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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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Oberteil, das ihre Großmutter ihr aus dem Urlaub
mitgebracht hatte. Außerdem hatte sie ein wenig Rouge aufgelegt und trug ein
dünnes Silberkreuz um den Hals, das wir ihr zur Konfirmation geschenkt hatten.
Sie sah hübscher und älter aus, als ich sie je zuvor gesehen hatte, und beides
sorgte dafür, dass sich mein Herz zusammenkrampfte.
    »Du siehst entzückend aus, Schatz«, sagte ich. »Aber zieh dich
lieber wieder um – du kannst nicht zu der Party gehen; es regnet zu stark.«
    »Was?«, fragte Debbie und kam Penny damit zuvor.
    »Es ist zu stürmisch da draußen. Vielleicht nächstes Mal. Schauen
wir uns stattdessen doch einen Film an.«
    Penny sah von mir zu Debbie. Ihr Hals und ihre Wangen hatten sich
bereits gerötet.
    »So schlimm ist es da draußen nicht«, sagte Debbie. »Wenn du zur
Arbeit und wieder zurück konntest, dann können wir sie auch zur Party fahren.
Sie freut sich schon die ganze Woche darauf.«
    »Sie geht nicht hin«, sagte ich ein wenig energischer als
beabsichtigt. Debbie schob das Kinn vor, ihr Gesichtsausdruck spiegelte sich in
dem unserer Tochter.
    »Das ist nicht fair.« Penny stampfte mit dem Fuß auf. »Alle gehen
hin. Du hast gesagt, ich darf.«
    »Es ist zu nass, Schatz.«
    »Ist es nicht«, fauchte sie. »Und sag nicht Schatz zu mir. Ich bin
nicht dein Schatz.«
    »Penny«, sagte ich in warnendem Ton.
    »Vielleicht sollten wir darüber reden, Daddy«, sagte Debbie.
    »Mummy«, flehte Penny.
    »Mummy und Daddy reden darüber«, verkündete Debbie, aber offenbar
nicht überzeugend genug, denn Penny ließ sich auf die oberste Stufe fallen,
schlug die Hände vors Gesicht und brach in Tränen aus.
    Ich legte ihr die Hand auf die Schulter und bemerkte, dass sie die
winzigen Fingernägel rosa lackiert hatte. »Liebes, ehrlich, es ist zu –«
    Sie schüttelte meine Hand ab. »Ich hasse dich«, stieß sie hervor,
stand auf, rannte in ihr Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    Shane, der mitten auf dem Boden saß, hielt einen kleinen
Tyrannosaurus hoch. »Was hat Penny denn?«, brummte er und bewegte dabei das
Spielzeug so, als hätte es die Frage gestellt.
    »Was tust du, verdammt?«, zischte Debbie mir zu. »Es ist ihre erste
Party. Sie hat sich so darauf gefreut, dass du endlich nach Hause kommst und
sie siehst.«
    »Ich habe heute Vincent Morrison getroffen«, sagte ich.
    »Na und?«
    »Sein Sohn ist in Pennys Klasse. Er ist heute Abend auch bei der
Party.«
    »Na und?«, wiederholte Debbie. »Du kannst Verdächtige und Zeugen
nach Hause bringen, wann es dir passt, aber Penny darf nicht zu einer Party
gehen, bloß weil da vielleicht irgendjemandes elfjähriger Sohn ist? Jetzt bleib
mal auf dem Teppich. Sie geht da hin.«
    »Ich habe gesagt, sie geht nicht.«
    »Und ich sage, sie geht. Und sie wird einen wunderbaren Abend haben.
Und du sagst ihr jetzt, wie hübsch sie ist, und du wirst so klingen, als ob du
es ernst meinst.«
    »Ich weiß, dass sie hübsch aussieht. Darum geht es doch gar nicht.
Was, wenn Morrison versucht …«
    »Wenn er was versucht?«
    »Ich weiß nicht. Ich traue ihm einfach nicht.«
    »Das habe ich gehört. Du musst dich mal reden hören, Ben. Weißt du,
wie du im Radio geklungen hast? Kleinkariert. Und jetzt bist du auch
kleinkariert. Sie geht zu dieser Party, und damit basta.«
    »Ich habe gesagt, sie geht nicht hin«, setzte ich an, doch da klingelte
mein Handy. Ich sah aufs Display: Letterkenny. Ich klappte das Handy auf, bat
Debbie mit erhobenem Finger um einen Augenblick Ruhe und hörte sie murren:
»Scheiße! Und weg bist du, zurück an die Arbeit.«
    Shane öffnete den Mund zu einem großen O. »Mummy hat ein schlimmes
Wort gesagt.«
    Ich war so abgelenkt, dass ich den Sergeant am Empfang in Letterkenny
zwei Mal bitten musste, seine Worte zu wiederholen. Schließlich gelang es mir,
seine Nachricht zusammenzusetzen. Ein altmodischer blauer VW
Käfer mit orangefarbener Tür war in der Nähe des Barnesmore Gap verlassen
aufgefunden worden.
    Auch ich sparte nicht mit schlimmen Wörtern, während ich
unterwegs nach Ballybofey und dann durchs Gap eine Pfütze nach der anderen
umschiffte. Wasserströme hatten rote Schlammnarben in die Berghänge zu beiden
Seiten der Straße gegraben. Schlammiges Wasser strömte auf die Straße vor mir.
An einer besonders üblen Stelle geriet der Wagen ins Schleudern, und meine
Scheinwerfer strichen über verwelkte Blumen, die an die Leitplanken gebunden
worden waren, um den Schauplatz eines tödlichen Unfalls zu

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