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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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einkaufen: Chloe, Hermès, Gucci, Chanel – alles was dein Herz begehrt!«, mischt sich nun Steffi ein.
    Was dein Herz begehrt! Mein Herz begehrt ganz andere Sachen, aber je länger ich Rakete anschaue, umso weniger Hoffnung habe ich, dass er dazugehört. Man kann auch nicht gerade sagen, dass er sich besonders um mich kümmert oder bemüht. Die Männer stehen zusammen, und es geht um irgendeine Großimmobilie direkt am Bosporus. Mehr habe ich nicht mitbekommen. Rakete scheint mir der Leitwolf der Maklerhorde zu sein.
    Tini schwärmt mit Steffi um die Wette. Markennamen fliegen hin und her.
    »Ich brauche unbedingt eine Céline-Bag«, sagt Tini, »Diese zweifarbige Trapeze-Bag, ihr wisst schon! Am liebsten die mit Blau und Beige!«
    Die beiden anderen nicken, ich habe keinen Schimmer. Céline-Trapeze-Bag? Ich muss unbedingt öfters Instyle und solche Heftchen lesen.
    »In Istanbul gibt es die besten Fakes überhaupt. Da kriegst du jede Tasche nachgemacht, das ist unglaublich. Das können die, die Türken. Ich hol mir diesmal eine Bottega«, kündigt Steffi an.
    Ich kenne Bodegas, aber Bottegas?
    »Was ist mit dir, Andi?«, fragt mich nun Conny.
    Andi? Muss man ein niedliches i am Namensende tragen, um hier dazuzugehören? Andi als Abkürzung für Andrea? Ich gebe ja zu, dass mein Name nicht sonderlich originell ist, aber ich habe mich daran gewöhnt.
    »Vielleicht Prada«, sage ich, einfach um irgendeinen Markennamen ins Spiel zu bringen.
    »Ach«, stöhnt Tini auf, »Prada, ich weiß nicht, Prada ist sooo Neunziger. Wenn, dann lieber Miu Miu!«
    Ich glaube, Prada passt, schließlich bin ich auch ein bisschen Neunziger, sogar eher Siebziger, wenn man es genau nimmt.
    »Ich guck mal, ich habe noch keine Pläne. Vielleicht gehe ich mal in diese Hagia Sophia«, werfe ich einen Brocken Kultur in die Runde. »Aber da wart ihr sicher schon«, ergänze ich.
    Die drei schütteln die Köpfe. Steffi antwortet: »Da hatten wir nicht die Zeit für. Wir haben sie von außen gesehen, aber es gab ’ne Schlange, und wir wollten noch in diesen In-Club zum Chillen, und da haben wir es verschoben. Vielleicht klappt es dieses Mal. Aber dieses klassische Touri-Programm ist ja auch eher öde.«
    In meiner Tasche vibriert es. Nicht zum ersten Mal, seitdem ich hier am Gate sitze. Zum Glück habe ich den Ton ausgestellt. Sechs Anrufe in Abwesenheit. Drei von Mama und drei von Gustav Johannes. Das Ganze nimmt ja richtig Fahrt auf. Anrufe von Mama – ach so, ja klar, sozusagen von mir, also von meinem Handy, Claudia hat es ja gefunden und benutzt es jetzt. Hoffentlich hat sie meine SMSen nicht gecheckt. Mein Geplänkel mit Rakete. Meine SMSen an Sabine. Mir schwant nichts Gutes. Das wird eine schöne Rechtfertigungsorgie erfordern, wenn ich zurück bin. Ich stecke das Handy wieder in die Tasche und schalte es aus. Nicht, dass sie es noch ortet! Man weiß ja nie heutzutage.

    Beim Einsteigen ins Flugzeug trennen sich unsere Wege. Die Business-Class-Bevölkerung hat einen eigenen Rüsselzugang. Und fast nur Rüsselträger biegen dorthinein ab. Haha. Ich weiß, ein billiger Witz – aber stimmt doch, so ist es ja auch.
    Rakete nimmt mich vorher noch mal beiseite und flüstert mir ins Ohr: »Ich freue mich, dich näher kennenzulernen, Andi. Guten Flug, Kleine!« Jetzt sagt der auch schon Andi. Und Kleine! Ich bin ja vieles, aber klein eher nicht.
    »Tja, wir werden sehen!«, antworte ich und versuche, nicht zu schnippisch zu klingen.
    Diese Zweiklassengesellschaft hier an der Rüsseltrennung stinkt mir. Vielleicht hätte sie mir weniger gestunken, wenn ich auch links abgebogen wäre. So rausche ich mit den Massen in Richtung Economy Class. Ich sitze neben Conny. Sie scheint mir nervös zu sein.
    »Ich hasse Fliegen – ich liebe Reisen, aber ich hasse Fliegen. Ich brauche ganz schnell ein Gläschen Schampus!«, erklärt sie da schon. In ihrer Hand hält sie ein abgegriffenes kleines Stoffflugzeug. »Ohne fliege ich nicht, ist mein Talisman«, beantwortet sie meinen Blick.
    »Wird schon gutgehen!«, versuche ich, ein paar tröstliche Worte zu finden.
    Fliegen macht mir keine Angst. Angeblich ist das Flugzeug eines der sichersten Verkehrsmittel, und ich habe beschlossen, das zu glauben. Conny krallt sich in die Armlehne und knetet mit der anderen Hand das reichlich mitgenommene Stoffflugzeug. Ich tätschle ihr den Arm. Sie hat perfekt manikürte Nägel in einem zarten Apricotton. Auf dem Nagel des kleinen Fingers klebt ein Strasssteinchen. Nicht

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