Aufstand der Maenner
Arena zusammen war, begann sie offenbar eigene Gedanken zu haben. Diese Erkenntnis machte ihm wenig Freude, aber sie überzeugte ihn, daß er sie wieder fester an sich binden, gleichsam von neuem gewinnen müsse. Seine Pläne waren derart, daß er ihr Entgleiten nicht ruhig hätte mit ansehen können, und außerdem machte ihm der Widerstand das schöne Mädchen nur noch begehrenswerter.
»Adna . . .«, umwarb er sie, »wir waren doch vollkommen einig. Du selbst sprachst immer davon, wie traurig die Lage der Männer auf Kreta sei und daß du alles tun wolltest, sie zu ändern.«
So ähnlich hatte sie sich in der Tat geäußert. Sie war ja des Herrschens und Befehlens so müde gewesen! Nach einer starken und männlichen Hand hatte sie sich gesehnt und in diesem Zustand den Taureador Thes in der Arena erlebt.
Nichts hatte sie hindern können, zu ihm zu gehen. Sie war ehrlich genug, das zuzugeben.
»Aber . . .«, meinte sie, »ich will klarsehen, mein Thes. Weiß ich sonst, was ihr alles anstellt und ob es dann nicht nur noch schlimmer wird - für euch, für uns, für alle?«
»Es wird besser werden«, sagte Thes, »wir waren uns einig, daß man auf die Damen einen Druck ausüben muß, wenn man ihnen Zugeständnisse abringen will. Voranzugehen ist Sache der Starken, und das sind zumeist wir, die Ausländer, die Barbaren, wie sie uns nennen, die wir noch nicht so verdummt sind. Das übrige Volk wird uns dann schon folgen.«
»Oh, Thes, du bist stark, du bist tapfer - jedermann weiß es. Aber das, was du vorhast, ist etwas anderes als ein Stierkampf. Ich habe immer nur daran gedacht, wie ich dir die Pferde verschaffen könne. Erst jetzt, da ich mit dir rede, bekomme ich Angst. Weißt du, was Pferde sind? Garparuda ist mit ihnen geboren — er ist als Amaza geboren. Du jedoch — kannst du sie überhaupt reiten? Wenn du es auch sagtest -wo willst du es gelernt haben?«
»In Athen. Sehe ich aus wie jemand, der etwas unternimmt, was er nicht durchführen kann? Für eine Schülerin ihrem Lehrer gegenüber bist du reichlich mißtrauisch, meine Adna. Es ergab sich ganz ohne mein Zutun. Ein Händler aus Troja ließ uns eine Stute zurück, die er wahrscheinlich gestohlen hatte. Fast verhungert war sie. So schlecht hatte sie die Seefahrt überstanden, daß sie nicht mehr zu stehen vermochte. Der Troer glaubte, sie würde sterben, deshalb ließ er sie uns. Wider Erwarten erholte sie sich jedoch, und nach ihrer Genesung konnte ich sie besteigen.«
»Du saßest wirklich auf diesem Pferd?«
»Nur auf dieser Stute«, sagte Thes, um durch die Einschränkung seine Ehrlichkeit zu betonen. »Ich hatte das Tier gesund gepflegt, und dabei waren wir Freunde geworden.«
»Aber geritten bist du?«
»In allen Gangarten, auch im Galopp und im Sprung. Die Stute war es gewohnt, geritten zu werden, und eigentlich war sie es, die mir das Reiten beibrachte. Es ist gar nicht so leicht, sich auf dem glatten Fell oben zu halten. Später gewöhnte ich mich, und als mir der Einfall kam, ihr eine wollige
Schafshaut auf den Rücken zu legen, bin ich nicht mehr gefallen.«
»Konnten viele reiten in deinem Dorf?«
»In Athen, willst du sagen? Außer mir traute sich keiner.«
»Es sind heilige Tiere . . .«
»Meine Mutter sagte, es seien Dämonen.«
»Mögen es Dämonen sein, Thes; aber mit den Pferden allein schafft ihr es nicht!«
»Du hast nur keine Lust, dein Versprechen zu erfüllen! Das ist es.«
»Ich habe Angst. . .«, war alles, was Adna erwiderte.
Immerhin hatte Thes so viel Verstand, um einen Ausbruch seines Jähzorns zu unterdrücken. Dagegen war er gewohnt, ihren Körper in Händen zu haben, und sein Instinkt verriet ihm, daß dieser Umstand ihre stärkste Bindung an ihn sei. Wie im Spiel verschränkte er seine Finger in die ihren und beugte sein Gesicht tief auf sie hinunter.
»Ich muß dir etwas sagen«, flüsterte er und stellte mit Befriedigung ein Aufblitzen ihrer Neugier fest. »Es ist bald soweit«, fuhr er fort; »aber du glaubst natürlich, es könne immer so weitergehen - wie? Und du willst es glauben, weil du immer noch eine Dame bist.«
»Warum sagst du das, Thes?« versuchte sie eine schwache Auflehnung. »Ich bin keine mehr und will auch keine mehr sein.«
»Als wenn das so leicht wäre! Man sagt: ich will!, und dann ist es geschehen. So ist es aber nicht, Adna. Bei dir schon gar nicht. Viel zuviel hast du zu verlernen. Zum Beispiel dieses, daß wir Barbaren euch Kretern nicht gewachsen seien. Wir sind es sehr,
Weitere Kostenlose Bücher