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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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wasserdichten Nutriamantel, der einem verstorbenen Schuldner gehört hatte. Graubart verbrachte die meisten Stunden des Tages auf dem See. Es war eine Zeit der Stille und Zufriedenheit. Manchmal füllte er das Dingi mit Schilfrohr und Riedgras und hatte noch genug Zeit, um für sein und Marthas Abendessen zu angeln.
    Abends ging er nach Hause zu Martha, in die zwei ärmlichen Kellerräume, die sie mit viel Hingabe in ein Heim verwandelt hatte. Charley und Pitt wohnten außerhalb des Christ Church Colleges, wo sie billigere und heruntergekommenere Quartiere gefunden hatten. Charley, den sie fast täglich sahen, hatte Arbeit in einer Gerberei gefunden; Pitt war zu seiner alten Beschäftigung des Fallenstellens und Schlingenlegens zurückgekehrt und suchte nur selten ihre Gesellschaft.
    Eines Morgens, als er einen Monat für Flitch gearbeitet hatte, begann in einem der ruinösen Türme eine Glocke zu läuten. Es war Neujahr.
    »Heute brauchst du nicht zu arbeiten«, sagte Flitch, als Graubart sich im Ziegenstall zeigte. »Das Leben ist kurz, und du bist ein junger Mann – also geh hin und amüsiere dich.«
    »Was für ein Jahr haben wir, Joe? Ich habe meinen Kalender verloren und weiß nicht mehr, in welchem Jahr wir sind.«
    »Kommt es darauf an? Ich weiß nicht mal genau, wie alt ich bin, und die Jahreszahlen kümmern mich schon lange nicht mehr. Geh du nach Hause zu deiner Martha.«
    Graubart stapfte durch die schlammigen Straßen zurück. Als er die Wohnung betrat, sah er an Marthas Ausdruck, daß etwas Besonderes vorgefallen sein mußte. Sie sagte, dies sei der Tag, wo man die Kinder vom Balliol College öffentlich zur Schau stelle, und sie wolle sich das nicht entgehen lassen.
    »Wir wollen keine Kinder sehen, Martha. Es würde dich nur aufregen. Bleib hier bei mir, wo es warm und gemütlich ist.«
    »Algy, ich will diese Kinder sehen. Ich kann den Schock ertragen. Außerdem ist es ein gesellschaftliches Ereignis.« Sie band sich ein Kopftuch um und sah ihn freundlich aber geistesabwesend an. Er schüttelte den Kopf und nahm ihren Arm.
    »Martha, du bist verrückt. Was hast du davon, diese Kinder zu sehen? Du warst schon immer eine dickköpfige Frau.«
    »Wenn es dich betrifft, bin ich weich wie Wasser, das weißt du.«
     
    Vor der halbverfallenen Festung des Balliol Colleges mit seiner wenig anmutigen neugotischen Fassade hatte man eine Plattform aus Brettern errichtet, und über dem Tor hing die Collegefahne. Vom Turm war nur noch ein Stumpf übrig und zwei große Teile der Fassade waren behelfsmäßig mit neuen Ziegeln geflickt.
    Die Menschenmenge auf dem Vorplatz war die größte, die Martha und Graubart seit vielen Jahren gesehen hatten. Morton machte sie auf einen Mann aufmerksam, der Bücher feilhielt.
    »Sehen Sie, Oxford bleibt weiterhin ein Ort der Kultur und Bildung, bis zum bitteren Ende.«
    Die Zeremonie begann. Verschiedene Würdenträger marschierten, von Wachen flankiert, aus dem großen Haupttor. Einige erstiegen die Plattform, andere bezogen längs des Weges Posten. Der Rektor erschien, ein gebrechlicher alter Mann mit totenblassem Gesicht. Man half ihm die Stufen zur Plattform hinauf. Er hielt eine Rede, bekam einen Hustenanfall und ließ sich von zwei Helfern zu einem Stuhl führen, worauf die Kinder aus dem College zum Vorschein kamen.
    Zuerst erschien das Mädchen. Sie kam keck daher und schaute unbefangen um sich. Auf die Jubelrufe der Menge hin erhellte sich ihr Gesicht; sie erstieg die Plattform und winkte. Sie war völlig haarlos, und die Form ihres Schädels zeichnete sich klar unter der blassen Haut ab. Eins ihrer Ohren war geschwollen oder gewuchert und bildete eine blumenkohlartige rosa Fleischmasse.
    Die Menge war vom Anblick der Jugend erfreut und gerührt. Viele Leute klatschten; andere weinten.
    Dann erschienen die Jungen. Der mit dem verkümmerten Arm sah kränklich aus; sein Gesicht war verkniffen und von gelblicher Färbung, und er stand apathisch auf der Plattform und winkte, aber ohne daß ein Lächeln in seine Züge gekommen wäre. Er mochte dreizehn Jahre alt sein. Der andere Junge war älter und gesünder. Er beobachtete die Menge mit berechnenden Blicken; Graubart betrachtete ihn voller Mitgefühl, denn er wußte, wie wankelmütig und unzuverlässig eine Menge ist. Vielleicht fühlte der Junge, daß jene, die ihm heute zuklatschten oder mit nassen Augen winkten, schon nächstes Jahr auf sein Blut aus sein konnten, wenn der Wind aus einer anderen Ecke blies. So winkte er

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