Aufstand der Vampire
traf seine Hüfte.
Er fluchte, wollte sich herumwerfen, aber da war ich schon über ihm, und der Drang war wieder in mir.
Jetzt befanden sich schon zwei Tote auf dem Schiff.
Ich rollte die Leiche in die Luke. Dann sah ich mich um. Das Schiff fuhr tatsächlich in Richtung Süden. Ich erkannte es an den Gestirnen. Meine Hoffnung stieg wieder. Selten hatte ich mich so gut gefühlt wie in diesen Augenblicken. Am Heck des Schiffes sah ich das hölzerne Steuerhaus und die Umrisse des Steuermanns, der das Ruder hielt.
Über mir blähte der Nachtwind die Segel. In deren Schutz schlich ich auf das Steuerhaus zu.
Der Mann am Ruder bemerkte mich nicht. Er wurde erst stutzig, als ich mich dicht hinter ihm befand.
Rasch drehte er sich um.
Da hatte ich ihn schon gepackt. Die Überraschung war auf meiner Seite. Ich drückte ihn vom Ruder weg, preßte ihn gegen die Wand des Steuerhauses und biß rasch zu.
Er stieß nicht einmal einen Todesschrei aus. Leblos sackte er zusammen. Ich schleifte die Leiche aus dem Steuerhaus und hievte sie über die Bordwand.
Der Mann bereitete mir keine Sorgen mehr.
Ich begab mich wieder in das Steuerhaus. Obwohl ich von der Seefahrt keine Ahnung hatte, traute ich mir doch zu, das Schiff die Nacht hindurch zu steuern.
Was der andere Tag brachte, mußte ich erst einmal abwarten.
***
Ich fand mich mit der Steuertechnik des Schiffes ganz gut zurecht. Zudem war das Wasser des Flusses – er hieß Thöne, wie ich hinterher erfuhr – ziemlich ruhig. Es gab keine Strudel oder Stromschnellen. Zu meinem Glück frischte auch der Wind nicht auf, so daß der schwerfällig wirkende Kahn gleichmäßig die Wellen durchschnitt.
Ich hatte mich die Nacht über im Steuerhaus aufgehalten. Meine Befürchtung, daß der Kahn von irgend jemand gestoppt werden könnte, hatte sich nicht bewahrheitet. Als die Sonne langsam über den Horizont kletterte, wurde es Zeit für mich, das Schiff zu verlassen.
Mit einigem Geschick gelang es mir, den Kahn in Ufernähe zu steuern. Links und rechts des Flusses ballte sich noch das Grau der Dämmerung. Zusätzlich trieben die Schwaden von Morgennebel über das Wasser. Mir war lange kein Schiff mehr begegnet, und so konnte ich sicher sein, daß auch mein Verlassen des Kahns nicht bemerkt wurde.
Ich sprang kurzerhand ins Wasser.
Es war kalt. Ich sah zu, daß ich schnell ans Ufer kam und kroch auf allen vieren eine sanft geschwungene Böschung hoch.
Ich fror jetzt. Die nasse Kleidung klebte mir am Körper. Um mich aufzuwärmen, begann ich zu laufen. Das Haar es war ebenfalls naß geworden – hatte ich wieder unter der Mütze versteckt.
Schon bald wurde mir wärmer. Meine Kleidung begann zu dampfen. Die ersten Sonnenstrahlen glitten über das Land und verbreiteten den Zauber eines wunderschönen Morgens.
Nach Süden, immer nur nach Süden, das war meine Parole.
Ich ließ die Flußauen hinter mir, und gegen Mittag sah ich in der Ferne die Gipfel einiger Berge. Klar und deutlich hoben sie sich gegen den Himmel ab.
Davor begann ein weites, mir unendlich lang erscheinendes Hügelland, das langsam in die Ausläufer der Berge hineinwuchs.
Verteilt zwischen den Hügeln lagen kleinere Orte und Städte. Ich stand etwas erhöht, und die Häuser wirkten wie Spielzeuge.
Auf meiner weiteren Wanderung begegnete ich zahlreichen Menschen. Sie sahen anders aus als in Deutschland. Ihre Haare waren meist schwarz, die Haut war von der Sonne gebräunt. Mir fiel ein, daß Bethela mir mal von einem Land berichtet hatte, das Spanien hieß, und in dem die Kirche und die Inquisition einen sehr großen Einfluß hatten. Sollte es das Land hinter den Bergen sein? Lag dort mein Ziel?
Wie dem auch sei, nicht mehr lange, dann würde ich es erreicht haben.
Aber es dauerte noch über eine Woche, bis die Berge endlich näher rückten. Die Menschen, die hier lebten, waren ärmlich gekleidet und sehr mißtrauisch.
Als ich auf einem Bauernhof einmal um ein Glas Wasser bat, jagte man mich mit Hunden vom Hof.
Ich ging weiter, näherte mich immer mehr meinem Ziel. Ich hörte in meinem Innern schon die Lockrufe. Ich wußte, daß auf der Burg Freunde und Gefährten auf mich warteten.
In meinen Träumen sah ich die Burg immer vor mir. Ja, ich hätte sie sogar malen können.
Die letzte Wegstrecke wurde immer schwieriger, doch die Nähe des Ziels beflügelte mich. Ich sah jetzt Berge, so hoch, daß sie fast den wolkenlosen Himmel zu berühren schienen. Der Anblick überwältigte mich immer wieder.
Und dann
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