Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
Vom Netzwerk:
wenig zu bedrücken.
    »Es muß hier geschehen«, sagte sie. »Wenn meine Mutter ihn erst hat, ist er mir verloren.«
    »Zweifellos . . . aber ich möchte mit dieser Sache nichts zu tun haben.«
    »Ich hätte Sie für tapferer gehalten.«
    »Warum sollte ich tapfer sein? Ich habe den Vertrag erfüllt. Die Große Dame wird mit mir zufrieden sein.«
    »Aber ich nicht. Ich habe meine Zeit mit Ihnen vergeudet, Sie junger Feigling. Eine Frau sollte sich nie auf einen Mann verlassen. Zuletzt muß sie doch alles allein vollbringen. Doch nun überlasse ich Sie Ihrem Mädchen. Es wartet gewiß schon mit Sehnsucht auf meinen Abgang.«
    Doch die holdselige Pflegerin fand einen fiebernden Punikrum vor. Die überaus mächtige Dame Sipha hatte ihm etwas mehr zugesetzt, als in seinem Zustand gut gewesen war.

8
    Ein Sklave öffnete die hohe Tür, um den Herrn Cheta in den Empfangsraum zu lassen. Sklave und Herr unterschieden sich kaum in ihrer Tracht. Enge Gürtelringe und geschlossene, kniefreie Schurze waren deren ganze Kleidung, nur daß des Herrn Schurz rot und der des Dieners blau war. Gesalbt waren beide, und auch dem Diener fielen die Haare in langen gepflegten Locken über den Rücken. Lediglich die linke Schläfenlocke, die ihm nach libyscher Sitte vom über die Brust hing, und die hochgeschnürten Ledersandalen zeichneten den Herrn Cheta als Sohn einer vornehmen Mutter aus. Bis an die Waden reichte ihm das Gewickel der Riemen. Bei seinem Eintritt ins Haus hatten Sklaven ihm die Füße gesäubert. Denn er war bereits in der Hafenstadt gewesen und jetzt erst auf der breiten Straße von einer Gehstunde Länge zurückgekehrt. Der Diener freilich ging barfuß; dafür aber glänzten an seinen Fußknöcheln zwei lockere silberne Ketten. Man sah sie blinken, wie er die Treppe hinanstieg, deren untere Stufen in einer türlosen Seitenöffnung vom Raum aus zu sehen waren.
    Der Zugang zur Treppe war nicht der einzige Durchbruch im Raumgefüge. Ein anderer, weit mächtigerer in nahezu ganzer Höhe der Wand gewährte durch die Säulen einen Blick in einen kleinen abgeschlossenen Lichthof. Dort stand das Zeichen der Würde, das der Großen Dame und Oberpriesterin der Schlangen zukam. Ein niedriger Sockel verjüngte sich mit drei geschwungenen Stufen in Schwarzweiß, Blauweiß und Rotweiß ebenso nach oben wie der daraufgepflanzte, mit nachgebildeten grünen Blättern umwundene hohe Schaft, den die goldene Doppelaxt krönte. Daneben stand eine Vase mit dem heiligen Öl. Ein Fenster mit eingelassener Bank aus Alabaster ließ auch noch von draußen Licht durch die Seitenwand herein. Nur diese und eine zweite Bank vor den Säulen des Durchbruchs boten Gelegenheit zum Sitzen. Kein Tisch, kein Stuhl und überhaupt kein Möbel beeinträchtigten den Raum. Nur einige Gefäße standen am Boden: eine große, zugleich weitbauchige und flache Ölkruke, eine schön geschwungene Goldvase mit hochgereckten Henkeln und ein säulenartiges Gefäß mit Löchern zum Aus-und Einschlüpfen der Schlangen, die darin ihren Wohnwinkel hatten.
    Weil die Schlangen ihren Leib in demütiger Liebe der Erdmutter anschmiegten, waren sie der Allschöpferin besonders heilig und vertraut.
    Nicht eine Handbreit der Wände und der Decke war nackt. Schöne Ornamente in Schneckengewinden bedeckten sie. Die Langwand zierte ein fast menschenhoher Fries von bunten Vögeln zwischen Gräsern und Blumen, und im großen Durchbruch schmückten Bildnisse von Menschen die Seitenwände . . . Bildnisse von Frauen natürlich.
    Für alle Pracht hatte der Herr Cheta keinen Blick. Er kannte diesen Raum und andere Räume, die ihm wenig nachstanden, zu gut, als daß ihm das, was er sah, noch bewußt geworden wäre. Seine Wahrnehmungen gingen über den Gedanken, man habe das so und man mache das jetzt so, nicht hinaus. Das gleiche hätte von vielen seiner Landsleute derselben gesellschaftlichen Stellung gelten können bei Cheta kam noch ein besonders nüchternes Gemüt hinzu, das dem Schmuck nur insofern Bedeutung einräumte, wie er ihm, dem Großkaufmann und Unternehmer, Gewinn einbrachte. Und er war ein Verdiener, und das keineswegs nur seinem wohlbegründeten Ruf nach. Für alles außerhalb dieser Sphäre fehlte ihm jedes Verständnis. Denn da seine Einseitigkeit, wie er wohl fühlte, die Quelle seiner Erfolge war, wollte er sie durch keinerlei Ablenkung trüben. Selbst seiner Phantasie -und auf’ kaufmännischem Gebiet hatte er ein wenig davon verbot er jede Abschweifung ins Allgemeine und

Weitere Kostenlose Bücher