Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
pflanzlichen, und unglücklicherweise speichert der Körper sie in verschiedenen lebenswichtigen Teilen, wo sie den Zellen großen Schaden zufügen können. Manche dieser Schäden sind vermutlich noch gar nicht erkennbar.«
    »In diesem Fall sollten wir alle in strahlensicheren Bunkern wohnen«, sagte Keith ärgerlich. »Edgar, wenn das wahr ist, warum tun die Regierungen dann nichts, statt einfach Stillschweigen zu bewahren?«
    »Weil es zu spät ist, noch etwas zu ändern«, meinte Edgar.
    »Dann haben wir es also nicht nur mit diesem vorübergehenden Mangel an Kindern zu tun, sondern es wird noch viele Fälle von Krebs und Leukämie geben?«
    »So ist es, und möglicherweise kommt noch eine Verkürzung der allgemeinen Lebenserwartung hinzu. Das läßt sich vorläufig noch nicht übersehen. Unglücklicherweise wissen wir viel weniger über diese Dinge, als wir zu wissen vorgegeben haben. Es handelt sich um überaus vielschichtige Probleme.«
    Keith fuhr sich über sein unordentliches Haar und warf den Frauen einen kläglichen Blick zu.
    »Dein Mann ist mit einem hübschen Bündel von Neuigkeiten zurückgekommen«, sagte er seufzend. »Ich bin nur froh, daß Arthur nicht da ist – er leidet schon so genug unter Depressionen. Ich sehe schon vor mir, wie wir Jock Bear aus der Produktion werfen und uns der Herstellung von Kruzifixen und Särgen widmen, was, Pat?«
    Edgar hatte sein Glas abgestellt und saß auf der Kante seines Sessels. Er blickte in der behaglichen Durchschnittlichkeit des Wohnzimmers mit seinen italienischen Polstermöbeln und dänischen Lampen umher und sagte endlich: »Es würde euch nicht viel sagen, wenn ich zu ausführlich in die Details ginge. Es genügt zu sagen, daß sich das zerstörerische radioaktive Material vorzugsweise in bestimmten Organen einlagert, denn wie ich sagte, besitzt der Körper Mechanismen, die dieses Material speichern. So nimmt der Körper zum Beispiel radioaktives Jod auf und verwendet es in der Schilddrüse wie natürliches Jod. Ist die Dosis groß genug, zerstört sie die Schilddrüse. Im vorliegenden Fall scheinen jedoch hauptsächlich die Keimdrüsen betroffen zu sein.«
    »Der Sex erhebt sein häßliches Haupt!« rief Keith aus.
    »Vielleicht zum letztenmal, Keith«, sagte Edgar ruhig. »Die Keimdrüsen sind, wie du zu wissen scheinst, Organe, die Chromosomen produzieren, Geschlechtszellen. Die seit vergangenem Mai aufgetretenen Fehlgeburten, die lebensunfähigen Mißbildungen und Totgeburten zeigen, daß die menschlichen Keimdrüsen ganz allgemein schwere Schäden durch die radioaktive Bestrahlung davongetragen haben und noch erleiden.«
    Venice stand auf und ging hin und her. »Das ist ja zum Verrücktwerden, Edgar. Bist du deiner Sache ganz sicher? Ich meine, was du bei dieser Konferenz gehört hast ... Soll das heißen, daß keine Kinder mehr geboren werden, nirgendwo?«
    »Das können wir noch nicht sagen. Vielleicht bessert sich die Situation auf eine nicht vorauszusehende Weise im nächsten oder übernächsten Jahr. Die verfügbaren Zahlen sind noch nicht vollständig. Bedauerlicherweise sind von den sieben Kindern, die Bischof Aitken erwähnte, seit ihrer Taufe sechs gestorben.«
    »Das ist schrecklich!« Venice stand in der Mitte des Zimmers und preßte ihre Finger an die Schläfen.
    »Einen Trost gibt es«, sagte Keith munter. »Wenn diese Sterilität die ganze Erde erfaßt hat, wird sie für Länder wie Indien und China eine große Erleichterung sein. Seit Jahren haben sie gestöhnt, daß ihre Bevölkerung sich kaninchenhaft vermehrt! Nun haben sie Gelegenheit zum Atemholen. Fünf Jahre – oder seien wir großzügig und sagen zehn Jahre – ohne Geburten, und eine Menge Schwierigkeiten erledigen sich von selbst!«
    Patricia drehte sich auf dem Sofa herum und ergriff schutzsuchend seinen Arm. »Ach, Keith«, schluchzte sie, »du bist immer so ein Trost!«
     
    Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, daß sie Doktor MacMichaels Klopfen nicht hörten. Keith Barratt hatte die Haustür angelehnt gelassen, aber der Arzt hörte die Stimmen und zögerte, bevor er eintrat.
    Auf der Treppe, halb in der Dunkelheit verborgen, stand eine kleine Gestalt im Schlafanzug.
    »Hallo, Kröte, was tust du hier?« fragte der Doktor freundschaftlich. Als er auf Algy zutrat, wich der Junge zurück und hielt einen Finger an die Lippen. »Scht, machen Sie keinen Lärm, Doktor! Dort drinnen reden sie sehr ernst. Ich weiß nicht worüber, aber ich glaube, über mich. Ich habe heute

Weitere Kostenlose Bücher