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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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wenige Dorfbewohner jenen Tag vor fünf oder sechs Jahren vergessen, an dem sie von einem einzelnen Flußpiraten bedroht worden waren, der sein Boot mit einem Flammenwerfer bewaffnet hatte. Flammenwerfer schienen selten zu werden. Wie Benzin, Maschinengewehre und Munition waren sie das Produkt eines anderen Jahrhunderts, Relikte einer verschwundenen Welt. Aber alles, was sich auf dem Wasser näherte, war nach wie vor Grund genug für einen allgemeinen Alarm.
    Demgemäß hatte sich eine schwerbewaffnete Gruppe von Dorfbewohnern längs des Ufers versammelt, als das Boot herankam.
    Viele von ihnen trugen selbstgefertigte Bogen und Pfeile. Sie kauerten hinter Büschen und den Überresten verfallener Mauern, zum Angriff wie zur Verteidigung bereit.
    Das fremde Boot trieb seitlich zum Strom. Es war vom ungeordnetsten Haufen Landratten bemannt, der je Anker gelichtet hatte. Die Ruderer schienen ebenso beschäftigt, das Boot vor dem Kentern zu bewahren, wie sie sich abmühten, vorwärts zu kommen; wie die Dinge lagen, war keine dieser Bemühungen vom Glück begünstigt.
    Der offenbare Mangel an Manövriergeschick hatte seinen Grund nicht nur in der Schwierigkeit, ein fünfzig Jahre altes, zwölf Meter langes Fahrzeug mit verrotteten Planken zu rudern; an Bord befand sich ein volles Dutzend Personen mit ihren Habseligkeiten, und im Heck der Barkasse zappelte ein rebellisches Lastrentier unter den zupackenden Fäusten von vier Männern.
    Obgleich man dem Tier das Geweih gekappt hatte – wie es Sitte war, seit das Rentier vor etwa zwanzig Jahren von einer der letzten autoritären Regierungen eingeführt worden war –, war es stark genug, um erheblichen Schaden anzurichten; und Rentiere waren wertvoller als Menschen. Sie gaben Milch und lieferten Fleisch, wo es keine Rinder gab, und sie leisteten gute Dienste als Tragtiere, während Menschen nur älter werden konnten.
    Trotz dieser Ablenkung sichtete eine der Personen an Bord, die am Bug stand und anscheinend nach Hindernissen im Wasser Ausschau zu halten hatte, die versammelten Streitkräfte von Sparcot und stieß einen Warnruf aus. Es war eine große dunkle Frau mit harten, mageren Zügen und schwarzgefärbten Haaren. Froh über die Gelegenheit zum Ausruhen, stellten die Ruderer sofort ihre Arbeit ein. Jemand, der hinten auf den Kleiderballen hockte, brachte der dunkelhaarigen Frau eine weiße Fahne nach vorn. Sie hielt den Fetzen in die Höhe und rief den wartenden Dorfbewohnern etwas zu.
    »Was schreit sie da?« fragte John Meller. Er war ein alter Soldat, der einmal als eine Art Offiziersbursche für Mole gearbeitet hatte, bis dieser ihn wegen Unfähigkeit hinausgeworfen hatte. Mit seinen neunzig Jahren war Meller dünn wie eine Stange und taub wie ein Stein, aber seine Augen hatten eine erstaunliche Schärfe bewahrt.
    Die Stimme der Frau kam wieder über das Wasser, laut und zuversichtlich, obwohl sie um einen Gefallen bat. »Laßt uns in Frieden vorbei. Wir haben keine feindseligen Absichten und wollen nicht landen. Laßt uns vorbei, gute Leute!«
    Graubart brüllte ihre Botschaft in Mellers Ohr. Der Alte schüttelte seinen zotteligen Schädel und grinste, um anzuzeigen, daß er nichts gehört hatte. »Erschießt die Männer und raubt die Frauen!« schrie er. »Ich nehme das schwarzhaarige Frauenzimmer da vorn!«
    Mole und Trouter kamen nach vorn und riefen Befehle. Sie hatten offenbar entschieden, daß das Boot keine ernste Bedrohung darstellte.
    »Wir müssen sie anhalten und durchsuchen«, sagte Mole. »Legt die Sperre aus. Los, Bewegung, Männer! Wir wollen mit diesen Leuten verhandeln und sehen, wer sie sind und was sie wollen. Bestimmt haben sie etwas, das wir gebrauchen können.«
    Towin Thomas war zu Graubart und Charley Samuels gestoßen. In seinem Bemühen, das Boot klar zu sehen, verzog er seine Züge zu einer grotesken Grimasse. Er stieß Graubart mit einem geflickten Ellbogen in die Rippen. »He, Graubart, das Rentier wäre für die schwere Arbeit gerade recht, was?« Er nickte zu sich selbst und lutschte sinnend am Ende seines Knüppels, auf den er sich stützte. »Es könnte unseren Pflug ziehen.«
    »Wir haben kein Recht, es den Leuten wegzunehmen.«
    »Du kriegst doch nicht etwa religiöse Ideen über das Rentier, wie? Du läßt dich vom alten Charley und seinen Spinnereien einwickeln.«
    »Ich habe noch nie auf Charley oder auf dich gehört«, sagte Graubart.
    Ein langer Mast, der in den Tagen, als noch ein Telefonsystem existierte, Leitungsdrähte

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