Aufregende Leidenschaft
er. „Aber dann müsste ich auch meinen nutzlosen Sohn töten lassen, und das bringe selbst ich nicht fertig.“ Er wandte sich dem unglücklichen Vinnie zu. „Du bist zu schwach für das Leben, das wir führen. Geh zurück auf die Universität, schließe dein Jurastudium ab, und danach kannst du für mich arbeiten. Vielleicht gehst du ja mit Zahlen und juristischen Fragen geschickter um als mit unbezahlbaren Kunstgegenständen.“ Er sah zu Lucy hinüber und seufzte. „Und bring deine Frau mit nach Hause, damit wir sie willkommen heißen können. Aber nicht die da“, sagte er grimmig und zeigte auf Sally. „Die ist eine Plage und ein Fluch.“
„Das finde ich auch“, murmelte Vinnie.
„Ich auch“, sagte James, weil er einfach nicht widerstehen konnte.
Sally stand neben dem Rollstuhl ihres Vaters, und zu James’ Überraschung hob sie nicht einmal den Blick, um ihn wütend anzusehen. Ihre Schultern waren gebeugt, und zum ersten Mal schien eine Situation ihr die Sprache zu verschlagen. Er wollte die Arme um sie legen, ihr Kinn anheben, sie küssen und ihr sagen, dass er nur einen Scherz gemacht hatte. Dass sie stolz auf sich sein konnte, auch wenn es sie beide fast umgebracht hatte. Aber er rührte sich nicht.
Dies war seine Chance, die Freiheit wiederzuerlangen. Vermutlich seine letzte Chance. Er konnte es sich nicht leisten, sie ungenutzt verstreichen zu lassen.
Die Calderinis gingen hinaus, folgten dem alten Mann im Gänsemarsch und ließen nur Vinnie zurück. Alf war der Letzte, und er drehte sich noch einmal zu James um.
James nickte, und es war wie eine stumme Übereinkunft. Auch wenn zwischen den Calderinis und den MacArthurs ab jetzt ein Waffenstillstand herrschte, für diese beiden Männer war die Schlacht noch nicht zu Ende.
„Nun, Marietta“, sagte Isaiah schließlich. „Du bist noch immer für eine Überraschung gut. Warum um alles in der Welt hast du den Falken gestohlen?“
Marietta nahm Jenkins den Rollstuhl aus den Händen. „Würdest du mir glauben, wenn ich dir sagte, dass ich ihn für dich vor den Calderinis schützen wollte? Und dass ich ihn hergebracht habe, um meinen Töchtern das Leben zu retten?“
„Nicht einen Augenblick lang“, erwiderte Isaiah.
Marietta zuckte mit den Schultern. Sie sah plötzlich sehr jung und sehr frech aus, und James wusste, woher Sally ihre Liebe zur Fantasie hatte. „Würdest du glauben, dass ich den Calderinis den Falken übergeben wollte, um mir ein nettes Sümmchen zu verdienen?“
„Das klingt schon wahrscheinlicher. Warum hast du es dir anders überlegt?“
„Habe ich nicht. Ich kannte ihren Ruf gut genug, um zu wissen, dass meine Töchter nicht in Lebensgefahr waren. Schätze, ich hätte einiges herausholen können“, sagte sie wehmütig.
Isaiah strich ihr tröstend über die Hand. „Mach dir nichts draus, Liebste. Du wirst einen anderen Weg finden, schnell reich zu werden. Und vergiss nicht, deine Tochter hat gerade in eine sehr wohlhabende Familie eingeheiratet. Daraus müsste sich etwas Profit schlagen lassen.“
„Du warst schon immer in der Lage, alles positiv zu sehen“, sagte Marietta liebevoll und schob ihn zur Tür. „Für dich hat jede Wolke einen Silberstreif.“
Sally hob kurz den Kopf, und James sah etwas von ihrem alten Feuer. „Es gibt sogar noch bessere Neuigkeiten, Marietta“, rief Sally ihren davoneilenden Eltern nach. „Lucy macht dich zur Großmutter.“
Mariettas Aufschrei war noch zu hören, als die Tür sich längst wieder geschlossen hatte. Vinnie war zu Lucy geeilt und hatte sie schützend in die Arme genommen. Keinem von beiden schien es etwas auszumachen, dass sie nicht allein im Raum waren. James sah Sally an, in die hoffnungsvollen Augen, und er hasste sich dafür, dass er die Flamme löschen musste. Aber er hatte keine andere Wahl.
„Wie’s aussieht, bekommt deine Schwester doch noch ihr Happy End“, sagte er und sehnte sich nach einer Zigarette.
„Und du?“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Du kennst mich. Ich glaube nicht daran“, sagte er kühl. „Hör zu, ich muss zurück in die Stadt. Es gibt da ein paar Sachen, die ich nicht anbrennen lassen darf. Wenn es dir nichts ausmacht, nehme ich den Wagen. Du kannst dich ja von deinen Eltern mitnehmen lassen.“
Sally öffnete den Mund, um zu protestieren, doch dann legte sich die Resignation wie ein Schleier über ihr Gesicht. Sie nickte. „Du schickst mir deine Rechnung?“
„Einschließlich fünfundsiebzig Dollar
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