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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Holger, meinem Bub. Wenn der des erfährt, des wär mein Untergang. Mer will doch net, dess die Kinner ein so sehn!«
    Ach, die Kinder nicht, aber ich schon! Schwiegerkinder scheinen von dieser Regel ausgenommen.
    »Ja, dann bleibt nur die Sackkarre, Irene. Stell dir vor, du bist in der Turnstunde und sollst dich zusammenrollen. Zieh die Beine, so weit es geht, mit angewinkelten Knien Richtung Nase. Roll dich zusammen. Und nicht erschrecken, ich nehme jetzt die Decke weg.«
    Genau das tue ich dann auch. Irene erschreckt sich weniger, als ich mich erschrecke. Nun weiß ich, warum Rudi Irene Hasenpuschel nennt. Auf ihrer Unterhose prangt mitten auf dem Po ein rosa Puschel. Wo um alles in der Welt kann man so etwas kaufen? Oder hat sie den selbst, als kleinen Gag, für ihren Schatzi aufgenäht? Ein rosa Puschel auf einer Netzunterhose.
    »So was hab ich sonst nicht an«, verteidigt sich Irene.
    Das glaube ich ihr sogar, und immerhin ist es mehr, als sie obenrum trägt. Obwohl ein paar neckische rosa Puschel auf den Brustwarzen das Outfit sicher perfekt komplettiert hätten. Irene jedoch trägt oben ohne. Ihre Brüste sind noch gut in Form. Hut ab, das muss man ihr lassen. Der Anblick macht mir Hoffnung. Immerhin feiert Irene demnächst ihren 70. Geburtstag. Ich werde ihr ein paar Hasenohren zum Aufsetzen schenken, geht es mir durch den Kopf. Jetzt schnell ein Video aufnehmen, ist mein nächster Gedanke, als Irene versucht, sich zusammenzurollen. Ihr rosa Puschel reckt sich gen Zimmerdecke. Ich könnte Tausende von Klicks auf YouTube damit bekommen. Stattdessen schiebe ich meine Sackkarre so vorsichtig wie möglich unter ihren Po.
    »Rudi, auf drei«, gebe ich meinem Schwiegervater Anweisungen.
    Er kniet, den Besen einsatzbereit, auf dem Boden.
    »Sobald ich die Karre oben habe, musst du den Schlüssel erwischen.«
    Teile von Irene liegen inzwischen wirklich auf der Aufladefläche der Sackkarre. Allerdings nur Teile. So beweglich ist man in Irenes Alter dann doch nicht mehr. Ich bin mir sicher, auch ich hätte Schwierigkeiten. Ich sollte dringend Yoga machen. Yogis hätten hiermit keinerlei Probleme. Die könnten wahrscheinlich entspannt auf der Ladefläche der Sackkarre ein Mittagsschläfchen halten.
    Rudi kichert. »Du siehst zum Anbeißen aus, Hasenpuschel!«, zwitschert er.
    »Rudi, das will ich nicht hören!«, werde ich jetzt streng und fange an zu zählen. Bei Drei kippe ich die Karre und damit auch Irene. Ihre Arme verdrehen sich, und sie schreit. »Au, das tut weh!«
    Vor Schreck lasse ich die Karre runter. Beim zweiten Versuch schaffen wir es. Triumphierend hält Rudi das Schlüsselchen in der Hand.
    »Jetzt brauch ich nur noch die Lesebrille, und dann bist du wieder frei«, freut er sich und strahlt seine Irene an.
    »Gib der Andrea den Schlüssel, net dess der wieder unnerm Bett landet!«, herrscht sie ihn an.
    Ich schließe die Handschellen auf (was auch für mich ohne Lesebrille nicht ganz leicht ist), und Irene ist befreit. Spontan gibt sie mir einen Kuss. »Das werde ich dir nie vergessen!«, betont sie.
    Ich hoffe, ich schon!
    »Du hast was bei uns gut, Andrea, des weißt de, gell!«, bedankt sich auch Rudi. »Abä du kannst ja eh alles von mir habe! Und denk dran, was de mir versproche hast. Kein Wort zu niemand.«
    Die Handgelenke von Irene sehen schlimm aus. Das gibt miese blaue Striemen.
    »Tut mir einen Gefallen«, bitte ich die zwei, »keine gefährlichen Spielchen mehr! Und Irene, mach dir Creme auf die wunden Stellen.«
    Ich schnappe mir die Sackkarre und lasse die zwei, Hasenpuschel und Partner, allein. Diese Szenerie werde ich meinen Lebtag nicht vergessen.

    Mark sitzt brav auf dem Sofa. Als ich die Treppe runterkomme, schiebt er sein Handy schnell unters Sofakissen. Sofort fällt mir meine SMS ein. Ob Rakete schon geantwortet hat? Aber ich zügele meine Neugierde und widme mich meinem Sohn. Eins nach dem anderen.
    »Lass uns reden!«, starte ich mein Mutter-Sohn-Gespräch mit einer kleinen Floskel. »Hast du heute was geraucht? Raus mit der Sprache!«
    »Nein, hab ich nicht! Echt nicht! Ich schwöre!«, antwortet mein Sohn kleinlaut.
    »Du kiffst also nicht?«, frage ich nach und fühle mich schon gleich sehr beruhigt. Alles falscher Alarm. Was für ein Glück.
    »Na ja, das habe ich so nicht gesagt. Du hast gefragt, ob ich heute was geraucht habe – habe ich nicht!«
    Auf Wiedersehen Beruhigung.
    »Ich hab heute echt nichts geraucht. Echt, Mama!«, bekräftigt er seine Aussage noch mal. An

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