. Wieso fragst Du eigentlich?
    Das »Wieso fragst Du eigentlich?« ist meine Ergänzung. Man wird ja mal neugierig sein dürfen. Ich drücke auf Senden, und weg ist die SMS. Vielleicht hätte ich das mit dem »Wieso eigentlich« doch weglassen sollen. Zu spät.

    »Mama«, höre ich da ein sehr kleinlautes Stimmchen. Mein Sohn. Frischgeduscht und in Jogginghose und T-Shirt sieht er fast wieder aus wie mein kleiner süßer Sohn aus lang vergangenen Zeiten.
    »Setz dich!«, sage ich und mache ein ernstes Gesicht, obwohl ich ihn in dem Moment am liebsten knuddeln würde. Um angemessen streng zu gucken, rufe ich mir den Rosenstrauch und die Kotzwäsche, die ich vor wenigen Minuten in die Maschine gepackt habe, ins Gedächtnis.
    »Mama, du musst mal hochkommen, irgendwie hat der Opa ein Problem, aber er will mich nicht ins Zimmer lassen, und er sagt auch nicht, was los ist. Du sollst kommen! Schnell wenn’s geht!«
    Rudi! Den hatte ich ja total vergessen. Was für ein Glück für Mark. So ist er kurz mal raus aus der Schusslinie.
    »Bleib du hier sitzen! Ich komme gleich wieder. Ich guck nur mal schnell, was Opa da oben angestellt hat. Und dann reden wir zwei. Glaub nicht, dass ich das vergesse!«, ermahne ich ihn. »Rühr dich nicht von der Stelle!«
    Ich klopfe an die Zimmertür meines Schwiegervaters. Er öffnet die Tür einen Spaltbreit, und ich sehe sofort sein sehr zerknirschtes Gesicht.
    »Andrea, die Irene und isch habe e Problem. En Problem, des uns sehr unangehm is!«
    »Braucht ihr jemanden zum Reden?«, frage ich.
    »Ne, net zum Rede, mer zum Helfe. Abä es is, wie gesacht, unangenehm!«
    »Jetzt lass sie halt rein«, höre ich da die Stimme von Irene. »Es ist peinlich, aber ich will hier ja net den ganzen Sommer verbringen!«
    »Is der Bub fort?«, erkundigt sich Rudi, und als ich nicke, öffnet er die Tür.
    Das Bild, das sich mir bietet, ist bizarr. Irene liegt im Bett – zugedeckt, nur ihr Kopf und ihre Arme gucken raus. Ihr Kopf ist puterrot. Kein Wunder, denn ihre Handgelenke sind über ihrem Kopf am Bett befestigt. Mit Handschellen! Ich weiß nicht, wem diese Situation peinlicher ist.
    »Des is das Peinlichste, was mir im ganzen Leben passiert ist, des Allerpeinlichste überhaupt!«, jammert Irene direkt los.
    »Rudi, Irene, was soll ich denn jetzt hier? Wollt ihr mir Anregungen liefern!«, versuche ich es mit einem Scherz.
    »Isch halte das net mer lange aus!«, stöhnt Irene nur.
    »Ja, dann mach sie halt los, Rudi! Und tu was, damit dieses Bild sofort wieder aus meinem Kopf verschwindet.«
    »Ja meinst du, isch wörd disch hole, wenn isch se allein losmache könnt? Meinst du, isch wollt, dass du des siehst? Du musst mer verspresche, dass de des kaanem sachst! Ach net dem Christoph. Andrea, bitte!«
    Natürlich verspreche ich es, kann aber nicht anders, als mir direkt vorzustellen, wie gut Sabine diese Geschichte gefallen wird.
    »Wo ist denn euer Problem?«, will ich es jetzt mal genau wissen.
    »Mir tun die Handgelenke so weh. Mach doch was, Rudi! Ich häng hier jetzt schon zwei Stunde!«, stöhnt Irene auf.
    »Der Schlüssel, Andrea, der Schlüssel von dene Handschelle is uns runnergefalle, der is winzisch, en winzisch Schlüsselscher, und mer komme net dran, weil die Matratze so tief dörschhängt. Aaner muss die Irene anhebe, un dann könnte mer mit em Besen an de Schlüssel ran un den unnerm Bett wieder hervorfege. Aber allein schaff isch des net mit maam schlimme Rücke, un mir is kaaner aagefalle den isch sonst frache könnt. Mir warn kurz devor, die Feuerwehr zu rufe, aber des wollt die Irene net.«
    Da kann ich Irene sehr gut verstehen. Allein die Vorstellung: Zwei Uniformierte, die ein Seniorenpärchen aus ihrer Sado-Falle

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