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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Egel ihn nicht mehr besitze. Dieses Ringes und der Weihe wegen war Tuk Sklave eines Halbwüchsigen geworden, dessen Lehrer und Erzieher, und nun mußte er es erleben, daß der Schüler seinen Lehrer um den Preis von dessen Opfer gebracht hatte. Jahrelange Selbstbeherrschung und Kasteiung waren nötig gewesen, daß Tuk ein steinernes Gesicht hatte zeigen können. Er wollte die Rache an allen, die es leichter gehabt hatten als er, denen das Schicksal nicht den Preis ihrer Mühen vorenthalten hatte, wie das ihm immer wieder geschehen war - und er wollte die Macht. Nach dem Zusammenbruch der Damenherrschaft und des Rheakultes mußte aber der Geweissagte Baks, mußte dessen irdische Wiedergeburt bei einem Volke, das an priesterliche Leitung so gewöhnt war wie das kretische, eine weit größere Macht werden, als der Kult der Erdmutter sie je in einer einzigen Hand vereint hatte. Kein Mensch sah das so klar wie Tuk. Um so vernichtender war für ihn die Erkenntnis, daß diese Macht schon vergeben sei. Betrogen fühlte er sich - auch von Garp betrogen. Unverlangt war diesem Kna-ben zugeworfen worden, was die Sehnsucht von Tuks Mannesjahren gewesen war. Er hatte auf Garp gesetzt und durch Garp verloren. Wohl hätte er sich damit abgefunden, einem Jüngeren, seinem Geschöpf, wie er es sich dachte, den Schein zu überlassen, wenn er die Macht selbst hätte ausüben können. Doch das Geschöpf war ihm entglitten. Voll heißen Zornes sah Tuk immer die ironischen Mundwinkel Garps vor sich, wenn er überlegte, ob er nicht doch dienend der Herr sein könnte. Gut gewählt hatte Egel, dem Tuk nicht genehm gewesen war. Garps Mund hatte sich dem Schreiber gegenüber verschlossen. Ausgestoßen war Tuk von der Macht, nicht der kleinste Teil an ihr war ihm vergönnt worden.
    Tuk wäre nicht er selbst gewesen, wenn er das ertragen hätte. Es gibt noch andere Wege, dachte er. Ist die Macht nicht lange Jahre vergraben gewesen in der Grube der Vergessenen? Was haben Egel Ring und Weihe genützt in der Grube? Und was würden sie Garp im gleichen Falle helfen? Sei der Jüngling doch töricht genug, die Macht nicht zu gebrauchen und sich nicht, angestrahlt von der Feuersbrunst der Zerstörung, über alle Sterblichen sichtbar zu erheben. Falls Garp aber beseitigt wäre - dann würde eine Macht ihren Herrn suchen, der stark genug wäre, der Zerstörung ihren Lauf zu lassen. Und dieser Herr würde Tuk sein.
    Einen Plan einen Plan!
    Tuk hatte einen Plan, als er in Knossos und in der Schiffshütte eines sidonischen Fahrzeuges dem Herrn Punikrum gegenübersaß. Es ging um Garps Augenlicht.
    »Mein Herr Punikrum wundert sich, daß ich dieses Gespräch nicht mit Herrn Jokbed führe?«
    »Sie hätten es gekonnt, mein Tuk«, sagte Punikrum.
    Nicht als Sklaven und auch nicht als das ehemalige Mitglied einer Schiffsbesatzung behandelte er den Schreiber, was den Verstand des Herrn aus Sidon bewies.
    Nur so empfand es Tuk, der längst gegen Ehre und Unehre gefeit war. Es gefiel ihm. Mit Dummköpfen hatte er nicht gern zu tun - es sei denn, daß er Dummköpfe brauchte.
    »Mein Herr Punikrum wird sich erinnern, daß Meister Jokbed dem Kinde Garp göttliche Abkunft beimaß?«
    »Ich erinnere mich. Mir schien es freilich mehr als lächerlich zu sein«, meinte Herr Punikrum zwar, aber nur, um seine Meinung gleich wieder einzuschränken. »Möglicherweise hatte ich unrecht, mein Tuk. Was allerdings geschehen wäre, wenn Jokbed ihn mir als Sklaven überlassen hätte . . .«
    »Mein Herr Punikrum irrt. Ohne Garp oder ohne den Herrn Garparuda, wozu Jokbed ihn machte, wäre ich nicht nach Kreta gekommen und wüßte nicht, was ich weiß.«
    Diesem Argument gegenüber bestand Punikrum nicht auf den Sklaven.
    »Die Wege Bels sind wunderbar«, lenkte er lieber ein. »Mich schlug der Gott, unser Herr, mit Blindheit.«
    »Wir sagen Bak. Aber das andere ist richtig. Wunderbar sind die Wege des Gottes und unerforschlich.«
    Ein weihevolles Schweigen ergab sich unter diesen Umständen von selbst.
    Der asketische Tuk und Herr Punikrum, dessen üppige Rundungen seine Würde nur noch erhöhten, versenkten sich darin zu Ehren des Gottes oder der Götter.
    »Jedermann liebt seine Geschöpfe«, brach endlich Tuk die Stille, »und Jokbed machte Garp zum Herrn. Meinem Herrn Punikrum aber geziemt es, seine erhabenen Erwägungen nicht mit Gefühlen zu belasten, und darum spreche ich mit Ihnen und nicht mit dem Schiffshauptmann Jokbed.«
    »Ich habe mich Ihrer als eines klugen Mannes

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