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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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hättest mir das früher sagen können.«
    »Euer Gnaden fragten mich nicht.«
    Nein, sie hatte ihn nicht gefragt, obwohl sie die ganze Zeit ein großes Verlangen gehabt hatte, es zu tun. Doch dieses Verlangen zu zeigen, war sie zu vorsichtig gewesen. Tuk sei imstande, Schlüsse zu ziehen, dachte sie, und damit täuschte sie sich auch nicht. Ohne diesen Menschen würde sie es leichter mit Garparuda haben, war sie überzeugt. Ein Störrischer sei dieser Tuk, wenn auch im eigentlichen Sinn kein Mann. Für ihn sei ihr Körper nur ein Gegenstand, und von allen, mit denen ihn seine Pflichten in Berührung bringen, der allergleichgültigste, war eine andere ihrer Meinungen, und die machte sie ihm gegenüber so unsicher, daß sie ihn wieder fortgeschickt hätte, wenn ihr das, ohne sich zu verraten, möglich gewesen wäre. Nicht einmal die Tatsache seiner großen Kunst hätte sie dann daran gehindert. Er konnte alles aus ihr heraus- und alles in sie hineinmassieren, was ihr schon recht gewesen wäre. Daß er es aber mit einem so steinernen Gesicht tat, nahm sie selbst einem Sklaven übel.
    Adna war in vielem der Gegensatz zu ihrer grausameren Mutter. Herrschen war die Wollust der Dame Sipha, und um sie zu genießen, zog sie Männer den Mädchen vor. Männer freilich hatte Adna ebenfalls haben können. Nicht einmal Belit hätte sie ihr verargt. Doch Adna wollte geliebt werden. Nur wenn ihr das eigene Wohlwollen von den Mitmenschen zurückstrahlte, fühlte sie sich geborgen. Sie wollte geliebt werden, sie wollte lieben — und nicht nur körperlich. Sie hatte demnach Wünsche, derentwegen Sipha ihre Tochter ein »verstiegenes Mädchen« nannte, wobei sie selten ermangelte, den Vater der so Entarteten mit einigen abträglichen Bemerkungen zu bedenken oder vielmehr das Andenken des ihr durch Tod bereits Entrückten.
    Adna ließ sich dadurch nicht beirren. Die Art, wie ihre Mutter lebte, entsprach ihr nun einmal nicht, und sie empfand es überhaupt als wenig befriedigend, alles haben zu können, was sie nur wolle, nur weil sie als Mädchen und Tochter eines großen Hauses geboren sei. Eine Befriedigung bereitete ihr höchstens der Zustand wohliger Erschöpfung, den große körperliche Leistungen bei ihr zurückließen. Das war der tiefere Grund ihres Draufgängertums, dem sie ihren letzten Skandal verdankte. Auf der Flucht vor ihrem eigenen Körper und ihrer Sehnsucht befand sie sich, und dadurch unterschied sie sich eben grundsätzlich von den anderen Damen des heiligen Knossos.
    Jetzt verschränkte sie die Hände unter ihrem Haar im Nacken. »Nun ja«, sagte sie, und beim Lächeln bogen sich ihre Mundwinkel ein wenig nach unten, »dein Herr ist ein gehorsamer Enkel, und so wird er auch ein gehorsamer Sohn und ein gehorsamer Bruder sein. Er ist kein Rebell - er nicht! Ganz untadelig ist dein Herr, eine wahre Erquickung. — Reden wir nicht mehr von ihm.« Sie sagte das in einem Ton, als wenn ein Rebell etwas Bewunderungswürdiges, ein untadeliger Jüngling aber eine beklagenswerte Mißgeburt sei. Gegen Garps äußere Vorzüge war sie dabei keineswegs blind, doch seine Zugeständnisse an kretische Gepflogenheiten, die ihm im Vergleich zu dem Verhalten der so viel strengeren Amaza-Mädchen milde erscheinen mußten, hatten ihr ein Bild von ihm vermittelt, das durchaus nicht so abgeschlossen war, wie sie glaubte. Für seinen Lebenskern hielt sie, was ihm nur gleichgültiger Umriß bedeutete. An eine offene Rebellion gegen die Frauenherrschaft dachte er auch wirklich nicht. Nur durch Zurückhaltung wehrte er sich ein wenig, und damit war er immer gut ausgekommen, ohne jemals zum Angriff vorgehen zu müssen. — Langweilig sei Garp, hatte Adna mehr als einmal erklärt, und dennoch beschäftigte er ihre Gedanken noch, als Thes hereinstürmte, das Stieropfer Thes.
    Mit einem jähen Ruck erhob sie sich. Das Laken fiel herunter, und die kleine Zehe ihres linken Fußes blieb unlackiert. Doch eben die Zehe rechnete - das Laken mochte immerhin fallen. Tuk war ihr Leibpfleger und ein Sklave, und Thes . . . Daß er ein Sklave gewesen und jetzt ein Freigelassener war, hatte wenig zu sagen. Er war zweifellos ein Mann. Selbst ein vorsichtiger Beurteiler hätte zugeben müssen, daß viele, sehr viele Damen davon träumten, ihn auf ihr Lager zu bekommen, besonders die, die ihn schon darauf gehabt hatten. Kaum einer hätte geglaubt, daß Adna zu diesen nicht gehörte, obwohl das eine Tatsache war. Nackt gesehen hatte freilich auch Thes sie oft

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