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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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waren.
    Als Graubart und Martha am vierten Morgen vor ihrem Lagerfeuer hockten, Fische ausweideten und sie mit Kresse und Minze als Würze ausstopften, rief eine Stimme hinter ihnen: »Ich lade mich zum Frühstück ein!«
    In einem geflickten alten Ruderboot, die tropfenden Riemen angehoben, kam Jeff Pitt ans Ufer geglitten.
    »Feine Freunde seid ihr«, sagte er über das Wasser hinweg. »Ich gehe auf eine kleine Jagdexpedition und wie ich nach Oxford zurückkomme, sehe ich, daß der alte Charley fort ist. Ich gehe zum Christ Church, und ihr zwei seid auch verschwunden. Eine feine Art, euren alten Gefährten zu behandeln!«
    Der Kummer, den sie hinter seinen Worten spürten, machte sie verlegen. Sie befestigten sein Boot an einer Weide und halfen ihm an Land. Er reckte seine steifen Glieder und schüttelte ihnen die Hände.
    »Ihr könnt mich nicht einfach zurücklassen«, sagte er. »Wir gehören zusammen. Es ist schon lange her, Graubart, aber ich habe nicht vergessen, daß du mich damals hättest töten können, als ich dich erschießen sollte.«
    Graubart lachte. »Wie hast du uns gefunden?«
    »Ich wußte, welche Richtung ihr nehmen würdet«, sagte Jeff stolz. »Man muß eben die Augen offenhalten.« Er schnüffelte den Rauch des Feuers. »Was kocht ihr da? Am Verhungern scheint ihr nicht zu sein.«
    »Wir wollten den Hungertod heute morgen mit Lachs abwenden, Jeff«, sagte Martha. »Das muß der erste Lachs sein, der seit zweihundert Jahren in der Themse gefangen wurde.«
    Pitt verschränkte seine mageren Arme und betrachtete geringschätzig den Fisch. »Ich fang dir größere als den da, Martha. Ihr werdet mich brauchen – je älter wir werden, desto mehr brauchen wir Freunde. Wo ist der heilige Joe Samuels?«
    »Er macht einen Spaziergang und wird gleich wiederkommen.«
    Als Charley zurückgekehrt war und aufgehört hatte, Pitt auf Rücken und Schultern zu schlagen, setzten sie sich zum Essen. Allmählich wurde der Dunst durchsichtiger und gab mehr und mehr von ihrer Umgebung zu erkennen. Die Welt dehnte sich aus und zeigte sich voller Himmel und Widerspiegelungen.
    »Seht ihr, hier kann man sich leicht verirren«, sagte Pitt. Nun, da die erste Wiedersehensfreude vorüber war, verfiel er wieder in seinen gewohnten brummigen Ton. »Einige von den Burschen, die ich in Oxford kennengelernt habe, waren in dieser Gegend so eine Art Seeräuber oder Wasserbanditen, bevor sie für das Geschäft zu alt wurden und sich mit Fallenstellen durchschlagen mußten. Sie reden noch oft von den alten Tagen und haben mir erzählt, daß hier bis vor ein paar Jahren viele wilde Kämpfe stattgefunden haben. Sie nennen das hier den Schindersee, weißt du.«
    »Ich habe in Oxford davon reden hören«, sagte Graubart. »Sie sagen, er breite sich immer noch aus. Aber es gibt keine Leute mehr, die sich die Mühe machen, genaue Karten anzufertigen.«
    Pitt trug zwei alte Jacken übereinander. Aus der inneren zog er nun ein zusammengefaltetes Blatt Papier, das er Graubart reichte. Eine Karte war mit Tinte darauf gezeichnet.
    »Da siehst du, wie diese Gegend jetzt ist«, erklärte Pitt. »Die Karte stammt von diesen Bekannten von mir, die den größten Teil des Sees und seiner Umgebung erforscht haben. Wirst du daraus schlau?«
    »Es ist eine gute Karte, Jeff. Obwohl keine Nahmen eingetragen sind, ist es leicht, die alten Landmarken wiederzuerkennen.«
    Martha und Charley sahen ihm über die Schultern. Am Südzipfel des Sees war Goring eingetragen. Hier begegneten sich zu beiden Seiten der Themse zwei Hügelketten, die Chilterns und die Berkshire Downs. Der Fluß mußte an dieser Stelle blockiert worden sein. Das Wasser war angestiegen und hatte alles Land im Norden überflutet.
    Charley nickte. »Der See ist mindestens zwanzig Meilen lang und fünfzehn breit. Da müssen viele Städte und Dörfer untergegangen sein, zum Beispiel Abingdon und Wallingford.« Er hob die Augen zu den anderen. »Die Dinge verändern sich schnell, wenn sie von Gott den Menschen aus der Hand genommen werden. Es müssen jetzt vierzehn Jahre vergangen sein, seit ich nach Sparcot kam, und damals war das Land ein bißchen heruntergekommen und verwildert. Aber jetzt ist es ein völlig anderes Land.«
    »Nur wir kommen immer noch weiter herunter«, sagte Pitt. »Das Land hat mir nie besser gefallen. Ich wünschte, wir wären jünger, du nicht auch, Charley? Du und ich, so junge Burschen von – sagen wir mal, achtzehn, mit ein paar hübschen kleinen Dingern zur

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