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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ist einfach ein krankhafter Unruhestifter, der sich so seinen Spaß macht; so ein Grund – wenn man es Grund nennen kann – steckt meist dahinter.»
    «In dem Fall wäre es reine Verrücktheit. Wie diese ungeratenen Kinder, die immer mit dem Mobiliar herumschmeißen, oder Dienstboten, die Gespenster spielen. Apropos Dienstboten, meinen Sie, daß an der Idee, es sei wohl eher jemand aus dieser Schicht, etwas dran sein könnte? Natürlich wäre Miss Barton anderer Meinung, aber immerhin sind einige der verwendeten Ausdrücke doch ziemlich grob.»
    «Ja», sagte Harriet, «aber eigentlich ist keiner dabei, dessen Bedeutung ich zum Beispiel nicht kenne. Ich glaube, wenn man selbst die prüdesten Leute unter Narkose setzte, käme wahrscheinlich ein recht merkwürdiges Vokabular aus dem Unterbewußtsein zutage – überhaupt, je prüder, desto schlimmer.»
    «Stimmt. Ist Ihnen auch aufgefallen, daß in sämtlichen anonymen Briefen nicht ein einziger Rechtschreibefehler ist?»
    «Ja, das habe ich bemerkt. Das deutet wahrscheinlich auf einen einigermaßen gebildeten Menschen hin; obwohl das Gegenteil nicht unbedingt richtig wäre. Ich meine, oft bauen gebildete Menschen absichtlich Fehler ein, so daß Rechtschreibefehler nicht viel bedeuten. Aber richtig zu schreiben, wenn es nicht von selbst geht, ist schwieriger. Ich drücke mich wohl nicht sehr klar aus.»
    «O doch. Jemand, der die Rechtschreibung beherrscht, kann schlechte Rechtschreibung vortäuschen; aber wer sie nicht beherrscht, kann keine gute vortäuschen, sowenig wie ich vortäuschen könnte, eine Mathematikerin zu sein.»
    «Man könnte ein Wörterbuch benutzen.»
    «Dazu muß man erst einmal lernen, damit umzugehen. Ist es nicht ziemlich dumm von unserer Giftspritze, richtig zu schreiben?»
    «Das weiß ich nicht. Gebildete Menschen täuschen oft Ungebildetheit vor und machen das ziemlich schlecht, indem sie leichte Wörter falsch und schwierige Wörter richtig schreiben. Es ist gar nicht so schwer, festzustellen, wann jemand nur so tut als ob. Wahrscheinlich ist es klüger, es gar nicht erst zu versuchen.»
    «Aha, verstehe. Sollte das also die Hausmädchen ausschließen? Aber wahrscheinlich können die viel besser rechtschreiben als wir. Oft haben sie wirklich eine viel bessere Schule. Jedenfalls ziehen sie sich besser an. Aber das hat wohl mit dem Thema nichts zu tun. Unterbrechen Sie mich einfach, wenn ich schwafele.»
    «Sie schwafeln gar nicht», sagte Harriet. «Alles, was Sie sagen, ist vollkommen wahr. Im Augenblick wüßte ich überhaupt niemanden, den man ausnehmen könnte.»
    «Und was », fragte die Dekanin, «wird aus den verstümmelten Zeitungen?»
    «Das geht nicht an», sagte Harriet. «Sie sind um einiges zu schlau. Gerade daran habe ich nämlich auch schon gedacht.»
    «Nun, wir haben uns schon darum gekümmert», meinte die Dekanin in zufriedenem Ton. «Wir haben sämtliche Zeitungen im Dozenten- und im Studentengemeinschaftsraum kontrolliert, seit diese Geschichte uns bekannt geworden war – das heißt ungefähr seit Beginn dieses Trimesters. Bevor etwas ins Altpapier wandert, wird alles anhand der Liste nachgezählt und dann kontrolliert, ob irgendwo etwas ausgeschnitten wurde.»
    «Wer macht das?»
    «Meine Sekretärin, Mrs. Goodwin. Ich glaube, Sie kennen sie noch nicht. Sie wohnt während des Trimesters im College. Ein nettes Mädchen – vielmehr eine nette Frau. Sie ist Witwe, müssen Sie wissen, ziemlich knapp dran, und hat einen zehnjährigen Jungen in der Schule. Als ihr Mann starb – er war Lehrer – hat sie sich hingesetzt und einen Sekretärinnenkurs gemacht und glänzend bestanden. Für mich ist sie einfach unentbehrlich, und so sorgfältig und zuverlässig.»
    «War sie bei der Jahresfeier hier?»
    «Natürlich. Sie – du meine Güte! Sie denken doch nicht – aber meine Liebe, das ist wirklich absurd ! Sie ist der ehrlichste und normalste Mensch, den ich kenne. Und sie ist dem College sehr dankbar, daß es ihr diese Stelle gegeben hat; da würde sie doch nicht das Risiko eingehen, sie wieder zu verlieren.»
    «Trotzdem müssen wir sie auf die Liste der möglichen Tatverdächtigen setzen. Wie lange ist sie schon hier?»
    «Mal überlegen. Fast zwei Jahre. Bis zur letzten Jahrfeier ist ja nichts passiert, wie Sie wissen, und da war sie schon ein Jahr bei uns.»
    «Aber die Dozentinnen und die Hausmädchen, die im College wohnen, sind schon viel länger hier, die meisten wenigstens. Wir können da wirklich keine Ausnahme

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