Aufstand der Maenner
genug. Tuks Griffe spürte sie schon nicht mehr so abgehärtet war sie. Unter denen des Thes aber hatte sie gestöhnt. Wenn der Taureador jemandem die Gelenke weich machen wollte, dann tat er es auch, doch eine Kleinigkeit war es nicht!
Im Hause der Belit und nun gar in den persönlichen Gemächern der Enkelin hatte er deswegen noch lange nichts zu suchen, es sei denn, er wäre heimlich und bei Nacht eingeführt worden. Ganz unverhohlen und bei hellichtem Tage zu Adna zu kommen war schon eine sagenhafte Frechheit. Nach der Szene mit der Großen Dame in der Arenaschule glich sein Erscheinen dem Versuch; einer stillenden Löwin die Jungen wegnehmen zu wollen.
»Verlaß uns!« sagte Adna zu Tuk, damit der sich nicht etwa in unverschämter Vertraulichkeit selbst beurlaube.
»Euer Gnaden . . .«, wollte Thes anheben - doch da waren sie schon allein.
»Hast du keine Furcht«, fragte Adna, »daß die Große Dame an dir ein Strafgericht vollziehen lassen könnte? Du bist ihm, sollte ich meinen, gerade noch entkommen.«
»Sie wird sich hüten!«
»Du überschätzt dich, Thes. Daß dich das Volk vergöttert, weiß auch sie. Aber wenn sie glaubt, ein Exempel statuieren zu müssen, könnte dieser Umstand sie nur bestärken. Dein Eindringen hier würde ihr als Vorwand vollauf genügen. Oh, Thes, ich weiß es, du bist der Sohn eines Königs. Du hast es mir oft genug gesagt. Aber bist du der Sohn eines Königs auf Kreta?«
»Ich bin der Sohn des Königs von Attika! So groß ist der Unterschied nicht.«
»Die Kreter sagen, es sei ein Unterschied wie der zwischen einem Löwen und einer Laus.«
»Dame!«
»Die Kreter könnten es sagen, nicht ich. Wenn du meinst, daß dein Athen etwas bedeutet, will ich es dir glauben. Immerhin sendet es den Mädchen- und Knabenzins - das wenigstens mußt du doch zugeben. Es geht dir auch gar nicht so sehr um Athen, sondern sehr viel mehr darum, daß du ein Mann bist. Aber meine Gesinnung kennst du doch, und außer mir gibt es noch andere - auch Mädchen und Frauen -, die nicht einzusehen vermögen, warum ihr Männer, die ihr die meiste Mühe und Arbeit habt, so völlig unter der Hand der Frauen sein sollt. Vergiß nicht, Thes, daß ich es war, die zu dir kam und sich dir als ihrem Lehrer unterwarf.«
»Der Großen Dame«, meinte Thes mit wiederaufsteigendem Grimm, »sagtest du, ich sei dein Masseur.«
»Es war das Beste, was ich für dich tun konnte. Kreta ist immer noch Kreta, und hier bist du nun einmal kein Königssohn, sondern Stierkämpfer. Solange du das bleibst, werden dich die Menschen umjubeln. Trittst du aus deinem Kreis, könnten sie dir leicht die Peitschenhiebe vorrechnen, mit denen du für ihn abgerichtet wurdest. . .«
»Ich bin dein Lehrer, und es tut mir leid, sie dir erspart zu haben.«
»Nun« - Adna lächelte -, »viel fehlte nicht daran, und du hättest es getan.«
»Ich hätte es tun sollen - dann würdest du dich etwas eifriger in der Erfüllung meiner Wünsche zeigen.«
Einen Augenblick zuckte es um Adnas Mund. Doch dann rettete sie sich in Trotz und Empörung. Mit einem Schwung warf sie sich herum zum Zeichen, daß sie genug von ihm habe. Das war ihre beste Waffe, weil sie die weiblichste war. Selbst Thes stand etwas unsicher mit der Erkenntnis herum, daß er anscheinend zu weit gegangen sei.
»Nun ja -«, meinte er weit weniger hochfahrend, »ich wollte doch nur wissen, was du erreicht hast.«
Doch so leicht war Adna nicht zu versöhnen.
»Geh nur«, sagte sie, »du brauchst mir nicht zum hundertstenmal zu erzählen, daß du Frauen genug haben kannst. Ich hab’ dich nicht verlangt, und in meinem Leben will ich nie mehr ein Wort mit dir sprechen.«
Seine Erfahrungen hatten Thes wenigstens das eine gelehrt, daß solche und ähnliche Aussprüche nicht ernst zu nehmen seien und eher eine günstige Auslegung verdienten. Darin täuschte er sich denn auch nicht. Fast im gleichen Atemzug fuhr sie nämlich fort: »Weswegen, glaubst du, ist dieser Tuk hier? Du sahst ihn.«
»Soweit ich sehen konnte, um dir die Zehen anzustreichen.«
»Soweit du sehen konntest! Manchmal seid ihr Männer unwahrscheinlich dumm, und dann denk’ ich immer, daß es vielleicht doch ganz gut sei, euch unter Druck zu halten.«
»Dann sag es doch, wenn ich es nicht weiß. Woher sollte ich es denn wissen?«
, »Das hättest du vorher bedenken und fragen sollen. Aber du mußt natürlich immer gleich . . . Du solltest dich schämen! Warum Tuk hier ist? Ich habe ihn mir als Leibpfleger
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