Aufstand der Maenner
Zusammenhalten. -Aber du sagtest mir noch nichts von deinem Frachter. Oder handelt es sich um ein Geheimnis?«
»Für Sic nicht, Mütterchen. Es handelt sich um ein Schnellboot und nicht um einen Frachter.«
»Also nach Xanthos willst du«, erklärte Belit mit einem Lächeln. »Ich sage es dir lieber gleich, Chet, weil ich dir eine Lüge ersparen möchte.«
»Aber ich log nicht, Mütterchen!«
»Das hätte jetzt auch keinen Sinn mehr, nicht wahr? Doch gerade wegen dieser Reise ließ ich dich kommen. Ich kenne dein Schiff, wenn du bisher es auch nicht für nötig gehalten hast, es mir zu zeigen.«
»Aber wie können Sic denken . . . Wenn ich gewußt hätte, daß Mütterchen an einem so minderwertigen Ding wie meinem halben Wrack von einem Boot . . .«
»Unsinn! Verstricke dich nicht. Ich brauche dein halbes Wrack von einem Boot.«
»Oh, welche Ehre! Mütterchen wollen ebenfalls nach Xanthos? Meine mütterliche Dame wird entzückt sein . . .«
»Du sollst nicht immer lügen, hab’ ich dir gesagt! Ob deine Mutter, meine liebe Arta, entzückt sein wird, weiß ich noch lange nicht. Um so besser ist dir bekannt, daß ich keineswegs nach Xanthos, sondern nach Milet will, und dahin sollst du mich bringen.«
Cheta erhob sich. »Ich fliege, die beglückende Nachricht meiner mütterlichen Dame zu melden. Sie wird sich freuen, den Befehlen der Großen Dame gehorchen zu dürfen.«
»Sohn der Arta, du ärgerst mich«, sagte Belit, »und ich kann dir versichern, daß während meines langen Lebens schon mancher sich wünschte, mich nicht geärgert zu haben.«
»Aber wie kann ich Unwürdiger, der ungeratene Sohn meiner mütterlichen Dame, ohne deren ausdrückliche Befehle oder die Befehle meiner über mich erhöhten Schwestern . . .«
»Du kannst. Und jetzt setz dich hin und komm mir nicht mehr mit deiner Mutter oder gar mit deinen Schwestern, den Gänsen. Denn das sind sie, und du steckst sie alle in den Sack. Schade, daß du kein Mädchen bist, Chet, aber du verdientest, eins zu sein. Mir gefällt cs, daß du keiner von den zimperlichen Zierbengeln bist, die nichts in ihrem leeren Kopf haben, als von einer Frau geheiratet zu werden, damit sie ihren Putz und ihren Müßiggang bezahlen. Und nun höre mir gut zu!«
»Jawohl, Mütterchen«, sagte Chet und setzte sich artig wieder hin, ein Bild demütigen und beflissenen Gehorsams in Wirklichkeit dagegen ein Aufsässiger, der an nichts dachte, als auf seiner Hut zu sein. Als wenn er damit Belit getäuscht hätte!
»Du sollst nicht gegen mich arbeiten, Cheta. Widersprich nicht! Ich glaube dir doch nicht. Und ich will dich nicht wieder lügen hören. Wir sollten lieber Zusammengehen, mein Junge.«
»Meinen Sie im Geschäft, Mütterchen, oder in der Politik?«
»Ich meine in beidem. Aber reden wir zunächst vom Geschah. Ich furchte, davon verstehst du mehr. Jedenfalls erwies sich dein Haus nicht gerade sehr freundschaftlich gegen das meine, und so haben wir uns um die Tribute von Karien und Lykien gerauft. Das war ein Fehler. Du hast mir nur die Pacht in die Höhe getrieben . . .«
Der Herr Cheta seufzte, weil er daran denken mußte, wieviel er selbst für die Steuerpacht an den Schatz abzuliefern habe.
Belit lachte nur.
»Ich habe deine Pacht auch klettern lassen, möchtest du sagen? Das will ich meinen! Glaubst du naseweiser Schlingel, du könntest eine alte Frau wie mich ungestraft am Ohr zupfen? Bisher hatte mein Haus beide Tribute gepachtet, und ich bezahlte kaum mehr als jetzt für den einen, allerdings den fetteren. Jedenfalls haben wir beide den ersten Verlust schon hinter uns, und nun glaubst du, dich heimlich davonmachen zu können, um auf gemieteten Schiffen deine Tributwaren als erster nach Kreta zu bringen? Du willst mir den Markt verderben, wenn ich dann hinterherhinke! Ist es nicht so?«
»Aber Mütterchen - Geschäft ist Geschäft.«
»Gut, daß du wenigstens dieses Mal nicht lügst. Wir brauchten diesen ganzen Schabernack aber gar nicht, wenn wir gemeinsam gesteigert hätten und nun auch gemeinsam verkaufen würden.«
Ganz kurz nur blitzte in Chetas Gesicht ein Triumph auf, der den scharfen Blicken Belits aber doch nicht entging. So leicht lasse er sich nicht fangen, dachte er. Mittelbar hatte die Große Dame ja ganz deutlich zugegeben, daß er im Vorteil sei, und den lasse er sich denn doch nicht nur durch eine kleine unverbindliche Unterhaltung entreißen. »Ich weiß, was du jetzt denkst«, sagte sie, »du brauchst es erst gar nicht auszusprechen.
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