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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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legte
den ausgestreckten Arm auf die Rückenlehne und schlug gleichzeitig die Beine
übereinander.
    »Das muss erst noch festgestellt werden.«
    »Sie müssen doch irgendeine Idee haben«, fuhr er mich an.
    »Wie es scheint, wurde er erschossen, Dr. Hutton. Die Obduktion wird
das abschließend klären.«
    Hutton nickte, als hätte ich damit irgendetwas bestätigt.
    »Es tut mir sehr leid. Haben Sie vielleicht eine Ahnung, wer Lorcan
hätte schaden wollen?«
    Seine Mutter sah mich bloß mit trüben Augen an. Sein Vater jedoch
schnaubte empört.
    »Wer ihn nicht tot sehen wollte, wäre leichter zu
beantworten.«
    »Sie wussten, womit Ihr Sohn seinen Lebensunterhalt bestritten hat?«
    »Wir sind ja nicht verblödet!«, herrschte Mr Hutton mich an, doch
seine Frau legte ihm die Hand aufs Knie, und er verstummte.
    Flehentlich sah die Mutter mich an. »Ich weiß nicht, was wir falsch
gemacht haben.«
    Schweigend bedachte ich den Umstand, dass sie die letzten zehn Jahre
lang Lorcans Aktivitäten finanziell unterstützt hatten und jedes Mal, wenn er
festgenommen worden war, die bestmögliche Rechtsvertretung für ihn bezahlt
hatten. Dennoch waren auch sie nur trauernde Eltern, nicht anders als Caroline
Williams.
    »Sie hätten nichts tun können, um dies zu verhüten, Mrs Hutton«,
sagte ich wahrheitsgemäß.

18
     
    Die Kirche, in der die Trauerfeier für Peter Williams
stattfand, war gewaltig, doch als wir dort eintrafen, gab es nur noch wenige
freie Plätze. Die gesamte linke Seite war voller marineblauer Uniformen –
diverse Hundert Mitschüler von Peter, die sich ehrerbietig erhoben, als der
Sarg vorbeigetragen wurde. Auf dem Sarg lag ein Fußballtrikot des Celtic FC.
Auf einem Tisch vor dem Altar standen ein gerahmtes Foto von Peter mit einem
Fußball und eine Spielekonsole.
    Der Schulchor leitete die Messe ein. Diverse Schüler weinten ganz
offen und umarmten sich. Ganz vorn sah ich Caroline und Simon Williams Seite an
Seite in der ersten Reihe stehen. Carolines Eltern saßen in der Reihe dahinter.
    Der Priester sprach in seiner Predigt sehr herzlich über Peter und
nannte seinen Tod den tragischen Verlust eines jungen Lebens. Er forderte die
übrigen Schüler auf, in allem, was sie taten, achtsam und stets dankbar für das
Geschenk des Lebens zu sein, das ihnen anvertraut war. An seinem Tonfall
erkannte ich, dass er sehr auf seine Worte achtete. Er sprach nicht explizit
aus, dass an Peters Tod etwas Unnatürliches gewesen war oder dass es sich nicht
um einen Unfall gehandelt haben konnte. Dennoch war eindeutig, wie er seine
Ermahnung an die versammelten Kinder gemeint hatte.
    Als wir nachher die Kirche verließen und alle schweigend hinter
Peters Sarg hergingen, fiel mir auf, dass der Regen endlich aufgehört hatte und
die Sonne sich durch eine dicke Wolkenbank im Osten schob.
    Caroline und Simon Williams standen an der Kirchentür, während die
Trauergäste ihr Beileid aussprachen. Caroline schien sich recht gut zu halten,
doch ihre Augen waren geschwollen und rot. Sie hielt sich leicht gebeugt, als
hätten die Vorfälle der vergangenen Woche ihr auch körperlich einen Teil ihrer
Kraft geraubt.
    Simon Williams hingegen stand kerzengerade da. Während er den Leuten
für ihr Kommen dankte und ihnen zustimmte, dass Peters Tod ein großer Verlust
war, zuckte sein Blick immer wieder zu Caroline, und der Hass darin war kaum
verhüllt.
    Nach der Beisetzung waren Angehörige und Freunde zu einem
kleinen Imbiss in ein örtliches Hotel geladen. Wir blieben, bis wir Gelegenheit
hatten, mit Caroline zu sprechen, da sich dies vor der Kirche nicht ergeben
hatte. Sie wirkte benommen. Ich konnte nicht erkennen, ob das lediglich die Art
war, in der ihr Kopf die Ereignisse des Tages verarbeitete, oder ob ihre Eltern
ihr womöglich etwas gegeben hatten, das ihr dabei half. So oder so, sie sah uns
ein wenig verloren an, während wir uns unterhielten. Sie dankte uns dafür, dass
wir gekommen waren, sie dankte uns für alles, was wir je für sie getan hatten.
    »Wenn Sie irgendetwas brauchen«, sagte ich, »fragen Sie einfach.«
    »Dieser Polizist, McCready, war gestern Abend bei uns«, sagte sie.
»Er hat uns erzählt, man hätte entschieden, dass Peters Tod ein Selbstmord war.
Stimmt das?«
    Ich nickte, unsicher, was ich antworten sollte. »Sie … die
Rechtsmedizinerin denkt, so könnte es gewesen sein. Sie hatten erwähnt, dass er
depressiv war. Ich dachte …«
    »Wissen Sie noch, was ich gesagt habe, von wegen, dass das

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