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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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doch mir fiel auf, dass sie mir
nicht wie sonst einen Kuss auf die Wange gab.
    Ich sah den Mädchen hinterher, bis sie im Kino verschwunden waren,
dann fuhr ich los. Als ich mich der Ausfahrt des Parkplatzes näherte, kam mir
ein großer schwarzer Geländewagen entgegen. Der Fahrer sah zu mir und hob
grüßend die Hand. Es war Vincent Morrison. Auf dem Beifahrersitz saß sein Sohn.
    Ich hielt an der Ausfahrt an und fragte mich, ob ich zurückfahren
und Penny wieder einsammeln sollte. Aber ich wusste, wenn ich dies vor den
Augen ihrer Freundinnen täte, würde das weder meiner Beziehung zu ihr noch der
zu Debbie guttun. Am Ende fuhr ich widerstrebend weiter.

19
     
    Noch vor zwanzig Uhr war ich in Letterkenny und fuhr
direkt zur Wache. Irvines Kundgebung sollte um halb neun auf dem zentralen
Platz stattfinden. Patterson hatte zwei Streifenwagen mit Kollegen hingeschickt,
vorgeblich um die Ordnung aufrechtzuerhalten, obwohl die erwartete
Teilnehmerzahl eine so starke Polizeipräsenz nicht rechtfertigte.
    »Laut Nachrichtendienst hat The Rising nur etwa ein Dutzend aktive
Mitglieder. Mit Sympathisanten kommen sie vielleicht auf zwanzig. Lassen Sie
denen nichts durchgehen!«, sagte Patterson zu mir, ehe wir die Wache verließen.
»Nehmen Sie Irvine beim geringsten Anlass mit. Lassen Sie sich was einfallen«,
fügte er hinzu.
    Als wir im Stadtzentrum ankamen, hatte die Kundgebung bereits
begonnen. Jemand hatte einen kleinen Verstärker mitgebracht, an den ein
einzelnes Mikrofon angeschlossen war. Irvine stand auf der Betontreppe zur
Kathedrale. Der Nachrichtendienst mochte von zwanzig Teilnehmern ausgegangen
sein – tatsächlich waren es eher fünfzig Personen, unter denen ich einige
Gesichter von der Demonstration vor Huttons Haus wiedererkannte.
    Irvine brüllte, um sich Gehör zu verschaffen, doch er hielt das
Mikrofon so dicht an den Mund, dass seine Worte in Störgeräuschen untergingen.
Die Ansichten, die er vertrat, waren dennoch ziemlich unmissverständlich:
Drogenhändler verdienten keine Gnade; jemand musste die hiesige Gemeinschaft
vor ihnen schützen.
    Die Leute vor ihm klatschten bei jeder Parole, manche euphorisch,
andere zurückhaltender. Pattersons Personaleinsatz schien in gewissem Maße zu
wirken, denn einige der Versammelten drehten sich hin und wieder um, um
nachzusehen, ob wir noch immer an der Straße standen und sie beobachteten.
Einige jüngere Burschen ganz vorn banden sich Halstücher vor Nase und Mund.
    Schließlich ging Irvine direkt auf unsere Anwesenheit ein.
    »Schön zu sehen, dass An Garda die Bürger schützt. Vielleicht haben
sie ja Angst, dass hier jemand Drogen verkauft.«
    Die Leute lachten, wie es von ihnen erwartet wurde.
    »Sie wissen, was passieren würde, wenn das jemand täte. Wir lassen
uns von denen nichts mehr gefallen. Wenn die Polizei nichts dagegen unternimmt – dann übernehmen wir das. The Rising zeigt, dass wir Menschen im Donegal nicht
mehr bereit sind, Drogen auf unseren Straßen zu dulden. Wir haben eine Stimme,
und das ist gut. Manchmal braucht man aber mehr als eine Stimme, um mit dem
Abschaum fertigzuwerden, der unseren Kindern Drogen verkauft.«
    Applaus an dieser Stelle. Einige der militanteren Teilnehmer drehten
sich dabei zu uns um. Anderen schien bei Irvines Parolen nicht ganz wohl zu
sein.
    »Nur ein toter Dealer ist ein guter Dealer«, brüllte Irvine, und
seine Gefolgsleute in der ersten Reihe jubelten.
    »Das genügt uns«, sagte ich ins Funkgerät. »Anstiftung zur Gewalt.
Nehmen wir ihn mit.«
    Die beiden Streifenwagenteams rückten durch die Menge vor auf Irvine
zu. Ich bemerkte, dass einige der hinten Stehenden sich aus der Menge lösten
und gingen, als sie begriffen, dass gleich etwas geschehen würde. Andere
hielten die Stellung und schienen sich überdies sogar ein wenig aufzuplustern,
als käme nun das eigentliche Ereignis dieses Abends, der Grund, warum sie
überhaupt hier waren. Ein, zwei der Jugendlichen, die zuvor ihre Gesichter
vermummt hatten, griffen in die Tasche. Ich pfiff zwei Kollegen am anderen Ende
der Menge zu und wies sie auf die Jugendlichen hin. »Messer!«, rief ich.
    Dann sah ich, wie Tony Armstrong ein Brett aus einer Parkbank links
von sich herausbrach und es über den Kopf hob. Irvine blieb, wo er war, hielt
das Mikro in der Hand und brüllte seinen Anhängern zu, sie sollten standhaft
bleiben und nicht weichen.
    Ein Junge von höchstens dreizehn, vierzehn Jahren, dem die Selbstbeherrschung
der älteren Männer hier

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