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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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begann Balliol zu beschießen.«
    Gavin schmunzelte. »Appleyard – so hieß der Mann, Colonel Appleyard – zielte etwas ungenau, und so demolierte er die meisten Gebäude zwischen unserem Komplex und Balliol, unter anderem auch das Jesus College; aber der Rektor von Balliol zog die weiße Flagge auf, und seitdem sind wir immer freundschaftlich miteinander ausgekommen.«
    Die Anekdote versetzte die drei betagten Studenten in gute Laune, und sie rekapitulierten diverse Einzelheiten des Feldzuges, wobei sie wiederholt in Gelächter ausbrachen und ihre Besucher vergaßen.
    »Hat der See, den wir vor der Stadt durchfahren, eine besondere Geschichte?« forschte Graubart nach einiger Zeit, um das Gespräch wieder auf sein Ziel zu lenken.
    »Nun, ja und nein, nichts so Dramatisches wie zum Beispiel der menschlich viel interessantere Feldzug gegen Balliol«, antwortete Morton. »Der See bedeckt ein Gebiet, das schon immer flutgefährdet war, selbst in den seligen Zeiten der Regulierungskommission für die Themse, mag sie in Frieden ruhen. Nun ist das Gebiet ständig überflutet, dank der Deichunterminierung durch eine Armee von Coypus.«
    »Coypu – ist das ein Tier?« fragte Martha.
    »Ein Nagetier, Madam, aus der Familie der Echimyiden und aus Südamerika stammend, jetzt ebenso in Oxford beheimatet wie Gavin und ich – und ich vermute, sie werden es noch lange sein, nachdem man uns beide zur letzten Ruhe bettet, was, Gavin? Vielleicht haben sie das Tier auf Ihren Reisen nicht gesehen; es ist scheu und verbirgt sich bei der geringsten Störung. Aber Sie müssen mitkommen und unsere Menagerie sehen, unsere zahmen Coypus.«
    Er führte sie durch mehrere von Gerüchen erfüllte Räume, in denen er Tiere in Käfigen hielt.
    Die Coypus hatten einen kleinen Teich, eingelassen in die Steinplatten eines Raumes im Erdgeschoß. Sie sahen wie eine Kreuzung zwischen Biber und Ratte aus. Morton erläuterte, daß man die Tiere im zwanzigsten Jahrhundert importiert hatte, um sie wegen ihres wertvollen Nutriapelzes auf Farmen zu züchten. Einige waren in die Freiheit entkommen und hatten sich vermehrt, bis sie zu einer wahren Pest geworden waren. Mehrere Feldzüge hatten sie fast ausgerottet, aber nach der Katastrophe der radioaktiven Verseuchung der Atmosphäre hatten die Menschen anderes als den Kampf gegen die Nager im Kopf gehabt, und so hatte sich der Coypu wieder verbreitet, und nun schien es, daß sie die Flußläufe des ganzen Landes erobert hatten.
    »Sie werden der Themse den Garaus machen«, sagte Morton. »Sie ruinieren jeden Wasserlauf. Glücklicherweise rechtfertigen sie ihre Existenz dadurch, daß sie sehr gut zu essen und zu tragen sind!«
    Martha erwähnte, daß sie unterwegs Baummarder gesehen hatten, und Morton bot ihr nach beendetem Rundgang einen Posten als Assistentin seines Menagerieaufsehers an. Graubart gab er den Rat, einen gewissen Farmer Flitch aufzusuchen, der einen Mann für verschiedene Arbeiten brauche.
    Joseph Flitch war ein über Achtzigjähriger von der Lebendigkeit eines dreißig Jahre jüngeren Mannes. Die brauchte er auch. Er unterhielt ein Haus voller nörgelnder Frauen: seine Frau, die zwei altersgrauen Schwestern seiner Frau, ihre Mutter und zwei Töchter, eine vorzeitig verkalkt und an Altersschwachsinn leidend, die andere arthritisch verkrüppelt. Von dieser Anhäufung alter Vetteln und Harpyien war Mrs. Flitch zweifellos die bösartigste. Sie begegnete Graubart vom ersten Augenblick an mit Abneigung.
    Flitch führte ihn durch die Hofgebäude, schüttelte ihm die Hand und engagierte ihn. »Ich weiß, daß du ein guter Mann bist«, erklärte er, »weil die Frau gegen dich ist.«
    Er war – was man ihm angesichts seiner Lebensumstände nicht verdenken konnte – ein grämlicher Mann. Er war auch unternehmend und geschäftstüchtig, wie Graubart bald feststellte. Seine Farm war in Osney, am Ufer des Sees, und er beschäftigte mehrere Männer. Flitch hatte als einer der ersten seinen Vorteil aus den veränderten natürlichen Bedingungen gezogen und verwertete die ausgedehnten Schilffelder als Dachstroh. Ziegel, Wellblech und Dachpappen wurden nicht mehr hergestellt, aber mehrere der besser erhaltenen Gebäude in der Umgebung waren mit dicken Schichten von Farmer Flitchs Schilf gedeckt.
    Es war Graubarts Arbeit, auf den See hinauszurudern und das Schilfrohr zu ernten. Weil er dazu sein eigenes Boot verwendete, schenkte ihm Flitch, der ein gerechter Mann war, zum Ausgleich einen ungemein warmen und

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