Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
Vom Netzwerk:
ist Geschäft.«

9
    Die Ankunft der Großen Dame war selbstverständlich ein Ereignis für Milet. Schon die handelspolitische Stellung des Hauses Belit hätte sie dazu gemacht. Aber Karien und Milet gehörten zum kretischen Bundesstaat, und die Oberhofmeisterin des Palastes und Priesterin der Schlangenrhea in Knossos, dem Bundeshaupt, hatte zugleich eine mehr als königliche Stellung. Schon am Hafen wurde die Hohe Frau von den Stadtregenten begrüßt und mit ihrer Tochter zu ihrem Privatpalast in Milet mit allen Ehren geleitet.
    Kein Mensch in der Stadt konnte dieses Gepränge und diesen festlichen Lärm übersehen und überhören - auch Garp nicht. Und dann kam Jokbed, um ihm klarzumachen, daß es schon schlimm genug gewesen sei, wie er sich Frau Sipha gegenüber aufgeführt habe. Darum müsse er nun alles tun, um mit der Gunst der Großen Dame die Verzeihung zu erlangen, deren er so bedürftig sei.
    Nun waren Garp die Schiffskameraden schon recht vertraut geworden und unter ihnen Jokbed am meisten. Ganz anders war dieser seebefahrene Mann als etwa Wadd. Lär-mende, zupackende Männer waren Jokbed und dessen Leute, und durchaus nicht geneigt schienen sie zu sein, sich ein Weiberjoch aufschwatzen zu lassen. Ein Mann wie Jokbed, glaubte der Jüngling, würde selbst einer Hipsa gegenüber nicht verzagt sein. Und ihm selbst sei er stets ehrlich begegnet nie habe er gelogen!
    »Es ist aber ein Mädchen«, murrte Garp dennoch, womit er Belit zu meinen geruhte.
    »Aber ein ganz altes«, tröstete Jokbed. »und wenn so was ganz alt ist . . .«    
    Weiter wußte Jokbed auch nicht. Das Wort »Frau« hatte Garp wohl schon gehört, ohne sich recht etwas darunter vorstellen zu können, und schon gar nicht unter einer Mutter. Vom Kinderkriegen verstand Garp mehr als ein anderer Jüngling seines Alters soviel hatte er bei Wadd gelernt. Seine Amazamädchen bekamen auch Kinder, aber Frauen und Mütter waren sie deswegen nicht. Garp sah den Unterschied nicht und fürchtete um so gründlicher den Zauber, der von solchen Geschöpfen ausgehe, die keine Männer seien. Von Frauen stammte er, die einst alles Männliche getötet hatten. Ihm würde es, so glaubte er, nichts ausmachen, den Frauen ein Gleiches anzutun. Das gehe nicht gut an, meinte jedoch Jokbed, auch solle Garp seine Kameraden fragen, wenn er ihm nicht glaube. Die Kameraden seien gar nicht so sehr gegen Mädchen.
    »Was soll ich also tun?« fragte Garp, wobei er sein Unbehagen keineswegs verbarg.
    »Dich manierlich benehmen«, sagte Jokbed.
    »Ich soll dem alten Mädchen die Füße küssen?«
    »Wenn es sich so ergibt, auch das. Reite ihr die Pferde vor. Sie gehören ihr. Sie gibt uns das Eisen, und dafür hast auch du dein Schwert, deine Kleidung, dein Essen und was du sonst brauchst.«
    »Wird sie mir die Pferde nehmen - wenn sie ihr gehören?«
    »Sie wird dich für die Pferde brauchen.«
    »Dann wird sie sagen, ich gehöre zu den Pferden, also ihr.«
    »Hm . . .« Der alte Räuber überlegte. »Gar nicht so dumm«, meinte er dann. »Du wirst sie auf eine Tafel schreiben lassen, daß du ihr nicht gehörst.«
    »Ist das ein Zauber?«
    »Für sie schon. Man sagt, sie hält, was sie schreibt. Aber am sichersten ist es, du bleibst bei uns.«
    Garp mochte schon und wieder auch nicht.
    »Ihr habt keine Pferde«, sagte er schließlich.
    Es geschah, wie Jokbed es gesagt hatte. Die Große Dame ließ sich die Pferde vorreiten. Es gab viel Erstaunen, große Erregung, viel Geschrei. Was die Große Dame dachte, war jedoch nicht zu erkennen. Unbeweglich blieb ihr Gesicht.
    Dann wollte sie Garp sehen, und dieses Mal kam er auch, aber mit seiner Leibwache und Jokbed.
    Auf diese Weise sah er mit Bewußtsein etwas ihm völlig Fremdes, nämlich wirkliche kretische Damen. Denn eigentlich gesehen hatte er Sipha nicht bei der Sänftenerstürmung. Nun saß sie rieben ihrer Mutter auf einem Faltstuhl. Doch auch jetzt war es mehr Belit, die seine Blicke auf sich zog. Ihr weißes Haar hatte sie hochgesteckt, und soweit schien alles in Ordnung zu sein. Aber er vermißte den Haarknoten der Erwachsenen bei ihr, und daß dieses Mädchen erwachsen sei, daran sei nicht zu zweifeln. Auch ließen die kunstvoll gelegten Locken ihn, was gar nicht so fernlag, an Schnecken und Schlangen denken. Das Diadem mit den großen bunten Steinen hielt er für einen mißglückten Helm. Der einen mit der Doppelaxt auf den Scheitel, und sie werde schon sehen, wie wenig das Ding ihr nütze! Was ihn aber mehr als der

Weitere Kostenlose Bücher