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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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ausgebeten, weil er meines Bruders Vertrauter ist und, wie man sagt, großen Einfluß auf ihn besitzt.«
    »Und . . .? Vermutlich hast du nichts aus ihm herausbekommen, aber er alles mögliche aus dir.«
    »Hol du doch erst mal was aus diesem Menschen heraus! Und mein Bruder ist auch nicht gekommen, obwohl ich ihn zu mir beschied. Er sei zur Großen Dame befohlen, sagte Tuk. Und nun kommst du und machst mir Vorwürfe? Sag doch selbst, was ich sonst hätte tun können.«
    »Zur Großen Dame gehen.«
    »Nach dem, was geschehen ist? Ich bin froh, daß sie mich nicht hat verprügeln lassen.«
    »Bleibt also nur noch dein Bruder. Er soll einer von diesen gefügigen jungen Männern sein. Sagtest du es nicht?«
    Sie dachte an Garp und verglich ihn mit Thes. So unkretisch wie nur möglich war der Taureador. Nicht einmal dem Bart hatte er entsagt. Vor jedem Kampfspiel fiel sein Männerbart zwar dem Schermesser zum Opfer, um hinterher wieder fröhlich auf Lippe und Backen zu sprießen. Die hohen Damen behaupteten zwar, sich davor zu graulen, aber in Wirklichkeit empfanden sie eine derart betonte Männlichkeit als äußerst anregend. Auch Adna war nicht zuletzt diesem blonden gekräuselten Bart erlegen. Sein Haar war eine weitere Herausforderung. Frei ließ er es auf die breiten Schultern fallen, die er nicht erst durch einen allzu engen Gürtel zur Geltung zu bringen brauchte. Er war ein Barbar und trug sich als solcher. Bis auf die Halskette, die seinem niedrigen Stand versagt war, hatte er keinen Schmuck ausgelassen, den er an seinem Körper nur irgendwo hatte anbringen können. Die kostbaren Reifen vor Beginn des Unterrichts von Oberarmen und Handgelenken umständlich abzustreifen - das hatte bei ihm stets einer kultischen Handlung geglichen, und mehr als einmal hatte Adna seine Eitelkeit mit der Bemerkung belacht, daß sie noch anfrieren werde, wenn er ihr nicht bald Bewegung verschaffe. Sie selbst habe doch wahrlich mehr auszuziehen als er, und immer müsse sie auf ihn warten.
    Nein . . . eigentlich fein sei Thes nicht, mußte Adna sich eingestehen . . . Aber sie war zeit ihres Lebens mit so viel Feinheit überhäuft worden, daß ihr das Gegenteil fast als Gewinn galt. Ein Mann sei Theseus, ein kraftstrotzender, höchst eigenwilliger Mann - das könne man nicht leugnen, wogegen Garparuda . . . Dabei fiel ihr auf einmal ein, wie wenig sie doch von Garparuda wisse.
    »Ein Zierbengel ist er jedenfalls nicht«, sagte sie, nicht ohne einen kleinen Seitenhieb gegen Thes, »obwohl Herr Garparuda . . .«
    Sie dachte daran, wie Garp in die Familie gekommen sei, und wünschte nicht, daß Thes ihn einen Barbaren nenne. Sie zauderte, was genügte, daß der Stiermensch eine Blöße witterte und hineinstieß.
    »Obwohl Herr Garparuda . . .«, wiederholte er ironisch. »Nun wohl, lassen wir ihn. Was mich anlangt, so rühme ich mich, ein Barbar zu sein. Immer werde ich es sein, auch wenn deine Belit aus mir etwas anderes hätte machen wollen, etwa wie aus deinem >Herrn Garparuda<.«
    Nach der gültigen Auffassung hatte Rhea selbst Garp zu dem gemacht, was er war, und vor einer Generation hätte die Gleichsetzung Belits mit der Göttin dem Manne Thes das
    Leben kosten können. Heute war eine derartige Profanierung mehr eine Frage des Taktes. Aber was wußte Thes von Takt? Ihn bestärkte es im Gefühl einer männlichen Überlegenheit, wenn er das feine Mädchen, seine Schülerin, beirren konnte, und nicht lange war es her, daß sich Adna noch mit einem Schauer in sich zusammengezogen hatte, wenn von ihrem Rheaglauben auf diese Weise ein Stück nach dem andern abgebröckelt war. Die Anziehungskraft des Frevlers hatte sich dadurch allerdings nicht erhöht.
    Seltsam war es wiederum, daß sich ihre Einstellung zu Garp in keiner Weise verändert hatte. Trotz der Erschütterung ihres Glaubens an Rheas Allmacht blieb das göttliche Wunder seiner zweiten Geburt für sie unangetastet bestehen.    
    »Du vergißt dich, Thes«, sagte sie nun, »wenn du dich mit dem Sohn meiner mütterlichen Dame vergleichst.«
    »Ich glaube vielmehr, daß du die Vergeßliche bist. Ich habe dir gesagt, was ich von dir will.«
    »Das hast du. Du quälst mich genug damit. Du willst die Pferde, und ich habe mich auch bemüht. Aber nichts tue ich mehr, gar nichts, bevor du mir nicht genau erklärst, wozu du sie eigentlich brauchst.«
    Einwendungen von seiten Adnas waren das letzte gewesen, womit Thes gerechnet hatte. Aber seit sie nicht mehr täglich mit ihm in der

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