Aufgebügelt: Roman (German Edition)
ganz mein Geschmack.
»Kennst du Tom schon lange?«, fragt sie mich.
»Ne, nicht wirklich«, antworte ich ehrlich, ohne Details preiszugeben.
»Ed und ich sind jetzt seit einem Jahr zusammen«, strahlt sie. »Er ist toll!«, ergänzt sie noch. Ich versuche, nicht erstaunt zu gucken, und nicke.
»Es ist ja nicht immer leicht mit den Typen«, redet sie weiter.
Ich nicke wieder. An der Aussage stimmt alles.
»Wir haben uns über Parship kennengelernt. Und seit dem ersten Treffen sind wir zusammen. Ich bin so froh! Ich hatte viel Pech mit Männern«, stöhnt sie.
Ihr Lippenstift passt perfekt zum Nagellack. Auch ein leichtes Apricot. Ihre Zähne schimmern in klarem Weiß. Sie ist wirklich ausgesprochen hübsch. Wenn selbst eine Vorzeigefrau wie Conny Probleme mit den Männern hat, dann läuft da draußen in der Paarungswelt definitiv etwas falsch. Ich starre sie ungläubig an.
»Echt, das war der Horror! Die wollen alle nur mal schnell ab in die Kiste und sind vollkommen beziehungsgestört. Nur keine Verbindlichkeit. Das hat mich so genervt. Ed ist da ganz anders.«
Ed sollte Gott jeden Morgen danken, eine Frau wie Conny erwischt zu haben. In einer Liga spielen die beiden, jedenfalls optisch, nicht. Ed ist nicht nur klein, sondern auch nicht besonders attraktiv. Man sieht, dass er als Jugendlicher mal Hautprobleme hatte, ich tippe auf schlimme Akne, und die Baseballkappe auf seinem Kopf spricht dafür, dass er nicht besonders viel Haar hat. Sei nicht so oberflächlich, Andrea, ermahne ich mich selbst. Vielleicht hat er ein großes Herz, viel Verstand und Humor.
»Bist du denn jetzt die Neue von Tom?«, fragt sie nun.
Tja, was soll ich darauf antworten? Ich habe ja selbst keine Ahnung, was ich für Tom bin.
»Wir sind nicht direkt zusammen, wir haben uns gerade erst kennengelernt«, versuche ich, einigermaßen ehrlich das heikle Thema zu umschiffen.
»Ich hab die Nicki gemocht, aber du kannst ja nichts dafür!«, lächelt sie.
»Wofür denn genau?«, frage ich nach. Das hört sich nicht gut an.
»Ich will jetzt nichts Gemeines sagen, aber der Tom, na ja, der hat es mit der Treue nicht so genau genommen, und irgendwann hat es der Nicki gereicht. Aber es kann ja sein, dass jetzt alles anders ist. Auch Männer können sich ja ändern«, wählt sie eine sehr verbindliche Antwort.
Männer können sich ändern? Eine gewagte These.
»Was ist denn mit den anderen beiden? Steffi und Tini? Kennt ihr euch schon lange?«, beende ich die Tom-Debatte, bevor sie richtig angefangen hat.
Er hatte eine Freundin – das soll vorkommen. Er hat sie angeblich beschissen – das ist unschön, ausgesprochen unschön und spricht nicht für ihn, aber das, was ich hier mache, ist auch nicht gerade moralisch einwandfrei. Immerhin bin ich verheiratet, wenn auch nur noch auf dem Papier.
»Das ist nichts Ernstes oder Festes mit uns«, gebe ich noch ein bisschen mehr Information raus.
»Ach so«, sagt Conny. »Du bist ja alt genug zu wissen, was du tust!«
Nicht gerade eine charmante Bemerkung, aber ich glaube nicht, dass sie es böse gemeint hat. Ermutigend klang es allerdings auch nicht. Was soll’s, ich will mich amüsieren und nicht verloben, denke ich, und dafür wird er ja zu gebrauchen sein. Ich komme noch mal auf Tini und Steffi zurück.
»Und, kennt ihr euch denn schon lange?«, frage ich erneut.
»Wir waren schon zweimal zusammen weg, in Istanbul und Marrakesch. Und Tini und ich gehen zusammen zum Zumba. Aber richtig lange sind wir noch nicht befreundet«, gibt sie mir Auskunft.
Das finde ich erleichternd. Auf eine Gruppe zu treffen, in der sich alle seit Jahren kennen, ist schwierig.
»Sind die denn schon lange mit Will und, ähm, Horst zusammen?«, frage ich weiter.
»Horst und Tini schon seit zwei Jahren. Und mit Will und Steffi ist es kompliziert, die sind mal zusammen und mal nicht, weil der Will ist eigentlich verheiratet, aber da läuft nichts mehr – also das sagt er jedenfalls«, flüstert sie, denn Tini und Steffi sitzen zwei Reihen hinter uns.
Ach, da läuft nichts mehr! Was für eine öde Ausrede. So gewöhnlich.
»Die Steffi denkt, er würde seine Frau verlassen, auf jeden Fall, wenn die Kinder erst mal größer sind. Aber der Ed meint, da macht sie sich was vor. Die Frau vom Will hat richtig Asche – der geht niemals!«, sinniert sie vor sich hin.
Will will also nicht. Er bleibt beim Geld. Wie romantisch. Das Problem hat die kleine Sarah Marie von Christoph immerhin nicht. Meine Kinder sind groß,
Weitere Kostenlose Bücher