Aufstand der Maenner
ähnlich sein und ihm zunächst. Bak liebt die Gläubigen, die um seines Namens willen Marter erleiden.«
»Wer aber ist Garparuda?«
»Ist er unser Freund?«
»Ist er unser Feind?«
»Ist er Rheas Sohn?«
»Er ist unser Herr.«
»Lasset uns beten zu Bak für Garparuda, unsern Herrn.«
Es war dunkel im Gefängnis, Luft kam durch einen Schacht, aber kein Licht. Die Kameraden hatten Stroh aufgeschüttet, daß die Gefangenen liegen konnten, und sie hatten sie nicht gefesselt. Es war nicht befohlen worden . . . ebensowenig wie das Stroh.
Waffengerassel wurde vernehmbar und das Geräusch von Schritten. Von fernher nahte Licht.
»Steckt Fackeln in die Mauerblöcke!«
Es geschah.
»Nehmt meine Waffen von mir und entfernt euch so weit, daß kein Laut mehr von hier euch erreichen kann. Betretet diesen Raum nicht, auch dann nicht, solltet ihr meine Stimme hören und ich euch rufen!«
»Hören ist gehorchen.«
Nichts als ein Knistern von Stroh war im Gewölbe, als die Fackelträger gegangen waren.
»Du, du und du«, sagte Garp, »geht und haltet Wache, daß uns niemand belausche!«
Das Geräusch der sich entfernenden Schritte verklang. Hier und da ein Stöhnen, ein Ächzen, aber noch immer kein Wort.
»Ich gab mich in eure Hände«, sprach Garp in die Augen, die auf ihn starrten, »habt ihr mir nichts zu sagen?«
Wie eine Wand stand das Schweigen. Dann tropften von Garps Lippen die Silben:
»Der - Bock - und - die - Traube . . .«
Ein allgemeiner Schrei war die Antwort. Alle wußten, was in Knossos mit Garp geschehen war. Für einen der Frömmsten der Frommen, die zu Rhea je die Hände erhoben hatten, mußten sie ihn halten . . . und er kannte das Wort. Er war der Enkel der Belit, und es gab eine Grube der Vergessenen.
»Antwortet mir keiner?« fragte er. »Keiner von euch . . .? Wenn keiner mir antwortet und keiner sich gegen mich erhebt, so soll ich wohl annehmen, daß keiner das Wort kenne? - Ich aber glaube, daß keiner es kennen will und ihr alle euern Glauben verleugnet!«
»Bak ist groß . . .«, stammelte Bud.
»Also doch einer.«
Garp war zufrieden, hatte er sich doch davon überzeugt, daß seine Reiter ihn selbst dann noch als ihren Herrn ansahen, wenn sie glauben mußten, daß er ihr Verhängnis sei. Nur Zuverlässige konnte er jetzt gebrauchen. Immerhin hatte sich einer zu Bak bekannt und sich damit nach eigenem Vermeinen der Finsternis geweiht. Einer für alle. Noch wußten sie nichts von Garp. Nicht einer der Reiter bekleidete unter den Dionysiern einen so hohen Rang, um wissen zu dürfen, wer der Geweissagte sei.
»Tritt zu mir, Bud«, befahl Garp jetzt und flüsterte ihm eine Formel ins Ohr, die ihn als Gläubigen auswies. Nur einer im Range des Bud konnte sie wissen.
»Gesegnet sei die Stunde«, rief Bud, »da ich im Herrn unsern Bruder erkenne. Begrüßt ihn alle mit mir; denn hier ist keiner, der nicht zu uns gehört. Die Traube und der Bock!«
»Die Traube und der Bock!« Alle riefen es, und alle drängten, Garps Schurz zu berühren. Garp ließ sie gewähren.
»Nein, hier ist keiner, meine Brüder, der nicht zu uns gehörte. Und ich könnte euch auch die andern unter meinen Reitern nennen, die gläubig sind. Ich kenne sie alle.«
»Lasset uns preisen Bak, unseren Herrn - lasset uns ihn preisen im Lied!« rief Bud.
»Lasset uns schweigen«, sagte Garp. »Es ist die Stunde nicht, von dem zu singen, dessen wir alle gewiß sind. Ihr seid hier, damit ihr mich als euern Bruder erkennet und damit wir uns besprechen. Es wird für lange das letztemal gewesen sein. Berichte, Bud, der du in Maaletauro der Vorsteher bist.«
Kein Verwundern kam auf. Für alle galt es als erwiesen, daß es nichts gäbe, was Garp nicht wisse. Fromme Scheu erfüllte die Männer und blindes Vertrauen. Vollkommen war ihre Unterwerfung. »Tut nach euerm Beschluß«, befahl Garp, als Bud geendet hatte, »und verdoppelt euern Eifer bei der Bekehrung der Ungläubigen. Ihr kennt mich nicht, und ich kenne euch nicht; aber ihr wißt, daß ich meine Hand über euch halte. Nur dürfen die Damen von Knossos an meinem
Gehorsam nicht zweifeln und nicht an eurer Treue zu mir. Kein Blut soll vergossen werden. Doch achtet darauf, daß keiner heimlich und ohne mein Wissen Maaletauro verlasse. Geschieht es . . . dann sorgt dafür, daß er sein Ziel nicht erreiche. Und wisset: Bak ist mit euch. Die Zeit der Trauer ist um. Der Geweissagte erschien. Er wird euch die Freiheit bringen und das Glück.«
> Er wird euch die Freiheit
Weitere Kostenlose Bücher