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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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und lächelte, aber seine Augen machten das Spiel nicht mit.
    Das war alles. Die Kinder verließen unter dem Beifall der Menge das Podium und gingen durch das Spalier der Wachen zurück.
    »Überaus ergreifend«, sagte Morton, und sie begannen sich durch die Masse zu drängen.
    »Ich nehme an«, sagte Martha, »daß der Zweck dieser Zurschaustellung ist, die Leute mit dem Anblick von Kindern vertraut zu machen, damit diese nicht Gefahr laufen, eines Tages verfolgt zu werden?«
    »Die psychologische Wirkung ist häufig genau entgegengesetzt zu dem, was man bewirken möchte«, erwiderte Gavin.
    Sie gingen schweigend durch die menschenleeren Straßen zurück. Als sie das Tor des Christ Church Colleges erreicht hatten, fragte Graubart: »Würden Sie die Schaustellung vor dem Balliol verbieten, Student Morton, wenn es in Ihrer Macht stünde?«
    »Ich würde die menschliche Natur verbieten, wenn es in meiner Macht stünde. Wir sind ein schlimmes Pack, wissen Sie.«
    »So, wie Sie es auf sich genommen haben, Weihnachten zu verbieten?«
    Der Alte zwinkerte Martha zu. »Wir verbieten, was wir für gefährlich halten – ich, Gavin und Vivian hier. Wir praktizieren unsere Weisheit für das Gemeinwohl, verstehen Sie. Ich kann Ihnen sagen, wir haben viele Dinge verboten, die wichtiger sind als Weihnachten.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel das Amt des Dekans«, sagte Student Vivian und entblößte grinsend falsche Zähne.
    »Sie sollten einen Blick in unsere Kathedrale werfen«, meinte Morton gönnerhaft. »Wir haben sie in ein Museum verwandelt, wo wir verbotene Dinge verwahren. Wie wäre es, sollen wir noch einen Rundgang durch unser Museum machen, weil der Tag so schön ist?«
    Gavin und Vivian stimmten zu, und die kleine Gruppe wanderte zur Ostseite des Marktplatzes, wo die Kathedrale einen Teil des Gebäudekomplexes von Christ Church bildete.
    »Das Radio ist eines von den Dingen, die wir in unserer kleinen stillen Gerontokratie nicht haben wollen«, sagte Morton. »Es könnte uns nichts nützen und bloß zu Beunruhigungen führen, wenn wir Nachrichten von der Außenwelt empfingen. Wer will schon die Sterblichkeitsziffern von Paris wissen oder hören, welche Ausmaße die Hungersnot in New York angenommen hat? Und wen interessieren die Wetterverhältnisse in Irland?«
    »Haben Sie denn eine Radiostation hier?« fragte Graubart.
    »Nun, wir haben so einen Lastwagen, der mit Sendeeinrichtungen versehen ist.« Er holte einen riesigen Schlüssel aus der Manteltasche und steckte ihn ins Schloß der großen Flügeltür. Er und Vivian warfen sich gegen das verworfene und gequollene Holz der Tür, und sie gab kreischend nach.
    Martha und Graubart betraten das dämmerige Innere der Kathedrale. Vor ihren Augen, unweit vom Eingang, stand ihr Aufnahmewagen mit den aufgemalten Buchstaben DAZ.
    Graubart rannte darauf zu. »Dieser Wagen gehört mir«, rief er aus und schlug mit der Faust auf die Kühlerhaube. Er und Martha starrten das Fahrzeug wie eine Erscheinung an.
    »Entschuldigen Sie, aber er gehört nicht Ihnen«, widersprach Morton. »Der Wagen ist gemeinsames Besitztum der Studenten dieses Hauses.«
    Graubart öffnete die Tür zum Fahrerhaus, während Martha in eins der Fenster des Wagenkastens spähte. »Nichts ist beschädigt!« rief sie mit geröteten Wangen. »Oh, Algy, fühlst du dich nicht auch in eine andere Zeit zurückversetzt? Nie hätte ich geglaubt, daß ich ihn noch einmal sehen würde! Wie ist er nur hierhergekommen?«
    »Einige der Magnetbänder mit Aufnahmen scheinen zu fehlen. Aber die Filme sind da, wie wir sie zurückgelassen haben! Weißt du noch, wie wir an der Littlemore-Brücke die Sperre durchbrochen haben? Wir müssen damals verrückt gewesen sein! Welch eine Welt liegt zwischen der Gegenwart und der damaligen Zeit! Jeff Pitt wird Augen machen!« Er drehte sich nach Norman Morton und dessen Begleitern um. »Meine Herren, dieser Wagen wurde mir als Hilfsmittel für meine Arbeit von einer Organisation zur Verfügung gestellt, deren Motive sofort Ihre Sympathie gewinnen würden – von einer Forschungsgruppe. Ich wurde gezwungen, ihn gegen Nahrungsmittel zu vertauschen, als in Sparcot Hungersnot herrschte. Ich muß Sie um die Güte bitten, mir das Fahrzeug zur weiteren Verwendung zurückzugeben.«
    Die Männer tauschten Blicke aus. »Gehen wir in meine Räume«, sagte Morton. »Dort können wir über die Angelegenheit diskutieren und vielleicht zu einer Übereinkunft kommen. Wie Sie verstehen werden, kann

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