Aufstand der Maenner
Kopf fesselte, das waren die Brüste. Denn sie hatte welche und sogar alle beide! Ganz deutlich sah man sie durch das hauchdünne Gespinst ihres Hemdes, und dort, wo die Mamellen sein mußten, waren auch welche aber ganz von Gold. Im ersten Augenblick dachte Garp, die Weißhaarige habe ihre rechte Brust, ähnlich wie er Hüfte und Hand, bewahrt. Doch dann bemerkte er bei der andern dasselbe und bei den Sklavinnen erst recht; denn die gingen nackt bis zum Gürtel, was ihn vermuten ließ, daß es bei diesen Mädchen der Brauch verlange, um so mehr anzuhaben, je vornehmer sie seien. Denn bei den Damen erhob sich aus dem aufreizend engen Gürtel, bei dessen bloßem Anblick Garp die Atemnot ankam, ein steifes Mieder, auf dem die beiden Brüste hoch emporgepreßt lagen. Zweifellos ist das sehr geheimnisvoll, dachte er, und der steife Kram müsse doch wohl irgendeinen Sinn haben, weil er als Panzer überhaupt nicht zu gebrauchen sei. Nein es sehe wohl so aus, aber ein Panzer sei das nicht. Und dann trage sie zu allem Überfluß auch noch ein kurzes Jäckchen mit halblangen Ärmeln. Es war grün mit schwarzen Streifen, und der Panzer war schwarz mit Gold obendrauf, genau wie die Halsborte am durchsichtigen Hemd: ein Viereck schwarz und ein Viereck golden, und in der Mitte hing eine runde Platte aus grünem Stein mit etwas darin eingekratzt, was Garp nicht erkennen konnte. Unten aber . . . Erst hatte Garp gedacht, es seien Hosen, nur viel weiter, als seine eigenen Mädchen sie in der Kälte trugen. Dann aber sah er an den Dienerinnen, daß es lange Röcke waren. Auch in Streifen wie das Jäckchen der Weißhaarigen: grün, schwarz, golden. Nur daß die Streifen spitz nach unten in einer Naht zusammenliefen. Und wenn das Weibliche, das so etwas anhabe, sich setze, begriff Garp, klemme sich die Naht zwischen die Beine, und dann sehe es ganz wie weite Hosen aus.
Garp erstaunte und hatte beim Anblick dieser Frauen ein ganz anderes Gefühl als bei dem seiner Mädchen, die doch, wie er immer gemeint hatte, die Ersten auf dieser Welt seien. Und ob das nun stimme, wußte er nicht mehr, ebensowenig, wie er darüber zu einem Entschluß kommen konnte, ob er die herausgetriebenen Brüste nun als etwas Schönes oder als etwas Häßliches betrachten solle. Mit der Sipha sei das nicht viel anders. Nur die Schläfenlocken habe die Weißhaarige sich in Höhe der Ohrmuschel abgeschnitten, während die Tochter sie lang trage und, wie die Dienerinnen, auch bunter gekleidet sei. Die Dienerinnen freilich nur unten, und deren Lächeln sei eine Schande für einen Mann, der seine Beine und Hände in Ordnung habe.
»Ein strammer Bursche, Schiffer«, sagte Belit.
»Flottenhauptmann, wenn es der Großen Dame beliebt.«
»Gut denn: Flottenhauptmann. Aber stramm ist er doch.«
Das fand auch Sipha, und sie war mehr als je entschlossen, Garp unter ihre Fuchtel zu bekommen..
Jokbed jedoch räusperte sich.
»Wenn es der Großen Dame genehm wäre ... es sind da so Mißverständnisse vorgekommen, sozusagen . . .«
»Mit dem Amazajungen?«
»So ist es.«
»Er wird unsere Art noch nicht gewohnt sein«, meinte Belit nachsichtig. »Mit wem denn?«
»Das ist es ja eben! Mit der hochmächtigen Dame Sipha.«
Bis zu einem rechten Winkel beugte Jokbed seinen Oberkörper vor Sipha. Man solle sehen, daß ein Flottenhauptmann Lebensart habe, war seine Meinung, sosehr Pirat er auch sein möge.
Dann sei ja alles gut, erklärte Belit, ohne Sipha erst lange zu fragen, ihre Tochter verzeihe dem Jungen und sie selbst sei ihm gewogen. Damit verzog sie ihr Gesicht sogar zu einem Lächeln.
»Gepriesen sei das Lächeln der Großen Dame«, fiel Jokbed sofort ein, »und gepriesen der Sohn der Amaza, dem dieses Lächeln gegolten!«
Auf seinen Wink traten die zehn Männer der Leibwache zurück; Garp aber bekam von ihm einen Knuff, worauf der Sohn der göttinverwandten Amaza sich zu der Großen Dame so verhielt, wie er es Hipsa gegenüber nicht besser hätte tun können. Er warf sich nieder und küßte ihr den Fuß. Allerdings in der Verwirrung den rechten statt den linken. Doch das bewirkte nur ein zweites Lächeln Belits und einen zweiten Kuß des Garp, weil die Hohe ihm nun auch den linken Fuß hinhielt.
Die Große Dame war mit ihrem Pferdekauf sehr zufrieden, weniger jedoch damit, daß sie nicht - wie sie gehofft hatte -von Punikrum nun auch die Begleitmannschaft erwerben konnte. Dazu war der Herr aus Sidon nicht imstande, und Jokbed gar erwies sich überhaupt als
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