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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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einmal, sondern unterbrach ihn nur mit einer leichten Geste ihrer Linken.
    »Den festesten Häusern kann ein Sturm die Dächer ent-fuhren, er muß nur stark genug sein. Krieg aber ist wie Sturm und Feuersbrunst zugleich.«
    »Die Macht Kretas über die Küsten und Meere steht fester als je zuvor!« wiederholte er mit dem Widerspruch eines Empörten die allgemeine Phrase. »Sollte die Große Dame unseres göttlichen Minos das nicht wissen?«
    Die Große Dame antwortete nicht sogleich. Dafür hob sie eine Schlange, die sich ihrem Fuße genähert hatte, vom Boden auf, und nun hatte es den Anschein eines Zwiegesprächs zwischen der Frau und dem Tier. Langsam hob die Natter den Kopf an das Ohr der Freundin.
    Ausgeschlossen fühlte Cheta sich von der Urweisheit der mütterlichen Erde, als deren Botin die Schlange ihm galt. Aber er wollte sich keinem Zeichen unterwerfen. Nicht diesem und keinem andern. Eine alte Frau sei Belit, wiederholte er sich, und er kannte die Frauen seiner Familie zu gut, als daß ihm Weiblichkeit noch wirkliche Achtung eingeflößt hätte - nicht einmal das Alter. Es sei an der Zeit, fand er dagegen, den Männern, denen Lasten aufgebürdet seien, ebenfalls Einfluß einzuräumen. Zweifellos war das eine Ketzerei, bei der er allerdings übersah, daß Belit ihm mit diesem Gespräch bereits alles gewährte, was er nur verlangen konnte. Er wollte einfach nicht sehen, und vor allem wollte er nicht hören, wollte er sich nicht erschließen. Er fühlte seine Sicherheit bedroht. Aber daß Belit sprach, konnte er dennoch nicht verhindern.
    »Hast du niemals einen Baum sterben sehen, ohne daß die Axt ihn fällte?« fragte sie. »Und erinnerst du dich des Aufgebotes Unserer Lieben Mutter von den Schlangen an alle Sklavenbesitzer? Jeder sollte ein Amulett haben, jene kleine runde Scheibe, auf daß es seine Sklaven beschütze. Nur anzugeben brauchte er, wie viele Sklaven er habe. - Sie kamen alle - du auch höchst unfromm wäre es gewesen, die Gabe der Göttin zu verschmähen.«
    »Und was ist mit den Schlangen, Mütterchen?«
    »Es ist das mit ihnen, daß ich dir nun sagen kann, wie viele Sklaven auf einen freien Kreter kommen. Zwanzig Sklaven und dann erst ein Freier oder eine Freie. In Wahrheit ist das Volk der Kreter ein Sklavenvolk, Chet.«
    »Sklaven sind eine Sache, die man einhandelt und verhandelt.«
    »Nenne es so. Aber sie haben Arme und an den Armen Hände, die packen können. Eines Tages auch dich.«
    »Ich habe keine Angst.«
    »Du Glücklicher! Ich habe welche. - Doch nun zu den Freien. Wenn das Gesetz nicht wäre, würden sie sich bald um alle Sklaven vermehren, die krank oder zu alt sind, um ihr Essen zu verdienen. Du möchtest ihnen noch die Einwanderer beigesellen. Und sie würden fortfahren zu kommen, diese Toren ... in aller Welt hören sie ja nur von dem goldenen Mutterland Kreta. - Freie Handwerksleute drehten einst unsere ersten Töpfe, große Künstler darunter. Denen verdankst du deinen Gewinn, den du daraus ziehst, daß du das, was sie schufen, jetzt in Massen hersteilen läßt. Ihnen, Chet! Denn du selbst würdest nicht eine einzige dumme Schüssel zustande bringen.«
    »Ich bin kein Töpfer.«
    »Nein, dafür hast du Macht. Besitz ist Macht, und meine ist um sehr vieles größer als deine. Laß uns zusammenstehen, Chet, nicht wir allein, sondern alle, die reich sind wie wir. Laß uns verhindern, daß die Armen das Ungewisse herbeisehnen, weil die gewisse Gegenwart nicht mehr das Leben verlohnt.«
    »Um weniger zu verdienen, sollen wir uns verbinden?« Dieses Nebenergebnis von Belits Vorschlag entdeckte Cheta sofort, und natürlich hielt er es für den Kern.
    »Um sicherer zu leben«, berichtigte Belit. »Mach einen Überschlag, wie viele Arme auf eine Reiche kommen. Wir werden immer reicher, sie immer ärmer. Eines Tages werden sie sich zusammentun, und dann werden wir weder reich noch arm, sondern überhaupt nicht mehr sein.«
    »Wir werden unsere Sklaven bewaffnen.«
    »Die sind selber arm.«
    »Nicht unsere Haussklaven. Sie verachten die freien Armen.«
    »Deine Haussklaven würden nur mit dir verderben. Aber sie werden es nicht, weil sie dich vorher verlassen. Nein, Chet, wenn der Kampf entbrennt, werden wir ihn selbst auskämp-fen müssen. Und nun sieh unsere geringe Zahl, selbst wenn die Frauen, wie sie es vordem taten, mitkämpfen würden. Schau dir unsere reichen Männer und Knaben, schau dich selbst an, Chet, der du ein tätiges und, wie du meinst, nützliches Leben führst.

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