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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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Polizeichef ihm ins Wort. »Hab’ ich’s doch gewusst: Besoffen in den See gefallen …«
    »Jetzt ist es aber gut, Herr Nonnenmacher!«, fuhr Schönwetter dazwischen. »Fangen Sie meinetwegen Ihre Fliegen, aber lassen Sie jetzt bitte den Kollegen hier berichten, verdammt! – Also, bitte«, erteilte er dem Arzt erneut das Wort.
    »Abgesehen von Alkohol konnten wir im Blut der Toten neben verschiedenen anderen Drogen das Rauschmittel Gammahydroxybuttersäure feststellen, kurz auch GHB genannt. Besser bekannt ist es als …«
    »Liquid Ecstasy«, sagte Anne Loop leise.
    »Genau!« Der Arzt lächelte ihr zu, was in Sepp Kastner, der direkt neben Anne saß, ein kurzes Eifersuchtsgefühl hervorrief, und fuhr dann fort: »Liquid Ecstasy ist eine Substanz mit euphorisierender Wirkung, die in den vergangenen Jahren immer mehr den Ruf einer Vergewaltigungsdroge bekommen hat. Entdeckt 1961 in Frankreich, sollte der Stoff zunächst als Antidepressivum eingesetzt werden. Doch GHB hat massive Nebenwirkungen. Auch deshalb hat man es verboten. Heute werden vor allem die artverwandten Substanzen GBL oder BDO konsumiert. Sie haben annähernd die gleiche Wirkung, erzielen aber insbesondere in Verbindung mit Alkohol völlig unkontrollierbare und gefährliche Wechselwirkungen. Mit Ecstasy hat das Ganze in chemischer Hinsicht übrigens rein gar nichts zu tun. Allerdings wirkt es ähnlich wie diese viel bekanntere Droge. Zum Beispiel nimmt man während des Rauschs Sinneseindrücke verstärkt wahr. Auch soll Liquid Ecstasy die sexuelle Leistungsfähigkeit erhöhen.«
    Kastner horchte auf, allerdings nicht lange, denn just in diesem Moment schmetterte Nonnenmacher eine kapitale Schmeißfliege mit einem Überkopfschlag quer durch den Raum an die Fensterscheibe, wo ihre Überreste grün und rot schimmernd kleben blieben.
    »In höheren Dosen verabreicht kann GHB zu komatösem Schlaf führen. Die Wirkung tritt nach fünfzehn bis dreißig Minuten ein. Wir alle haben schon von Fällen gehört oder gelesen, in denen das Betäubungsmittel Frauen in der Disco ins Getränk gemischt wurde. Nach dem Konsum werden diese dann bei vollem Bewusstsein willenlos und zu wehrlosen Objekten ihrer Peiniger. Sie können sexuell missbraucht werden, wissen hinterher aber nicht mehr, was war.«
    »Könnte es sein, dass Madleen Simon eine Überdosis bekommen hat?«, erkundigte sich Anne nun; sie hatte trotz Nonnenmachers lächerlicher Aktion die ganze Zeit aufmerksam zugehört.
    »Das ist gut möglich. Denn je nach Dosierung kann Liquid Ecstasy auch tödlich wirken«, antwortete der Mediziner.
    »Haben wir eine Möglichkeit, das herauszufinden – ob sie daran gestorben ist oder nicht?«, schaltete sich jetzt Sebastian Schönwetter ein.
    »Ich fürchte, nein. Der Nachweis ist überhaupt schwierig. Der Körper baut GHB innerhalb von zwölf Stunden ab. Wir konnten wirklich nur eine minimale Menge feststellen.«
    »Aber dadurch, dass Sie noch Reste der Substanz feststellen konnten, muss Madleen Simon das Zeug spätestens in den frühen Morgenstunden eingenommen haben«, warf Anne in die Runde. »Oder sehe ich das falsch?«
    »Nein, das sehen Sie ganz richtig«, meinte der Arzt.
    »Die Frage ist also, wie das Gift in den Körper des Opfers kam«, hielt Anne fest.
    »Und das finden wir am ehesten heraus über die Person, die vor ihrem Tod bei ihr war«, sagte Schönwetter.
    »Und das ist vermutlich auch die gleiche Person, die wo mit ihr Sex gehabt hat«, ergänzte Kastner und fragte dann in die Runde: »Wie ist das mit so DNA-Tests? Man könnt’ ja alle Männer im Tal dazu auffordern, dass sie eine Probe abgeben. Freiwillig natürlich.«
    »Unmöglich!«, polterte Nonnenmacher. »Das gibt einen Mordsaufruhr. Außerdem gibt’s viel zu viele Männer im Tal. Da sitzen mir ja nächstes Jahr noch da und sammeln Sperma.«
    »Ich glaube auch, dass es für einen DNA-Test noch zu früh ist«, stimmte Schönwetter dem Dienststellenleiter zu, was diesen zu einem gewichtigen Nicken veranlasste. »Wir sollten zunächst versuchen, den infrage kommenden Personenkreis einzugrenzen.«
    »Müssten wir nicht als Erstes die DNA dieses Mannes überprüfen, der die Leiche gefunden hat?«, schlug Anne vor.
    »Der Veit?«, blaffte Nonnenmacher die Kollegin an. »Der hat mit der Sache garantiert nix zum tun. Außerdem ist es ja klar, dass von dem DNA an der Leiche sein muss, weil der hat sie ja schließlich rausgezogen aus dem Wasser.«
    »Schon, aber dann dürften die Spermaspuren in

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