Aufstand der Maenner
unfruchtbar war Rhea ohne ihn. Sie aber hatte ihn verleugnet und sich für allein göttlich erklärt in ihrem engen Haus, das ohne ihn finster war, indes doch der Gott in den Gärten der Gestirne wandelte mit der Sonne als seinem Thron.
Und die Freude starb, da er fern war, auf der Erde. Unfriede herrschte, Hunger und Not, und die Menschen schrien unter der Geißel der wenigen, denen Rhea die Macht verlieh und die unfruchtbar waren ohne den Mann wie Rhea ohne Bak.
Da erbarmte sich der Gott seiner Geschöpfe. Aus dem himmlischen Glanz stieg er in eines Mannes Gestalt, die seine Gestalt war, voll Liebe hinab auf die Erde. Die Freude lehrte er und gab den Menschen den Wein.
Aber die Erde mit seinen Füßen tretend, verfiel er mit seinem Menschlichen und Männlichen Rheas Macht. Die Finsteren fingen ihn, schlugen ihn an Rheas Kreuz und zerstückelten seinen Leichnam. In der Unterwelt war er nun und dennoch ewig. Wiederkehren würde er in Gestalt eines Mannes, der in der Unterwelt war. Und die Freude würde wiederkehren und dem Manne sein Recht werden, das Rhea ihm nahm.
»Vater, du erzählst von einem Priester, der verschwand, als man viele Jahre zuvor die Unsrigen fing. Wo ist er?«
»Vom Priester sprach ich, meine Tochter. Wo anders ziemt es ihm zu sein als dort unten, wo der Gott weilt? Sehe doch auch ich, ein Mann von geringer Würde, der ich nicht die Weihe habe, den Tag kaum.«
»Und der Priester - wird er wieder heraufkommen ans Licht, die Feste zu feiern?«
»Er wird kommen, so hat er verheißen, oder ein anderer wird kommen aus seinen Gebeinen, und wir werden nicht traurig sein.«
»Ich glaube«, sagte das Mädchen, »aber meine Freude wird trübe vor der Sünde, mit der ich geboren wurde, vor der Sünde am Gott und am Mann. Laß sie mich tilgen mit dem Schmerz, auf daß ich ohne Reue der Freude des Gottes teilhaftig werde. Nimm mich an als Opfer für den nächsten Tag des Altares.«
»Ich nehme dich an. - Meine Söhne und Töchter«, wandte er sich dann an alle, »was zagen wir, wenn wir solche Frömmigkeit unter uns sehen? Lasset uns nicht durch Zweifel die glimmende Freude vollends ersticken. Ewig ist der Rebstock und ewig die Traube, die der Gott uns gab. Sie birgt sein Blut. Er ist in uns, wenn wir es trinken, und erfüllt uns mit seinem glühenden Leben. Es wird kommen der Tag des Altares, da wir auf heiliger Flur und bei scheinender Sonne Ihn preisen, der auf ihr thront.«
»Jubelt Ihm zu!« riefen alle, aber so gedämpft, daß es klar wurde, der Tag des Altares sei noch nicht gekommen. Und ebenso war die Hymne, die sich anschloß, nur ein Nebel von Stimmen, der sich in den Wänden verfing.
Dann erst hob Zeia mit Hilfe zweier Jünglinge den schweren Krug. Alle Hände streckten sich ihm verlangend entgegen, als er das Trankopfer darbrachte - abwärts zur Unterwelt, zur Behausung des gemarterten Gottes, statt es der Sonne zu in die Luft zu sprengen.
»Oh, kehr zurück!« sang die Gemeinde, um sich dann durch den heiligen Trunk mit dem Gott zu vereinen.
Jeder, dem die drei Träger des Kruges sich nahten, nannte Namen und Herkunft, ehe er mit seinen Lippen den Rand, um zu trinken, berührte. Auch der Fremde erhob sich, als an ihm die Reihe war. Eine Fackel beleuchtete ihn. Ganz still war es, als er sprach.
»Ich bin Tuk, der Schreiber«, sagte er und neigte sich dem Kruge zu . . . doch berühren sollte er ihn nicht.
»Lüge! Verrat!« schrie eine hohe Stimme. »Damensohn!
Weiberknecht!« Ein Getöse erhob sich, das keine Rücksicht mehr auf die Heimlichkeit der Versammlung nahm. Im Nu war jeder Ausgang besetzt. Andere umdrängten den Fremden, rissen an seinem Mantel - bis Zeia sich Gehör verschaffte. »Wer bist du in Wahrheit, der du dich Tuk nennst? Und wer wies dich zu uns, wenn du es bist?«
»Mich, Vater, mich laß fragen!« rief das Mädchen. Spitzbrüstig und mit flatternden Haaren drängte es sich vor. »Nicht Tuk bist du, der dein Schreiber ist du bist Garparuda, Enkel der Großen Dame . . .« Bei Nennung des Titels der Belit erfolgte ein allgemeiner Aufschrei. Zu furchtbar war sie allen als Vertilgerin der Gottesbekenner.
»Und du bist nicht nur ihr Enkel, hörig bist du ihr«, fuhr die Fünfzehnjährige fort, »ein reißendes Tier der Rhea bist du, ein Feind und Verfolger des einzigen Gottes!«
Alle hatten von Garp gehört. Viele Gerüchte liefen um über seine geheimnisvolle halbgöttliche Abkunft, über die schrecklichen Dämonen, denen er gebiete - immer hatte er in einem
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