Aufstand der Alten
Betrag zusammenzubringen.«
»Wir könnten Ihnen für diese Zeit ermäßigte Garagengebühren einräumen, nicht wahr, Gavin?«
»Wenn der Quästor einverstanden ist, durchaus.«
»Sehr gut. Sagen wir einen Shilling pro Tag auf vier Jahre ... Vivian?«
»Fünfundsiebzig Pfund, wenn ich richtig gerechnet habe.«
Graubart erklärte ihnen verzweifelt, wie oft er sich Vorwürfe gemacht habe, obwohl der Tausch mit dem Hausierer Sparcot vor dem Hungertod bewahrt habe. Die alten Studenten blieben ungerührt. Vivian meinte, da der Wagen so wertvoll sei und da die Besitzverhältnisse nicht eindeutig geklärt werden könnten, sollten sie eigentlich tausend Pfund verlangen. Und so, weil die Studenten in ihrem Begehren nach Geld fest blieben, endete die Diskussion ohne Ergebnis.
Am nächsten Tag ging Graubart zum Quästor und unterzeichnete einen Vertrag über wöchentliche Ratenzahlungen, um die Garagenmiete allmählich zu tilgen.
Abends saß er in trüber Stimmung auf der Bettkante. Weder Martha noch Charley, der mit seinem Fuchs zu Besuch bei ihnen war, vermochten ihn aufzuheitern.
»Wenn alles gut geht, wird die Schuld in fünf Jahren beglichen sein«, sagte er. »Trotzdem fühle ich mich verpflichtet, den Wagen auszulösen. Du verstehst mich, nicht wahr, Martha? Ich habe mich dem DAZ auf Lebenszeit verpflichtet, und ich muß dieser Verpflichtung nachkommen – was sollte ich sonst tun? Wenn der Wagen wieder unser ist, können wir den Sender in Betrieb nehmen und uns mit anderen Punkten der Erde in Verbindung setzen. Wir können erfahren, was anderswo in der Welt passiert ist. Wenn die alten Dummköpfe, die hier regieren, nichts davon wissen wollen, ist das ihre Sache; mich interessiert es. Wäre es nicht wunderbar, Kontakte mit anderen Ländern herzustellen?«
»Wenn du wirklich so denkst, Algy«, sagte Martha, »glaube ich, daß fünf Jahre rasch vergehen werden.«
Er schaute ihr in die Augen. »Das ist es, wovor ich mich fürchte.«
Die Tage gingen ineinander über. Die Monate zogen vorbei. Der Winter machte dem Frühling Platz, der Frühling dem Sommer. Ein neuer Winter folgte, ein zweiter Sommer. Die Erde erneuerte sich; nur die Menschen wurden älter und wurden nicht ergänzt. Die Bäume wuchsen, die Friedhöfe füllten sich, die Straßen wurden stiller. Graubart war bei jedem Wetter draußen auf dem See, zog die frischgeschnittenen Schilfgarben ins Boot und nahm jeden Tag, wie er kam, ohne darüber nachzudenken, daß die Zeit nahe war, wo niemand mehr die Energie aufbringen wurde, Dächer zu decken oder ein neues Strohdach auch nur zu wollen.
Martha arbeitete zwischen den Tieren und half Norman Mortons Faktotum, dem arthritischen Thorne. Die Arbeit war interessant. Die meisten Säugetiere brachten jetzt normale Junge zur Welt, nur Rinder, von denen eine kleine Herde vorhanden war, warfen noch ebensooft Mißgeburten wie normale Kälber. Gesunde Tiere wurden für die Zucht bestimmt, andere geschlachtet und als Fleisch verkauft.
Martha hatte den Eindruck, daß etwas wie eine Verfinsterung über Graubarts Geist kam. Wenn er abends von der Arbeit zurückkehrte, hatte er selten etwas zu berichten, obwohl er ihren Klatschgeschichten aus dem College mit Interesse zu lauschen schien. Charley Samuels sahen sie nicht mehr so häufig, Jeff Pitt sehr selten. Zugleich fiel es ihnen schwer, neue Freundschaften zu schließen.
Martha ließ sich von dieser veränderten Situation nicht bedrücken. Sie und Algy hatten einander zu lange gekannt, zu viele Schwierigkeiten gemeinsam durchgestanden. Sie sah ihre Liebe wie den See, auf dem Algy tagein tagaus arbeitete; die Oberfläche spiegelte jede Veränderung des Wetters wider, aber unten blieb er ruhig und ungetrübt. Sie ließ die Tage vorbeiziehen und hielt ihr Herz geöffnet.
An einem goldenen Sommerabend kehrte sie in die Wohnung zurück – sie waren in bessere Räume in der ersten Etage umgezogen – und sah, daß Algy schon vor ihr heimgekommen war. Er hatte sich die Hände gewaschen und seinen Bart frisch gekämmt.
Sie küßten einander.
»Joe Flitch hat Krach mit seiner Frau. Er schickte mich vorzeitig nach Hause. Und dann gibt es noch einen Grund, warum ich gekommen bin – heute ist mein Geburtstag.«
»Oh, Algy, und ich habe es vergessen! Ich denke nie an das Datum, immer nur an den Wochentag.«
»Es ist der siebente Juni, und ich bin sechsundfünfzig, und du siehst so hübsch wie immer aus.«
»Und du bist der jüngste Mann auf Erden!«
»Immer noch?
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