Aufgebügelt: Roman (German Edition)
andere Frau? Vielleicht wäre mit mir alles anders? Vielleicht war sie zu jung, zu unerfahren im Umgang mit Männern?
Er verschenkt keine Zeit. Während er mich weiter küsst, wandert seine Hand meinen Rücken entlang und fährt über meinen Po. Dann dreht er mich abrupt um und drückt mich gegen die Wand. Sein Mund erkundet meinen Hals, sein Penis drängt sich gegen meinen Po, und seine Hände schieben sich, zwischen Wand und mich, auf meine Brüste. Das geht hier aber rasant voran. Nicht nachdenken, Andrea, nicht nachdenken. Lass dich einfach gehen, genieße es. Es fällt mir schwer. Mir schießt einfach zu viel durch den Kopf. Das Zimmer ist taghell. Wenn es jetzt weitergeht, wird das nichts mit der dezenten Sexbeleuchtung. Allein der Gedanke macht mir Angst. Ich hätte mehr Sport treiben sollen.
»Zieh dich aus!«, haucht er da schon.
»Langsam, nur langsam!«, antworte ich und versuche, möglichst lasziv zu klingen.
Er dreht mich um und steuert mich in Richtung Bett. Er gibt mir einen kleinen Schubs, und ich falle in die Kissen. Ich brauche erst mehr Alkohol und weniger Licht und eine Dusche und »Meine super Unterwäsche«, will ich rufen, »die war richtig teuer, die will ihren Einsatz haben«, aber ich liege inzwischen schon auf dem Rücken, und Rakete lässt seine Hose runter. So in Sakko und Unterhose und mit Hose auf den Turnschuhen baumelnd, sieht er fast lustig aus. Ich muss grinsen. Er kickt die Turnschuhe und dann die Hose weg. Ich beäuge möglichst unauffällig seine Unterhose. Natürlich trägt er Boxershorts. Sehr viel mehr kann ich nicht erkennen. Seine Erregung scheint sich in Grenzen zu halten oder das, was sich in der Hose verbirgt, ist eher unterdurchschnittlich. Er bemerkt meinen Blick.
»Der braucht ein bisschen Aufmerksamkeit, Animation«, sagt er und deutet auf seine Boxershorts.
»Vielleicht lieber nachher mit mehr Zeit. Wir wollen ja nichts überstürzen«, antworte ich und versuche, verheißungsvoll zu gucken. »Wir müssen ja auch gleich los – mit den anderen zum Basar!«
»Wir müssen gar nichts!«, grinst er. »Hier kannst du mindestens so viel Entdeckungen machen wie auf dem Basar.«
Irgendwie eine etwas peinliche Bemerkung. Überhaupt ist jetzt alles etwas peinlich. Ich liege in leicht derangierten Klamotten rücklings auf dem Bett, und er steht da, in Boxershorts und Sakko, und überlegt. Eben noch habe ich mich sexy und verrucht gefühlt, jetzt bin ich schockgehemmt. Was erwartet der?
»Ich hebe mir Entdeckungen gerne noch ein bisschen auf!«, antworte ich kryptisch und stehe auf. Er zieht mich zu sich heran. Wir knutschen. Das Knutschen mag ich.
»Na gut!«, sagt er. »Dann habe ich auch noch was, worauf ich mich heute Abend freuen kann! Ich bin mit den Jungs unterwegs, und dann gehen wir auf private Entdeckungsreise!«
Uff! Noch mal eine Schonfrist rausgehandelt. Obwohl ich das Knutschen durchaus genieße, ist der nächste Schritt für mich eine echte Herausforderung. Ich hatte lange keinen Sex mehr – und vor allem lange keinen Sex mehr mit jemand anderem als Christoph. Es ist nur Sex, Andrea, alle tun es. Es ist nichts überhaupt Besonderes, versuche ich mich zu beruhigen. Ein bisschen Gymnastik, und die halt nackt.
»Auf welcher Seite willst du schlafen – wenn wir überhaupt zum Schlafen kommen?«, fragt mich da Rakete und grinst.
»Mir egal«, sage ich, »such du aus!«
Wie komisch. Ich werde an der Seite eines Mannes schlafen, den ich nicht mal kenne. Das ist fast intimer, als Sex miteinander zu haben. Im Schlaf ist man immer nackt – im übertragenen Sinn gesehen. Man hat keine Kontrolle, ist schutzlos. Ach, wir werden sehen! Es kommt, wie es kommt, Andrea! Er überlässt mir die Seite zum Fenster.
»Willst du noch duschen, bevor wir zum Basar gehen?«, fragt er freundlich.
»Auf jeden Fall!«, sage ich und überlege schon, wie ich in diesem Minizimmer das mit dem Umziehen und Zurechtmachen möglichst diskret erledigen kann.
»Gut, dann gehe ich schon mal runter und nehme einen Drink und warte da auf dich«, sagt er, und damit ist immerhin das Problem gelöst.
Vielleicht ist ihm das Ganze ja auch irgendwie unangenehm. Wenn wir erst mal Sex hatten, ist das mit dem Nacktsein bestimmt nicht mehr so dramatisch. Ich bin wirklich ganz schön verklemmt geworden in den letzten Jahren. Allein die Vorstellung, auf Toilette zu müssen, während er sich quasi nur wenige Meter hinter der Klotür befindet – und es läuft kein Fernseher oder keine Musik –,
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