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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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noch hinzu.
    Eine halbe Stunde später, ich bin im Bad und mache mich fertig, kommt sogar eine SMS von meiner Schwester: Mama geht es den Umständen entsprechend ganz gut. Sie ist wach und hat nur noch leichte Sprachstörungen, und der linke Arm will nicht so richtig. Aber die Ärzte sagen, das wird. Sie fragt nach dir! Komm so bald du kannst. Kuss. Brigitta.
    Nun bin ich doch verwundert: Kuss. Brigitta. Das hat sie lange nicht gemacht. Not schweißt zusammen. Dass sie geschrieben hat, Mama fragt nach dir, muss sie Überwindung gekostet haben. Aber sie hat es getan, und es freut mich. Gleichzeitig wird mir umso bewusster, dass ich nicht da bin, wo ich sein sollte. Bei meiner Familie. Mein schlechtes Gewissen ist so riesig, dass man es wahrscheinlich noch aus dem Weltall sehen kann. Google Earth kann es bestimmt orten.

    Die Zeit bis zur Abfahrt zum Flughafen zieht sich. Ich bin angespannt und kann nicht mal mein Frühstücksrührei genießen. Ich lasse die Hälfte stehen, was normalerweise eine Erwähnung bei Wikipedia wert wäre.
    In Windeseile habe ich gepackt und stehe schon eine Viertelstunde vor Abfahrt unten am Treffpunkt vor der Hotelrezeption.
    »Hattest du etwa Chips?«, fragt Rakete konsterniert, als er auscheckt.
    »Ja!«, gestehe ich, und er guckt, als hätte ich Heroin aus der Minibar genommen. »Was bekommst du von mir?«, frage ich und bin genervt.
    Der macht hier Theater wegen einer winzig kleinen Tüte Chips.
    »Lass mal, das erledige ich!«, sagt er in einem Ton, als hätte er mir gerade auch ein hochkarätiges Schraubenarmband überreicht.
    »Danke!«, sage ich, aber nur weil es sich gehört.

    »Das war jetzt schade mit dem Schlaganfall deiner Mutter, sonst hätten wir es uns heute Morgen noch mal so nett wie gestern Morgen machen können!«, bedauert Rakete im Taxi.
    Diese Aussage relativiert alles, was er gestern Nacht richtig gemacht hat. Peinlich. Muss ich mir so etwas anhören?
    »Na, so nett war der Morgen ja dann auch nicht!«, kann ich mir nicht verkneifen.
    »Da hatte ich aber einen anderen Eindruck!«, grinst er und Will lacht.
    Hat der denen etwa alles haarklein erzählt? Egal, ich habe nicht die Absicht, auch nur einen von ihnen wiederzusehen, nicht mal Horst und Tini.
    »An deiner Performance solltest du arbeiten. Geschwindigkeit ist beim diesem Thema nicht entscheidend – nur so als kleiner Tipp!«, bricht es aus mir heraus.
    Er läuft knallrot an, und der Rest der Gruppe im Großraumtaxi kichert.
    War das jetzt zu gemein? Ich schäme mich. Das war unnötig und verletzend, obwohl es natürlich stimmt. Aber vielleicht war es an der Zeit, dass ihm mal eine die Meinung sagt.
    »Danke für die Blumen, aber mit der Chemie zwischen uns steht es halt auch nicht zum Besten! Ich steh normalerweise nicht auf Rubensfrauen!« Ring eröffnet. Der Schlag hat gesessen. Rubensfrauen! Ich mag nicht superschlank sein, aber um Rubens zu gefallen, müsste ich doch noch einiges mehr an Rühreiern und Chips verdrücken. Jetzt bin ich richtig beleidigt, stelle den Schusswechsel aber trotzdem ein. Das ist mir zu blöd. Das habe ich nicht nötig. Rakete! Was es mit dem Spitznamen in Wahrheit auf sich hat, werde ich dezent bei meinen Kolleginnen streuen. Ansonsten kann der mich mal! Schweigend erreichen wir den Flughafen.

    Auch am Gate herrscht Schweigen. Conny und Ed sind zur Abwechslung noch ein bisschen shoppen, und der Rest der Gruppe wartet. Ich habe in der Zwischenzeit noch zweimal probiert, meine Schwester oder Christoph zu erreichen, aber wahrscheinlich sind sie im Krankenhaus und haben ihre Handys ausgeschaltet. Wenn etwas Schlimmes passiert wäre, hätten sie sich gemeldet, tröste ich mich. Eine Ansage am Gate unterbricht meine Gedanken.
    »Leider ist der Flug nach Frankfurt überbucht. Gesucht werden Passagiere, die freiwillig auf die Abendmaschine LH 3654 um neunzehn Uhr fünfzehn wechseln. Wir zahlen eine Entschädigung von vierhundert Euro pro Passagier. Bitte melden Sie sich am Schalter.«
    Das darf ja wohl nicht wahr sein. Die Maschine ist überbucht. Ich kann auf keinen Fall erst heute Abend fliegen, das wäre eine Katastrophe.
    »Vierhundert Euro mal zwei sind achthundert Euro!«, sagt Will zu Steffi.
    Phantastisch, wie der im Kopf rechnen kann!
    »Das weiß ich!«, antwortet die, auch nicht sonderlich beeindruckt von Wills Rechenkünsten.
    »Für achthundert Euro bleibe ich doch gern noch ein Weilchen hier sitzen! So leicht verdiene ich mein Geld sonst nicht! Das ist ein prima

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