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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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seine Blicke an den Stein des Ringes, bis er nichts mehr sah als nur noch ihn. Alle Kräfte seiner Seele versammelte er in sich . . .
    »Ich bin Garp«, stöhnte er. »Bak, du mein Gott! Meine Seele ist matt. Hast du mich verlassen? Garp ist mein Name, Garparuda! Hörst du mich nicht, mein Gott? Der Tag des Altares naht, und ich soll an deiner Stelle stehen im heiligen Hain. Lasse deine Stärke in mich fahren, damit ich mit Lust stehe an deiner Stelle. Lobpreisen will ich dich, o Bak, aber laß mich deine Nähe spüren. Erfülle mich mit Zuversicht und deinem göttlichen Odem.«
    Noch lange betete Garp.
    Bei Tuks Eintritt erhob er sich. Der Sklave brauchte sein Beten nicht zu sehen. Den Stein des Ringes hatte er bereits zur inneren Handfläche gedreht.
    »Du kommst, dich zu verabschieden?« fragte er.
    »Mein Herr Garparuda sendet mich nach Knossos. Ich komme, um die letzten Befehle meines Herrn zu empfangen.«
    »Ich habe denen nichts hinzuzufugen, die ich dir gab. Bereite alles für meine Ankunft vor. Ihrer Heiligkeit bringst du den Gruß meiner untertänigen Verehrung und überreiche ihr den Bericht. Sowie ich die Stiere verkauft und alles geordnet habe, hält mich nichts mehr in Maaletauro.«
    »Der Wille meines Herrn geschehe.«
    »Verabschiede dich von Dame Adna. Unterlaß es nicht. Sie ist meine Schwester, und du bist mein Vertrauter. Ich wollte, sie reiste mit dir.«
    »Ich fand Ihre Gnaden nicht geneigt«, meinte Tuk.
    Garp zuckte die Achseln. Er sah Adna ebenso ungern in Maaletauro wie den Tuk. Aber seinen Schreiber konnte er fortschicken, die Schwester nicht, obwohl ihr Gesicht seine Träume bedrängte und ihr Umgang mit Thes ihn verdroß. Mehr als Adnas Blick freilich fürchtete er den des Tuk, dessen scharfem Verstand so leicht nichts entging. Davon hatte er Proben genug erhalten und sich ihrer erfreut. . . früher.
    »Erinnern sich Euer Gnaden noch eines Gesprächs in Knossos mit mir?« fragte Tuk.
    »Ich glaube, ja . . .«, zauderte Garp.
    , »Sie sagten damals, ich sei zu brauchen, Herr . . .? Haben Euer Gnaden Ihre Meinung geändert?«
    Garp spürte die Hintergründe dieser Frage und nahm sie nicht leicht. Seit Jahren hatte ihm Tuk gedient. Seine Freiheit hatte er ihm geopfert, und Garp war nicht ohne Dankbarkeit. Er zauderte. Aber dann gedachte er des wilden Hasses in Tuks Gesicht, als der Schreiber von der Hinopferung der Frauen auf den Altären des Gottes gesprochen habe und von Adnas Opferung . . . Nein, das sei Baks Weg nicht, lehnte Garp sich gegen diesen Gedanken wild auf. - Und er sagte sich, daß er vielleicht nicht die Macht haben werde, ja daß ein einzelner sie überhaupt nicht haben könne, alles zu verhüten, was eine Zeit der Entfesselung an Scheußlichem aus sich herausschwäre. Wenn erst alles vorüber sei und Tuk nicht mehr schaden könne, dann möge er den bevorzugten Platz einnehmen, der ihm gebühre. Eher nicht. Dennoch empfand er es als nicht ganz leicht, dem Manne zu antworten, der mit voll geöffneten Augen werbend zu ihm aufsah.
    »Welcher Dämon ist in dich gefahren, Tuk?« warf er leicht hin. »Meine Meinung von dir blieb die gleiche.«
    Tuks Augen verschleierten sich wieder. Er verneigte sich tief.
    »Ich danke meinem edlen Herrn für seine Huld.«
    Es waren Worte der Ergebenheit . . . aber Worte, Garp fühlte es wohl. Doch von seinem Entschluß trat er nicht mehr zurück.
    »Die Gnade Rheas sei mit dir«, sägte er nur und hob segnend die Rechte.

26
    Vielleicht hätte Garp seinen Entschluß doch geändert, wenn ihm nicht entgangen wäre, welche Beobachtungen Tuk ganz zuletzt noch hatte machen können. Nach Knossos wäre sein Schreiber dann wohl kaum noch gelangt, nach Knossos schon gar nicht! Mit allen Mitteln hätte Garp ihn dann in Maaletauro zurückgehalten, auch mit denen fester Holzblöcke an Armen und Beinen und dicker, verriegelter Gewölbe.
    Mit dem Heben seiner Rechten hatte Garp den Stein seines Ringes enthüllt, nur für einen kurzen Augenblick war das geschehen, aber für Tuk hatte der Augenblick genügt. Er kannte den Stein, er kannte den Ring - oh, wie gut kannte er ihn! Für jeden Eingeweihten hatte der Ring immer die gleiche Bedeutung: Wer ihn besaß, dessen Leib hatte sich der Gott zum irdischen Wohnsitz erkoren. Unverletzlich und göttlich war Garp. Auch für Tuk war er es. Niemals hätte der Schreiber Hand an den Ringträger gelegt. Falls es freilich andere tun sollten . . . war es deren Sünde. Wer außer Garp hätte den Ring auch haben sollen, wenn

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