Aufstand der Maschinen
kybernetische Maschinen unabhängig denken und hassen können.«
»Aber du hast doch selbst gehört, was El Toro gesagt hat«, warf Helga ein.
»Natürlich können sie hassen«, fügte Enders hinzu. »Ich habe ihren Haß mein Leben lang gespürt.«
»Wäre es nicht möglich, daß die Elektronenrechner selbst bessere und unabhängigere Elektronengehirne konstruiert haben?« erkundigte Charles sich. »War das nicht schon früher ihre Aufgabe?«
»Richtig«, stimmte Dirkman zu, »aber um zu glauben, daß sie Gehirne geschaffen haben, die selbständig denken können, die imstande sind, uns zu hassen und unsere Vernichtung zu betreiben ... um das zu glauben, müßte man annehmen, die ursprünglichen Erbauer hätten das gleiche Ziel im Sinn gehabt. Damit sind wir wieder bei der alten Frage: Wer hat sie entsprechend programmiert?«
»Das weiß ich natürlich nicht«, gab Charles zu. »Wie steht es mit diesem Obersten Computer, von dem El Toro gesprochen hat?«
»Omnivac 3000 war ursprünglich nur dafür programmiert, die Automobilproduktion zu überwachen«, antwortete Dirkman.
»Sie übersehen alle einen wichtigen Punkt«, warf Enders ein. »Hätten Sie meine Bücher sorgfältig gelesen, wüßten Sie jetzt, was ich damit meine.«
Alle starrten ihn fragend an.
»Die spontane Zunahme vernunftbestimmter Reaktionen dieser Gehirne«, erklärte Enders seinen Zuhörern. »Informationen werden gesammelt, gespeichert und als Grundlage irgendwelcher Entschlüsse benützt, bis daraus allmählich ein Intellekt entsteht. Denken Sie nur daran, daß der menschliche Verstand sich auch erst allmählich entwickelt hat.«
»Vielleicht, aber ...« Dirkman wurde von Gordon Van Hagan unterbrochen, der in der Kabinentür erschien.
»He!« rief Jonas erschrocken. »Wer fliegt die Maschine?«
Van Hagan lächelte beruhigend. »Der automatische Pilot«, antwortete er. »Ich habe den Kurs bestimmt, und der automatische Pilot hält ihn jetzt ein.«
»Der automatische Pilot?« wiederholte Enders besorgt. »Dürfen wir uns darauf verlassen? Sie wissen doch – sie könnten ihm über Funk Anweisungen erteilen.«
Der Senator lachte. »Mein automatischer Pilot ist ein simples, unkompliziertes Gerät aus dem vorigen Jahrhundert. Es ist nicht mit den übertrieben technischen Geräten von heutzutage zu vergleichen.«
Van Hagan hat sich alles wunderbar zurechtgelegt, dachte Charles. Das zwanzigste Jahrhundert ist gut, das einundzwanzigste ist schlecht. Er ignoriert alles, was nicht zu dieser Argumentation paßt – zum Beispiel die Tatsache, daß das zwanzigste Jahrhundert die Atombombe erfunden hat, während das einundzwanzigste gelernt hat, sie zu beherrschen. Andererseits ist das einundzwanzigste Jahrhundert seinen Maschinen nahezu hilflos ausgeliefert ...
»Haben wir schon einen Schlachtplan, oder müssen wir erst Kriegsrat halten?« fragte Van Hagan.
»Nein, wir haben noch keinen Entschluß gefaßt«, antwortete Jonas.
»Was? Das muß anders werden! Wir brauchen einen Plan und einen Führer, der ihn entschlossen verwirklicht.«
»Und wir dürfen alle dreimal raten, wer dieser Führer sein soll«, murmelte Charles vor sich hin. »Ich möchte wetten, daß er einen Helm und einen Degen trägt, wenn er in den Kampf zieht.«
»Wie? Was haben Sie gesagt, junger Mann?« Der Senator runzelte die Stirn.
»Nichts. Ich habe nur laut gedacht.«
»Wir brauchen keine Gedanken, sondern Taten«, erklärte Van Hagan ihm. »Ich schlage vor, daß wir Wordsworth hereinrufen und einen von uns zum Führer wählen. Wir brauchen einen entschlossenen Mann, der uns zum Sieg führt.«
»Warum können wir nicht gemeinsam bestimmen, was getan werden muß?« fragte Jonas.
»Wir brauchen einen Mann mit absoluter Befehlsgewalt«, versicherte ihm der Senator. Er rief Wordsworth aus der Pantry herein. »Kommen Sie einen Augenblick her, guter Mann. Wir entscheiden hier über das Schicksal der Menschheit.«
»Falls ihr Schicksal nicht schon feststeht«, murmelte Enders pessimistisch.
Wordsworth kam herein und blieb an der Tür stehen.
»Ausgezeichnet«, meinte Van Hagan und rieb sich die Hände. »Jetzt sind wir alle hier, und ich bitte um Vorschläge für die Wahl unseres Führers.«
Nachdenkliches Schweigen auf allen Seiten. Der Senator runzelte schließlich die Stirn.
»Sie dürfen nicht länger zögern, meine Freunde«, mahnte er. »Die Kommunisten handeln auch. Wir müssen einen Führer wählen.«
Wordsworth räusperte sich bescheiden. »Ich möchte
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