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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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des Thes und nicht so sehr bei Adna.
    Immerhin hatte sie ihn zu sich beschieden, und er war gekommen.
    Aber empfangen hatte sie ihn nicht, wie es einem jungen Herrn zukam, empfangen zu werden, in keinem der Herrschaftsgemächer, sondern bei den Ställen und mit einem jungen Stier beschäftigt. Dementsprechend waren ein kurzer Schurz, absatzlose Stierkampfschuhe und die herabhängenden Haare auch ihre einzige Kleidung. Doch Garp empfand weniger die gewollte Kränkung, die darin bestand, ihn wie einen Sklaven zu behandeln, als vielmehr Angst um seine Schwester, und zwar so sehr, wie sie ein Mann um ein Mädchen nur fühlen kann. Er war niemals Zeuge ihrer Übungen in der Arena gewesen. Er hatte nichts von ihnen gewußt und wäre auch kaum zugelassen worden. Nun aber wollte sie ihm zeigen, wie gleichgültig ihr seine Zeugenschaft sei, und so sah er Adna den anstürmenden Stier bei den Hörnern packen, sich in der Luft herumwirbeln und so das Tier überspringen.
    »Adna!« schrie er, ohne sich seines Schreiens bewußt zu sein.
    Sie lachte und schwang sich mit fliegendem Schurz über das Gatter. Erst dann trat sie, sichtlich in ihrem Selbstvertrauen gestärkt, mit vor Spott funkelnden Augen an ihn heran.
    »Der edle Herr Garparuda geruhten etwas zu bemerken?«
    »Bei wem du geschworen habest, fragte ich.«
    »Was geschworen?«
    »Es ist gut, daß du es vergaßest, und es wäre besser, wenn du dich nie mehr erinnern würdest.«
    »Wessen? Daß du jedem den Tod androhtest, der Draup Zwang antun sollte? Das gilt nicht mir und auch nicht Thes. Er ist dem Hause Belit verbunden. Du wirst dich an ihm nicht vergreifen, so anmaßend du auch sein magst.«
    »Ich dachte an die Knechte und daß du sie nicht in Versuchung führest.«
    »Was willst du eigentlich, Garparuda? Wie du sprichst, scheinst du in mir nicht mehr die Dame sehen zu wollen.«
    Garp lächelte.
    »Du zeigst sie mir nicht, Schwester Adna.«
    »Ich dachte, du zögest die Ställe vor. Du hast dich doch immer gern in Maaletauro vergraben.«
    »Ich tat auch anderes, Adna.«
    »O ja, immer das, was dir befohlen wurde«, sagte sie mit einem Zorn, den sie nur schlecht hätte begründen können, »dem gehorsamen Enkel und Sohn. Kümmere dich um Rhea und um deine Gebieterinnen. Was geht unser Tun dich an? Um meinetwillen kamst du nicht ... du Frommer!«
    »Bei wem schwurst du, Adna? Ich fragte dich schon. Sage aber nicht: >Ich schwur bei Rhea! <; denn das wäre eine Lüge. Ich weiß, was ihr wollt: du und Thes«, sagte er und vergrub seinen Blick in den ihren, »aber Thes ist kein Kreter. Was bedeutet ihm Rhea? Und er ist ein Barbar geblieben. Was also könnte ihm Kreta sein? Du jedoch bist Kreterin. Denke an das . . . Vaterland, Kreterin Adna.«
    »Vaterland . . .?«
    Adna war blaß geworden.
    »Ich weiß, was du träumst«, sagte er, ohne sie aus seinem
    Blick zu lassen. »Doch durch Träume erlöst du nicht. Die Stunde wird kommen, die auch deine Stunde sein wird. Ausrufen wird sie ein anderer, und dieser andere wird nicht Thes sein. Dir ist es auferlegt, dich im Warten zu bewähren.«
    »Von wem auferlegt?«
    »Vom Gott, den du suchst.«
    Bei diesen Worten war es bei Adna mit aller Vorsicht vorbei, so erkannt fühlte sie sich. Schwer ging ihr Atem.
    »Werde ich ihn finden?« fragte sie.
    »Er fand dich.«
    »Warum offenbart er sich mir nicht? Bin ich verworfen?«
    »Oh, Adna . . . Nicht du bist verworfen, wahrlich nicht du. Aber wenn er sich dir jetzt offenbarte, würdest du seine Gestalt verwerfen. Du könntest gar nicht anders. Um dich vor der Sünde des Unglaubens zu bewahren, ist dir auferlegt, ihn zu erwarten. Weil er dich liebt, Adna«, wiederholte er eindringlich, »läßt er dich warten.«
    Adna sah Garp nach, wie er davonging - aufrecht war sein Schreiten und doch einfach und ohne Hochmut. Sie empfand ihn, wie seine Reiter ihn empfunden hatten: voll Geheimnis und als ein Wesen aus einer höheren Sphäre.
    Ins Gras warf sie sich und weinte in ihre Arme.
    »Er weiß alles«, sagte Ran.
    »Was taten sie«, fragte Ter, »als die große Verfolgung über die Unsrigen kam?«
    »Frage mich nicht.« Es war Bud, der es sagte.
    »Unser Herr Garparuda ist nicht grausam, Bud«, hielt Ran ihm vor.
    »Er ist der Enkel der Belit«, sagte Ter, »und ich furchte für unsere Augen. Aber als Geblendete werden wir ihn sehen, Bak, unsern Herrn. In der Unterwelt ist er und ohne Licht.«
    »Aber er wird heraufsteigen, und meine Seele frohlockt; denn als Geblendete werden wir ihm

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