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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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bissig, «wenn Sie immerzu Witwen mit Kindern einstellen. Da müssen Sie auf diese ewigen Störungen schon gefaßt sein. Und aus irgendeinem Grunde scheinen häusliche Sorgen ja immer Vorrang vor der Arbeit zu haben.»
    «Nun», meinte die Dekanin, «bei schwerer Krankheit muß man ja wohl die Arbeit einmal liegenlassen können.»
    «Die Masern bekommen alle Kinder.»
    «Ja, aber der Junge ist nun einmal nicht sehr kräftig. Sein Vater, der arme Mann, hatte Tuberkulose – er ist sogar daran gestorben – und wenn zu den Masern eine Lungenentzündung hinzukommt, was ja oft der Fall ist, kann das schlimme Folgen haben.»
    « Ist denn eine Lungenentzündung hinzugekommen?»
    «Man fürchtet, es könnte eintreten. Er hat die Masern sehr schlimm. Und da er so ein nervöser kleiner Kerl ist, hat er natürlich gern seine Mutter bei sich. Außerdem wäre sie ja sowieso in Quarantäne.»
    «Je länger sie bei ihm ist, desto länger wird sie in Quarantäne bleiben müssen.»
    «Es ist natürlich sehr unangenehm», warf Miss Lydgate sanft ein, «aber wenn Mrs. Goodwin sich in Quarantäne begeben hätte und zum frühestmöglichen Zeitpunkt wiedergekommen wäre – wie sie uns tapfer angeboten hat –, hätte sie sich doch die allergrößten Sorgen gemacht.»
    «Sehr viele Menschen müssen sich wegen irgend etwas Sorgen machen», versetzte Miss Hillyard scharf. «Ich habe mir große Sorgen um meine Schwester gemacht. Es gibt immer Grund zur Sorge, wenn eine Frau mit fünfunddreißig ihr erstes Kind bekommt. Aber wenn es während des Trimesters gewesen wäre, hätte das Ereignis eben ohne mich stattfinden müssen.»
    «Es ist immer schwer zu sagen, welche Pflicht man an die erste Stelle setzen soll», fand Miss Pyke. «Das muß von Fall zu Fall entschieden werden. Ich nehme doch an, daß man, wenn man Kinder in die Welt setzt, ihnen gegenüber auch eine gewisse Verantwortung übernimmt.»
    «Das bestreite ich nicht», antwortete Miss Hillyard. «Aber wenn die häuslichen Pflichten Vorrang vor den beruflichen haben, sollte man die letzteren jemand anderem übertragen.»
    «Aber die Kinder brauchen doch zu essen und etwas anzuziehen», sagte Miss Edwards.
    «Richtig. Dann darf die Mutter eben keine Stelle annehmen, bei der sie außer Haus wohnt.»
    «Mrs. Goodwin ist eine hervorragende Sekretärin», sagte die Dekanin. «Ich würde sie ausgesprochen ungern verlieren. Und es ist doch ein schöner Gedanke, daß wir ihr in ihrer überaus schwierigen Situation helfen können.»
    Jetzt verlor Miss Hillyard die Geduld. «Tatsache ist doch, auch wenn Sie das nie zugeben werden, daß hier jede einzelne einen Minderwertigkeitskomplex gegenüber verheirateten Frauen mit Kindern hat. Sie können noch soviel von Beruf und Unabhängigkeit reden, im innersten glauben Sie ja doch alle, sich vor jeder Frau beugen zu müssen, die ihre animalischen Funktionen erfüllt hat.»
    «Das ist doch absoluter Unsinn», sagte die Quästorin.
    «Es ist wohl nur natürlich anzunehmen, daß verheiratete Frauen ein ausgefüllteres Leben haben», begann Miss Lydgate.
    «Und ein nützlicheres», versetzte Miss Hillyard. «Man sehe sich doch nur mal das Theater an, das hier mit ‹Shrewsbury-Enkeln› getrieben wird! Achten Sie mal darauf, wie Sie hier alle aus dem Häuschen geraten, wenn eine unserer Ehemaligen heiratet! Man hört Sie förmlich sagen: ‹Ah, seht ihr, die Bildung macht uns doch nicht untauglich fürs richtige Leben!› Und wenn eine wirklich begabte Absolventin ihre ganze Zukunft hinschmeißt und einen Hilfspfarrer heiratet, sagen Sie halbherzig: ‹Schade! Aber ihr eigenes Leben geht natürlich vor.›»
    «So etwas habe ich nie gesagt!» rief die Dekanin entrüstet. «Ich sage immer, daß es absolut töricht von ihnen ist zu heiraten.»
    «Es würde mich ja gar nicht stören», fuhr Miss Hillyard unbeirrt fort, «wenn Sie offen sagten, daß geistige Interessen zweitrangig sind; aber theoretisch tun Sie so, als ob sie an erster Stelle stünden, und in der Praxis schämen Sie sich ihrer.»
    «Es ist doch überflüssig, sich deswegen so zu erhitzen», sagte Miss Barton, um einem zornigen Einspruch von Miss Pyke zuvorzukommen. «Immerhin haben sich doch wohl einige von uns aus freien Stücken entschlossen, nicht zu heiraten. Und wenn Sie bitte entschuldigen, daß ich das sage –»
    Bei dieser ominösen Redewendung, die stets die Einleitung zu etwas völlig Unentschuldbarem ist, griffen Harriet und die Dekanin hastig in die Diskussion ein.
    «Wenn

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