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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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unwiderstehliche Verlangen eingeflößt, ihn zu unterjochen. In Garps Fall konnte sie sich auch noch darauf berufen, daß sie seine Mutter sei und unveräußerliche Rechte in Anspruch nehme. Das war es gewesen, was Belit, die ihre Tochter nur zu gut kannte, auf dem Schiff mit ihrer Warnung vor dem Mißbrauch dieser Rechte gemeint hatte. Aber in der Brunst war alles vergessen worden. Hemmungslos hatte Sipha geherrscht und ebenso hemmungslos Garp ihr gehorcht. Um Zärtlichkeit zu genießen, mußte Sipha sich im völligen Besitz des Wesens fühlen, das sie ihr entgegenzubringen hatte, und nur wenn sie Zwang ausübte, fühlte sie sich im Besitz. Ihre Zofen und Liebhaber wußten darum.
    Alles Gezeugte mußte sterben - Zeugung und Tod sind Geschwister. Sipha suchte die Wollust in der Nähe des Todes, und es ging das Gerücht um, daß Fremde, denen keiner nachfragte, schon in ihren Gemächern verschwunden und nie mehr zum Vorschein gekommen seien.
    Wie aber hätte Garp allen Tücken und Künsten, deren Meisterin Sipha war, widerstehen können? Gerade seine
    Unberührtheit hatte ihn wehrlos gemacht, seinen Verstand und jeden eigenen Willen unter sich begraben. Sein Verlangen nach Sipha war die Todessehnsucht des Mannes, war Flucht in die Mutter gewesen, je strenger, um so mehr Mutter. Was der mädchengestaltigen Jägerin nicht gelungen war — in der Gestalt der Mutter hatte es die Göttin erreicht. Die Frau war es, die ihn durch Sipha so sehr unterworfen hatte, daß ihm zuletzt ein erahntes Frauenbein bereits zu einem göttlichen Geheimnis geworden war.
    Erst die Begegnung mit Adna hatte ihn geweckt.
    Woher wisse die Schwester um Sipha und ihn? Und wieviel wisse sie, mußte er immer wieder denken. Denn streng sei das Schweigegebot, und Adna habe nie teilgenommen am Kult. Ob Tuk ihn verraten habe? — Aber ihn von Tuk zu trennen sei Siphas erstes gewesen.
    Ganz allein stand Garp auf der Treppe und - wie ihn dünkte - von allen verlassen, von Sipha, von Tuk, von Adna ... Er stand allein und wäre in Wahrheit froh gewesen, wieder unter Siphas Joch kriechen zu können. Da das aber nicht möglich war, überkam ihn der alte Trotz. Möge Adna zu ihrem Thes gehen! Was gehe es ihn an? Er habe mit Belit zu reden.
    Mit zwiespältigen Gefühlen betrachtete die Große Dame ihren Enkel. Über Erwarten geglückt sei das Experiment, dachte sie. In einer Weise, die jeden Zweifel verstummen lasse, habe sich Garparuda zur kretischen Religion bekannt. Die ganze Fülle der Menschen im Tempel habe sich davon überzeugen können, daß wahre Frömmigkeit und leidenschaftliche Hinneigung zu den alten Bräuchen den Sohn der Sipha erfülle.
    Den Sohn der Sipha . . . Das hätte genügen können, und daß die Tochter sich mit ihrer eigenen Person höchst körperlich in das Spiel eingemischt habe, sei nicht vorgesehen gewesen . . .
    Was sich andere als unverbürgte Gerüchte zuflüsterten, war für Belit Gewißheit. Es sehe ihrer Tochter nur allzu ähnlich, sich den Sohn zum Geliebten zu nehmen. Denn genommen habe sie ihn, den armen Jungen, und wenn es Liebe sei, so sei es von seiten Siphas eine rachgierige Liebe, die in Milet begonnen habe.
    Es wäre verwunderlich gewesen, hätte sie die Herausforderung vergessen, die ihr der törichte Knabe vor allem Volk zugeschrien habe, und es müsse für die Tochter sehr reizvoll gewesen sein, die Aufsässigkeit des jetzt so kräftigen Mannes in eitel Demut vor einer angebeteten Zuchtmutter zu verwandeln.
    Belit seufzte. Sie kannte die Frauen, und als Priesterin wußte sie, wie grausam Rhea, die ordnende, liebende, gütige, sein könne. Obwohl die Fügsamkeit des Volkes dahinschwand, hatte sie ihrer Tochter vieles nachgesehen. Möge Sipha sich immerhin an Sklaven und jungen fremden Barbaren austoben, wenn sie dafür wenigstens die Söhne erster Familien und nun gar den eigenen Sohn hätte unangetastet gelassen. Garparadu dürfe nicht- in seinen Heiratschancen beeinträchtigt werden; denn es könne sich die Notwendigkeit einer Familienverbindung aus politischen Gründen ergeben. Geradezu hochverräterisch aber sei es, in dieser Zeit, da so vieles schwanke, die heilige Religion durch ketzerische Neuerungen anzutasten.
    Man hätte von Belit sagen können, daß sie Ketzereien wohl roch, aber durchaus nicht als Wohlgerüche empfand. Bei ihr konnten Menschen, denen der gesetzliche Kult nicht genügte, mit Milde nicht rechnen, und von allen Verdächtigen war ihr die eigene Tochter die Verdächtigste. Sipha vergesse über

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