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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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hinter mir geschlossen, klingelt mein Handy. Nicht das erste Mal heute. Ich gehe aber das erste Mal ran. Es ist Christoph.
    »Was willst du denn schon wieder!«, begrüße ich ihn nicht besonders freundlich.
    »Lass das jetzt mal mit deinen Animositäten. Endlich erreiche ich dich! Ich habe dir schon etliche Nachrichten hinterlassen und Sabine auch. Es ist ernst. Deiner Mutter geht es schlecht. Sie hat hier angerufen, und ich bin direkt hin und habe den Notarzt gerufen. Sie liegt jetzt hier in der Höchster Klinik, und anscheinend hatte sie einen leichten Schlaganfall. Ich bin da und kümmere mich, deine Schwester kommt gleich, aber ich denke, es wäre gut, du würdest auch schnellstmöglich erscheinen. Dein Vater ist auch da, aber er ist völlig von der Rolle. Ich hatte schon Angst, der landet gleich im Bett neben ihr vor lauter Aufregung.«
    Scheiße. Scheiße. Scheiße. Mit so etwas hätte ich natürlich nie gerechnet. Meine arme Mama. Was tue ich hier? Und vor allem, wie komme ich hier schnell weg, ist die entscheidende Frage.
    »Wann kannst du hier sein?«, erkundigt sich da auch schon Christoph.
    Mein Flieger geht morgen Vormittag, und ich bezweifle stark, dass es heute Abend oder in der Nacht noch Möglichkeiten gibt. Leider bin ich nicht im Besitz eines Privatjets, und selbst Mister Großkotz Ed ist von solchen Dingen weit entfernt.
    »Vor morgen werde ich es nicht schaffen!«, stöhne ich und bin echt verzweifelt.
    Mama! Bei allem Gezacker und Generve – eine Mama ist eine Mama, und das hier ist meine, und ich habe nur die eine.
    »Andrea, was ist denn mit dir los? Ist der Westerwald abgeriegelt, oder was läuft da?«, fragt Christoph entsetzt.
    Es ist an der Zeit, mit dem Lügen aufzuhören.
    »Ich erkläre dir alles, wenn ich da bin. Aber ums schon mal ehrlich zu sagen, ich bin nicht im Westerwald, sondern etwas weiter weg, genauer gesagt in Istanbul!«, rücke ich so langsam mit der Wahrheit raus.
    »Irgend so was habe ich mir schon gedacht, Andrea«, sagt Christoph nur.
    Es ist nett, dass er die Situation nicht ausnutzt. Er hätte allen Grund, mir einen kleinen Vortrag zu halten.
    »Ich bleibe heute hier, Andrea. Und du kommst direkt vom Flughafen her. Soll ich dich abholen?«
    »Nein danke. Das ist wirklich nett von dir – alles ist wirklich nett von dir, aber ich habe das Auto am Flughafen. Ich lande gegen zwölf Uhr mittags und komme sofort. Und dann sehen wir weiter.«
    »Gut, Andrea. Vielleicht ist es dann auch an der Zeit, mal wieder zu reden. Wir müssen uns doch nichts vorlügen, das ist doch traurig nach so langer Zeit«, murmelt er und klingt tatsächlich bedrückt.
    »Küss meine Mama, und rede mit den Ärzten, und halte mich auf dem Laufenden, ruhig auch mitten in der Nacht. Ich werde deine Anrufe nicht mehr ignorieren – es tut mir echt sehr, sehr leid!«, betone ich noch einmal.
    »Ist schon okay – dafür hat man Familie!«, sagt er nur, und auf einmal weiß ich wieder, was ich immer an ihm geschätzt habe.
    In der Not ist er wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung. Er ist ein Mann, der tatkräftig sein kann. Und er hat Familie gesagt. Wir sind also immer noch seine Familie. Bei all den schlechten Nachrichten, ist das doch mal eine gute.

    Eins ist klar – der Abend ist für mich definitiv gelaufen. Ich kehre nur noch mal an den Tisch zurück, um zu sagen, dass ich ins Hotel fahre.
    »Bist du beleidigt?«, fragt mich Rakete verwundert.
    »Nein, meiner Mutter geht es schlecht. Sie hatte einen Schlaganfall und ist im Krankenhaus, da kann ich nicht hier rumsitzen und Sekt schlürfen!« entgegne ich und merke, wie mir die Tränen kommen. Alle sind betroffen.
    »Ich kann hier jetzt nicht weg – hast du Geld für ein Taxi?«, zeigt sich Rakete ansatzweise teilnahmsvoll.
    »Keine Lira!«, sage ich und er greift in seine Hosentasche. Immerhin.
    Tini bietet mir sogar an, mitzukommen. Das weiß ich zwar sehr zu schätzen, lehne aber ab.
    Innerhalb weniger Minuten sitze ich im Taxi zum Hotel. Jetzt fließen die Tränen. Ist das die Strafe für meinen Ausflug? Werden kleine Sünden sofort bestraft? Reiß dich zusammen, Andrea, schimpfe ich mich selbst. Das ist doch totaler Quatsch! Das ist einfach ein Unglück, das jederzeit passieren kann. Ich muss Birgit, meine Schwester, anrufen. Und meinen Bruder. Wieso ist der eigentlich nicht in der Klinik? Seltsam. Der ist doch eigentlich das totale Mama-Kind. Eins nach dem anderen, versuche ich die Nerven zu behalten, während mir die Tränen

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