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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Wenn du Bewaffnete brauchst, dingst du Knechte, die sich aufs Kämpfen verstehen. Womit aber willst du sie befriedigen, wenn deine Ernten und Häuser in Flammen aufgehen und dir deine Schätze geraubt werden?«
    In Chetas Gesicht trat ein Ausdruck der Verbissenheit.
    »Es war immer so, daß eine Reiche noch reicher werden will. Hätten unsere Vormütter nicht so gedacht, ständen wir nicht da, wo wir stehen. Und es war immer so, daß es Arme gab. Wer würde für den andern arbeiten wollen, wenn er nicht arm wäre? Je mehr Arme es gibt, desto billiger wird die Arbeit. Und Angst habe ich gar nicht. Sie laufen einem ja nach, daß man ihnen Arbeit gebe.«
    »Keine Angst?« fragte Belit und sah ihm in die Augen.
    »Mütterchen vergessen, scheint mir, die Tributpflichtigen, die uns bei einem inneren Aufstand auf Kreta zu helfen hätten .«        
    »Gerade du solltest daran nicht erinnern. Warum, glaubst du, bewarb sich mein Haus immer so zäh um die Tributpacht von Karien und Lykien? Warum wollte ich Leute wie dich nicht heranlassen? Der Gewinne wegen? Bis jetzt habe ich Verluste eben noch vermieden . . .«
    Cheta konnte nicht länger an sich halten!
    »Mütterchen hätten viel mehr herausholen können!« triumphierte er.
    »Gewiß hätte ich das gekonnt, du Narr! Mir aber lag mehr daran, jede Härte beim Eintreiben zu vermeiden, was man von dir nicht behaupten kann. Klagen über Klagen kommen aus Lykien gegen dich, und du willst, daß dieselben Leute, die du ausplünderst, sich in der Stunde deiner Not für dich schlagen sollen?!«
    »Ich glaube, wir sollten der Dummheit der Menschen ein wenig vertrauen«, sagte Cheta mit einem dünnen Lächeln, das Belit nicht erwiderte.
    »Leider hast du recht, leider. Doch um so größer ist ihre Wut nach dem Erwachen oder was sie dafür halten. Und,
    Chet, wir leben in der Zeit eines unruhigen Schlafes der Menschheit.«
    »Es wird schon so schlimm nicht werden. Als Kaufmann muß man wagen.«
    »Solange die große Göttin dich hält, brauchst du auch keine Angst zu haben solange die Armen sie ehren, schützt sie auch dich. Aber vergiß nicht, Chet, wir dienen ihr unter dem Kreuz, unter dem Baum des Lehens und nicht des Todes. Soweit du Macht hast, bist du Rhea verantwortlich, daß keines in deinem Schatten an seinem Leben erliege.«
    »Verzeihen, Mütterchen aber ich bin ein ungelehrter Mann, keine Priesterin, wie Sie es sind. Ich tue das, was mir am nächsten liegt, und vergaß nie, den heiligen Tempelgrotten zu spenden und der Weltschöpferin zu opfern. Sogar über Gebühr!«
    Chetas Worte waren ein Weichen, aber ein Ausweichen sie waren Flucht und Deckung zugleich.
    Jetzt erst lächelte Belit; aber es war ein Lächeln, an dem Chet keine Freude haben konnte. »Also zurück zum Handel«, meinte sie. »Ich kann auch ein anderes Schnellboot nehmen . . .«
    »Aber nicht doch, Mütterchen!«
    »Sieh mal, Chet: Nachdem du mir einen Verlust beigebracht hattest, mußte ich zusehen, ihn irgendwie auszugleichen. Ich ließ also meine Tributwaren nicht nach Kreta kommen, um mit dem Erlös Getreide in Ägypten zu kaufen denn das hast du doch vor, nicht wahr, Cheta? , sondern ich schickte den Tribut direkt nach Ägypten, wo an den Waren genauso Bedarf ist wie hier, nur daß uns in Kreta wegen der gesunkenen Kaufkraft alles liegenbleibt. Ich konnte gerade billigen phönikischen Frachtraum haben und sparte zugleich eine Doppelfracht nach und von Kreta. Ohne erheblichen Wettbewerb hatten meine Waren in Ägypten einen guten Markt, und auch das Getreide war für mich noch billiger, als du es haben wirst. Inzwischen ist es durch meine Aufkäufe schon ein bißchen knapp geworden. Dieses Mal, scheint mir, war ich die erste. Was meinst du, Chet ?«
    Nichts hätte Belit sagen können, um Chets kaufmännischen Stolz gründlicher zu demütigen. Einen andern aber hatte er nicht. Die Große Dame habe recht gehabt, sagte er sich, er werde noch viel zu lernen haben. Wenn aber . . . dann bei der Großen Dame selbst! Er zauderte nicht mehr.
    »Mütterchen werden meinen ehrerbietigen Vorbehalt doch nicht falsch verstanden haben?«
    »Wovon redest du, mein Kind?«
    »Von unserem Bündnis, Mütterchen. Mit welchem hohen Entscheid darf ich meine eigene Dame erfreuen?«
    »Was spricht die Schlange?« fragte Belit, indem sie sich die Schlange ans Ohr hielt.
    »Was sage ich der Mutter?« wiederholte Chet.
    »Sage ihr . . .«, sie entließ die Schlange mit einem summenden Laut und erhob sich. »Sage ihr: Geschäft

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