Aufstand der Gerechten
in der Art?«
Hendry schüttelte den Kopf. »Nein. Das sind einfach nur Widerlinge –
kleine Schlägertypen. Das ist jedenfalls unsere Einschätzung.«
»Danke, Jim.«
»Keine Ursache. Ich lebe, um zu dienen.«
Ich fuhr gerade vom Parkplatz, da ging mir etwas aus
meinem Gespräch mit Kieltys Mutter durch den Kopf. Sie hatte einen Trümmerbruch
erwähnt, den Kielty sich bei einem Verkehrsunfall zugezogen hatte, doch ich
konnte mich nicht erinnern, im Obduktionsbericht etwas von Nägeln im Bein des
Opfers gelesen zu haben. Ich rief den Rechtsmediziner Joe Long an und bat ihn,
das für mich nachzuprüfen.
Als ich auf die Wache kam, rief er mich bereits zurück. Er hatte
sich seine Akte zu Kieltys Obduktion noch einmal angesehen. Auf Grund der
Schwere der Verbrennungen hatte man Röntgenaufnahmen gemacht. Er hatte die
Aufnahmen nochmals überprüft: Bei der Leiche, bei der er die Obduktion
vorgenommen hatte, hatten sich keine Nägel in den Knöcheln befunden. Zudem wiesen
die Knöchel des Opfers auch keine Knochenverdickungen auf, wie man sie bei
einer verheilten Fraktur erwarten würde. Dafür gab es nur zwei Erklärungen:
Entweder hatte sich Dolores Kielty bezüglich der Verletzung ihres Sohnes
geirrt; oder die Leiche, die wir in der Scheune in Carrigans gefunden hatten,
war nicht die von Martin Kielty. Falls Letzteres zutreffen sollte, wie war es
dann möglich, dass die zahnärztlichen Unterlagen, die ich in Strabane erhalten
hatte, zu dem Toten passten?
Ich rief erneut Jim Hendry an und bat ihn, sich mit dem Altnagelvin
Hospital in Derry in Verbindung zu setzen, das außerhalb meines
Zuständigkeitsbereichs lag, und dort Martin Kieltys Akte für eine formelle
Identifizierung anzufordern. Falls er operiert worden war, dann dort, vermutete
ich. Und tatsächlich: Als ich nach dem Mittagessen zum Krankenhaus fuhr, legte
man mir eine dicke beigefarbene Patientenakte vor.
Ich blätterte die Aufzeichnungen selbst durch. Mit den meisten
Angaben konnte ich nichts anfangen, doch ich fand eine Reihe von
Röntgenaufnahmen von Kieltys Bein nach seinem Unfall, darunter diverse Bilder
des frisch genagelten Knöchels.
Von unterwegs rief ich erneut Dr. Long an und bat ihn, sich in Letterkenny
mit mir zu treffen. Dr. Long verglich die Aufzeichnungen aus dem Altnagelvin
Hospital mit seinen eigenen Aufzeichnungen im Obduktionsbericht und kam nach
einer Stunde zu dem Schluss, dass die Leiche, die wir aus dem Brand geborgen
hatten, nicht die von Martin Kielty sein konnte.
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»Herrgott«, sagte Patterson, als ich es ihm erzählte. »Ich
meine … Herrgott noch mal!«
»Die zahnärztlichen Unterlagen, die man mir gegeben hat, passten zu
der Leiche.«
»Dann waren es nicht Kieltys Unterlagen.«
»Offensichtlich nicht«, erwiderte ich.
»Jetzt kommen Sie mir nicht auf die Sarkastische. Haben Sie schon
seine Angehörigen informiert?«
Das hatte ich nicht. Ganz besonders graute mir davor, Kieltys Mutter
gestehen zu müssen, dass sie meinetwegen mehrere Tage grundlos gelitten hatte.
»Noch nicht. Ich will zuerst wissen, wie das passiert ist. Ich fahre noch
einmal zu dem Zahnarzt und finde heraus, was zum Teufel mit deren Akten
passiert ist.«
»Das ist ein zu großer Zufall. Jemand hat die Akten absichtlich
vertauscht.«
»Meinen Sie?« Patterson entwickelte allmählich ein besonderes Talent
dafür, das Offensichtliche festzustellen.
Der Zahnarzt, Roger Hughes, bestritt, dass seine Praxis in
irgendeiner Form für die Verwechslung verantwortlich sei. Er habe mir nach
bestem Wissen verschlossene Patientenunterlagen gegeben.
Ich erklärte ihm, dass die Unterlagen zu der gefundenen Leiche
passten; nur gehörten sie nicht zu Martin Kielty, obwohl sie sich in seiner
Akte befunden hatten.
»Das habe ich verstanden«, erwiderte Hughes. »Aber ich kann nichts
weiter für Sie tun. Sie haben mich um unsere Aufzeichnungen zu Martin Kielty
gebeten. Sie haben die Aufzeichnungen erhalten, die wir in Kieltys Akte
hatten.«
»Gibt es denn keine Möglichkeit herauszufinden, ob die Akte mit der
eines anderen Patienten vertauscht wurde?«
Hughes sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Ich habe
in dieser Praxis über fünfhundert Patienten. Ohne einen Namen kann ich Ihnen
nicht helfen.«
Er begleitete mich hinaus zum Empfang. Nachdem er in sein Zimmer
zurückgekehrt war, fragte ich die junge Frau am Tresen, wer für das Erfassen
der Aufzeichnungen und die Zuordnung zu den Patientenakten zuständig war.
»Ich«, erwiderte
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