Aufgebügelt: Roman (German Edition)
und richtig Asche habe ich auch nicht.
»Ich bin auch verheiratet!«, platzt es aus mir heraus.
»Echt?«, Conny guckt geschockt.
»Ja, aber wir leben getrennt. Mein Mann, also mein Ex hat eine neue Freundin«, füge ich erklärend hinzu.
»Ach so, das ist natürlich dann was anderes«, murmelt sie.
Ja, es ist was anderes, aber trotzdem fühle ich mich mies. Wieder einmal frage ich mich, was ich hier überhaupt mache.
»Du auch einen Sekt?«, reißt mich Conny aus meinen Gedanken. Warum nicht? Ich muss kein Auto mehr fahren, ich will mich amüsieren, und ein wenig Alkohol macht mich vielleicht auch lockerer.
»Gerne!«, sage ich, und die Stewardess reicht uns zwei Gläser.
Kurz danach bin ich anscheinend eingenickt – kein Wunder bei Sekt auf nüchternen Magen – und wache erst auf, als mich eine Stewardess sanft rüttelt.
»Du hast ganz süß geschnarcht und das Essen verpasst!«, lächelt mich Conny an.
Ich wusste gar nicht, dass man auch süß schnarchen kann. Bisher dachte ich, ich würde gar nicht schnarchen. Bin direkt froh, neben Conny und nicht neben Rakete gesessen zu haben. Schnarchend und sicherlich auch noch mit halboffenem Mund.
»Wahrscheinlich der Alkohol. Bin ich tagsüber einfach nicht gewohnt«, rede ich mich raus.
Essen verpasst – ärgerlich. Nicht dass mir eine ausgefallene Mahlzeit schaden würde, aber ich merke, dass ich Hunger habe.
Am Gepäckband treffen wir die Männer wieder.
»Und Kleine, guten Flug gehabt?«, fragt mich Rakete.
Nennt der alle Frauen Kleine? Hat er meinen Namen schon vergessen?
»Ich heiße Andrea, und ja, der Flug war okay, bisschen eng, aber okay«, antworte ich.
»Jetzt geht’s ins Hotel, frisch machen und dann raus ins Leben. Heute Abend haben wir einen Termin, da kannst du mit den Mädels rumstrolchen«, gibt er mir einen kurzen Einblick in die Planung. Mit den Mädels rumstrolchen!
Wir fahren mit dem Taxi in Richtung Istanbul Innenstadt. Was für ein riesiger Moloch diese Stadt ist, wird mir schnell klar. Der Himmel ist bewölkt, alles sieht ziemlich grau aus und gigantisch. Immerhin gibt’s Meer. Ich weiß nicht wirklich viel über Istanbul und beschließe, mir schnellstmöglich einen Reiseführer zu kaufen. Unser Hotel liegt in der Altstadt.
»Ist gute Hotel!«, sagt der Taxifahrer anerkennend.
Zum Glück dürfen wir auch aussteigen und werden nicht, wie im Flugzeug, anderweitig untergebracht. Das Crowne Plaza macht einen ganz ordentlichen Eindruck. Es liegt mitten im Getümmel und hat fünf Sterne. Es ist kein lauschiges kleines Romantikhotel, aber bei fünf Sternen kann es ja so übel nicht sein.
An der Rezeption werde ich aufgeregt. Schlafen wir nun in einem Zimmer, oder gibt’s Einzelzimmer für Rakete und mich? Auch Tini und Conny sind schon ganz rappelig.
»Wir ziehen uns nur schnell um und dann nichts wie in den Basar!«, plappern sie.
»Eins nach dem anderen!«, unterbricht Rakete sie. »Lass uns eine Stunde oder so ausruhen«, er zwinkert den anderen Männern zu, »und dann können wir gerne in den Basar gehen.«
»Gut, dann in einer Stunde hier unten«, sagt Little Ed und schnappt sich seine Conny. »Ich habe uns ein Upgrade organisiert, für eine richtige Suite!«, sagt er genauso laut, dass auch wir anderen es hören können.
Langsam beginne ich, Connys Begeisterung für Ed zu verstehen. Immerhin scheint er großzügig zu sein. Viel mehr kann ich allerdings bisher nicht beurteilen.
Rakete guckt ärgerlich. »Angeber!«, zischt er nur und ruft Ed hinterher: »Manche haben es lieber ein bisschen kuscheliger!« Dann wendet er sich mir zu: »So, Kleine, dann lass uns mal auf unser Zimmer gehen!«
Ich merke, wie ich feuchte Hände bekomme. Eine Stunde mit Rakete auf dem Zimmer. Allein. Ohne meine neue Begleitgruppe. Das ist doch genau das, was du gewollt hast, Andrea, ermuntere ich mich selbst.
Unser Zimmer liegt im ersten Stock zur Straße hin. Es ist klein und laut, aber sauber. Kaum fällt die Tür ins Schloss, umschlingen mich auch schon die Arme von Rakete. Der verschwendet wirklich keine Zeit.
»Jetzt ist der Moment für eine richtige Begrüßung!«, schmunzelt er, und kaum ist der Satz raus, ist seine Zunge auch schon in meinem Mund.
Und ich hatte es richtig in Erinnerung: Er kann küssen. Es macht Spaß. Wahrscheinlich schmecke ich wie eine Schnapsdrossel. Vielleicht ist er gar kein so schlechter Kerl, wie Conny angedeutet hat. Vielleicht war diese Nicki nur nicht die Richtige für ihn. Vielleicht braucht er eine
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