Aufstand der Vampire
Mann, von dem ich nicht einmal den Namen wußte. Ich traute mich auch nicht, ihn danach zu fragen.
»Danke, sehr gut«, erwiderte ich, ließ mich auf dem Stuhl zurücksinken und lehnte mich an. Die Müdigkeit kam wie angeflogen. Ich konnte kaum noch die Augen offenhalten. Ich sah, wie der Mann aufstand und auf mich zukam. Ich wollte etwas sagen, doch da hatte mich der Schlaf bereits übermannt.
Ich merkte nicht mehr, wie mich der Mann zum Lager trug und langsam darauf niedergleiten ließ …
***
Vogelgezwitscher weckte mich am anderen Morgen. Durch das Fenster schien die Sonne und malte einen breiten hellen Streifen auf den festgestampften Lehmboden der Hütte.
Ich setzte mich auf.
Im ersten Augenblick wußte ich nicht, wo ich war, dann fiel mir wieder meine unerwartete Rettung ein – und …
Mein Befreier war verschwunden!
Ich sah an mir herab. Ich trug noch immer die gleiche Kleidung, es war alles wie am Abend vorher – bis auf eines …
Ja, bis auf das komische Kitzeln in meiner Kehle. Es war ein komisches Gefühl. Ich wollte mir die Kehle freiräuspern, das Kitzeln blieb. Auch spürte ich seltsame, nie gekannte Schauer, die meinen Körper durchrieselten. Sie waren nicht etwa unangenehm – nein, das Gegenteil war der Fall.
Und doch fühlte ich mich ziemlich matt, als hätte ich am Abend vorher zuviel getrunken. Aber es waren nur zwei Becher Wein gewesen. Die halbvolle Flasche stand noch auf dem Tisch.
Ich stieg vom Lager und reckte mich. Dabei fühlte ich meine Glieder schwer wie Blei werden. Auch hatte ich leichte Kopfschmerzen. Das Windlicht auf dem Tisch war ausgegangen. Ich verließ die Hütte, spürte die wärmenden Sonnenstrahlen, doch mein Zustand besserte sich nicht.
Von meinem Retter sah ich keine Spur.
Ich ging wieder zurück in die Hütte. Meine Kleidung war zerfetzt. So konnte ich mich nicht unter die Leute wagen. Ich hatte eine Idee und zog die beiden großen Schubladen der Kommode auf.
Ich fand andere Kleidungsstücke. Es waren Männersachen, aber die zu tragen, war ich gewohnt.
Die Kniehosen waren etwas zu weit, aber das machte nichts. Dafür paßte das bunte Hemd, und auch das Wams saß gut. Ich fand auch noch eine Kappe, unter der ich mein langes Haar verbarg, und ein paar weiche Stiefel fielen mir ebenfalls in die Hände. Sie hatten zwar nicht meine Größe, aber ich konnte darin laufen.
Trotz meines kränklichen Zustands hielt mich nichts in der Hütte. Ich wollte weg. Wohin? Das wußte ich selbst nicht, aber ein unerklärlicher Drang zog mich in Richtung Süden.
Mutterseelenallein begab ich mich auf Wanderschaft.
***
Ich ging den gesamten Tag über. Als es dunkel wurde, begab ich mich in einer mit Gras und Moos bewachsenen Mulde zur Ruhe. Bevor ich einschlief, hatte ich eine Vision.
Ich sah eine Burg vor mir, tief in den Bergen gelegen und mit zwei stolzen Türmen. Und plötzlich wußte ich, daß diese Burg mein Ziel sein mußte.
Mit dieser Gewißheit schlief ich ein.
Am anderen Morgen – die Sonne war kaum aufgegangen – rissen mich Stimmen aus dem Schlaf. Verwirrt und noch müde richtete ich mich auf und sah plötzlich die beiden Männer auf mich zukommen.
Es waren wilde Kerle, groß, stämmig und mit dichten Bärten. Die Mütze war während des Schlafes verrutscht, so daß ein Teil meiner roten Haare bis auf die Schultern fiel.
Überrascht blieben die Männer stehen.
Und dann grinsten sie.
Sofort wußte ich, was sie von mir wollten.
Ihre Kleidung war abgerissen. Lang und ungepflegt hingen ihnen die Haare bis auf die Schultern. In den breiten Ledergürteln, die ihre Taille umspannten, steckten Degen.
»Ein Mädchen«, sagte der rechte der beiden plötzlich, war mit zwei Schritten bei mir, hob mich hoch und umfaßte meine Hüfte. Dicht zog er mich zu sich heran. Ich konnte seinen säuerlichen Atem riechen, ekelte mich und drehte den Kopf zur Seite.
»Ho ho«, rief der Kerl, »auch noch eingebildet, die Kleine, was? Na, dir werde ich es zeigen.« Mit der anderen Hand faßte er nach meinem Kopf und drehte ihn so, daß er mich küssen konnte.
»He, laß mir auch noch was«, rief sein Kumpan.
»Keine Angst, du kommst noch dran.«
Der Kerl – ich nahm an, daß es ein Söldner war – wollteseine Lippen auf meinen Mund pressen. Ich konnte nichts dagegen tun, hing wehrlos in seinem Griff.
Da packte mich plötzlich ein unwiderstehlicher Drang. Ganz dicht sah ich seine Kehle vor mir, die gebräunte Haut des Halses, und sah eine Ader darunter zucken.
Ich biß
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