Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
Vom Netzwerk:
verschlechterte, anstatt aus Carolines Verlust zu
lernen, wie kostbar meine Kinder waren.
    Auf dem Heimweg hielt ich an einem Laden an und kaufte Gebäck. Die
Lokalzeitungen hatten Cunninghams Foto bereits abgedruckt, die Überschriften
sprachen von »brutaler Polizeigewalt«. Eine Zeitung aus dem Norden mit extremen
politischen Tendenzen brachte ein Foto von Irvine, auf dem er das
blutüberströmte Gesicht zu einem Grinsen verzog.
    Christy Ward, der betagte Ladeninhaber, war 1972 bei der Demonstration
am Blutsonntag in Derry dabei gewesen. Er warf einen Blick auf die Zeitungen,
die zwischen uns auf der Ladentheke lagen.
    »Erinnert mich an die schlechte alte Zeit, Ben«, sagte er und zählte
unbeholfen mein Wechselgeld ab.
    »Es war nicht ganz so, wie es aussieht, Christy«, entgegnete ich.
    »Ich wüsste nicht, was da anders gewesen sein sollte. Wenn die
Polizei anfängt, die Leute zusammenzuschlagen, müssen wir anfangen, uns Sorgen
zu machen.«
    »Die fragliche Gruppierung ist nicht ganz unschuldig.«
    »Mag sein.« In der gewölbten Hand, die die Arthritis in eine Klaue
verwandelt hatte, hielt er mir einige Kupfermünzen hin. »Aber das verschafft
denen viel mehr Anhänger, als sie vorher hatten. Der Blutsonntag hat dasselbe
für die Provos getan, und das hatte nichts mit denen zu tun.«
    »Die Situationen sind nicht vergleichbar.«
    »Nein, aber die Folgen sind immer die gleichen. Ich wundere mich,
dass Ihnen das nicht klar ist.«
    Auf dem restlichen Heimweg versuchte ich, Wards Kommentar und
meine Verärgerung über Penny zu ignorieren. Als ich zu Hause ankam, waren die
Kinder noch im Schlafanzug. Ich kochte Kaffee, legte das Gebäck auf einen
Teller und stellte diesen auf den Tisch. Shane nahm sich mit einem flüchtigen
»Danke, Daddy« ein Gebäckstück und zog sich damit ins Wohnzimmer zurück, wo er
gerade Jurassic
Park schaute. Penny setzte sich zu Debbie und mir an den Tisch.
Ihre Beine waren jetzt so lang, dass sie bis zum Boden reichten. Sie riss
kleine Stückchen von ihrem Gebäckstück ab und aß sie vornehm.
    »Wie war der Film?«, fragte ich.
    »Toll«, erwiderte sie, ohne mir richtig in die Augen zu sehen. »Danke«,
fügte sie hinzu.
    »Ihr wart da nur zu dritt, oder?«
    Debbie warf mir einen warnenden Blick zu, doch Penny antwortete
unschuldig: »Das ganze Kino war voll.«
    »Werd nicht frech. War dieser Morrison-Junge auch da?«
    »Nein«, sagte Penny, doch ihr Hals rötete sich.
    »Lüg mich nicht an, Penny.« Es gelang mir, meine Stimme ruhig zu
halten. »Ich habe ihn hineingehen sehen.«
    »Hast du uns etwa nachspioniert?«
    »War er mit dir da?«
    »Da waren jede Menge Schüler.«
    »War er da, Penny – ja oder nein?«
    Nun sah sie mich doch an und steckte sich ein Stückchen Gebäck in
den Mund, ehe sie antwortete: »Ja.«
    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich von ihm fernhalten.«
    »Er ist in meiner Klasse. Wie soll ich mich da von ihm fernhalten?
Er sitzt in Naturwissenschaften neben mir.« An ihrem Tonfall und dem Blick, den
sie Debbie zuwarf, erkannte ich, dass mehr daran war, als dass er bloß im
Unterricht neben ihr saß.
    »Gehst du mit ihm?«
    »Dad!«, rief Penny, und nun stieg ihr die Röte bis ins Gesicht.
    »Fall nicht auf ihn herein, Penny. Er macht sich nur wegen seines
Vaters an dich heran. Es geht dabei um mich.«
    Hätte ich ihr mitten ins Gesicht geschlagen, sie hätte kaum verletzter
dreinblicken können, und ich bereute meine Worte sofort.
    »Ich habe das nicht so gemeint«, sagte ich, doch sie schlüpfte still
vom Stuhl und tappte davon. Obwohl sie mir den Rücken zuwandte, merkte ich an
ihrer stoßweisen Atmung, dass sie versuchte, nicht zu weinen.
    »Gut gemacht«, zischte Debbie und sah mich wütend an. »Was zum
Teufel ist mit dir los?«
    »Ich will nicht, dass Morrison sie verletzt«, argumentierte ich.
    »Der Einzige, der sie verletzt, bist du. Hör auf, dich wie ein Arschloch
zu benehmen. Sie ist beinahe ein Teenager – behandle sie auch so.« Sie stand
auf und folgte unserer Tochter nach oben.
    Ich trank meinen Kaffee aus, dann brachte ich die Teller in die
Küche und kratzte die Überreste des Gebäcks in den Mülleimer. Mein Handy
klingelte.
    »Patterson hier«, meldete Harry sich barsch. »Kommen Sie sofort her.
Wir haben ein Problem.«
    Innerhalb von fünf Minuten war ich in Letterkenny,
dankbar, das Haus verlassen zu können. Ich nahm an, dass es um die Zeitungsmeldungen
ging, und diese Annahme schien sich zu bestätigen, als ich Charlie

Weitere Kostenlose Bücher