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Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)

Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)

Titel: Aufstieg der Toten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Z. A. Recht
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Ich werde das tun, was man in Situationen dieser Art tun muss«, sagte Mason. » Ich werde den Feind verhören.«
    » Aber doch nicht so«, sagte Anna kopfschüttelnd. » Du bist in einer Scheißsituation. Du wirst es übertreiben. Du wirst vielleicht sogar … «
    Mason bewegte sich wie ein Blitz.
    Er riss sein Kampfmesser aus der Scheide, packte Anna an der Kehle und hielt die Spitze der Klinge einen knappen Zentimeter von ihrem Auge entfernt. Anna erstarrte, versteifte sich und spürte, dass ihre Angst sich wie eine unwillkommene fremde Präsenz in ihren Eingeweiden zusammenzog.
    » Ich werde den Feind verhören«, wiederholte Mason. Er sprach langsam, betonte jedes Wort, ohne das Messer von Annas Auge zu nehmen. » Du wirst dich da nicht einmischen.«
    Anna betrachtete einen Augenblick die vor ihren Augen tanzende Klinge, dann schluckte sie und nickte kurz. » In Ordnung, Mason. Mach’s auf deine Weise.«
    Mason ließ sie ohne ein weiteres Wort los, steckte das Messer weg und setzte seinen Weg fort. Statt zum Laster zurückzukehren, ertappte Anna sich dabei, dass sie ihm folgte. Als Mason ihr einen Blick über die Schulter zuwarf, meinte sie, sich erklären zu müssen.
    » Ich stehe dir nicht im Weg«, sagte sie. » Aber ich möchte dabei sein. Du brauchst Verstärkung. Könnte doch sein.«
    Mason wandte sich wieder um und beschleunigte seinen Schritt. Seine Stiefel knirschten auf dem Schotter. Anna konnte es zwar nicht sehen, aber ein Lächeln zuckte um seine Lippen.
    » Na schön, Doc«, sagte er. Er stieß beim Gehen einen Seufzer aus. Kurz darauf sagte er über die Schulter hinweg: » Hör zu, die Sache mit dem Messer tut mir leid. Aber es ist halt so, dass …«
    » Ich weiß«, unterbrach Anna ihn. » Wir hatten alle einen schlechten Tag. Bei dir ist es wahrscheinlich inzwischen nur noch ein Reflex. Geht in Ordnung. Ich bin ja noch ganz.«
    Mason nickte, ließ den Kopf aber ein wenig hängen.
    Die beiden erreichten den Unfallort des Land Rover. Er lag noch immer auf der Seite, und aus dem Motor stieg noch immer Rauch auf. Der Fahrer hing noch in den Gurten. Anna hockte sich ins Gras und schaute ihn sich durch die kaputte Windschutzscheibe an.
    » Sieht so aus, als hätten deine Schüsse den hier umgebracht«, sagte sie und schaute sich die Schusswunden im Brustkorb des Mannes an.
    » Yeah«, sagte Mason, der mit gezogener Pistole hinter Anna stand. » Aber wo ist der Schütze?«
    Er umrundete das Fahrzeug langsam und mit schief gelegtem Kopf und unterzog den Boden im abnehmenden Licht einer Inspektion. Erst bei der zweiten Umrundung fand er, was er suchte: einen Blutfleck auf einem rostbraunen Grashalm. Den nächsten sichtete er einen Schritt weiter. Mason begann der Spur zu folgen. Er bewegte sich in einem langsamen, abgemessenen Tempo, wobei er ständig im Gras nach Hinweisen suchte.
    Die Blutstropfen waren weit genug voneinander entfernt, um ihn zu überzeugen, dass der Schütze – der Mann, der Julie getötet hatte – noch gut genug beieinander gewesen war, um den Unfallort zu verlassen. Aber das Blut sagte ihm auch, dass er verletzt war. Er konnte nicht weit gekommen sein.
    Die Spur führte zur Interstate. Mason trat auf die Mitte der Straße und folgte ihr, bis er urplötzlich verharrte. Sein Blick heftete sich auf ein Dickicht aus Bäumen und Büschen, die auf der anderen Seite der Fahrbahn wuchsen. Anna, die ihm von der Seite des Land Rover aus zuschaute, schnappte nach Luft.
    Immer wenn Mason urplötzlich verharrte, fiel Anna ein alter Reim ein: » Mich jucken die Daumen sehr, etwas Böses kommt daher.« Der ehemalige NSA -Agent war im Aufstöbern von Bedrohungen geradezu unheimlich. Was allerdings keine Überraschung war, wenn man seine Vergangenheit kannte.
    Mason hatte den Schützen aufgestöbert. Der Mann lag auf der anderen Seite der Straße an einem Baum. Neben seiner linken Hand lag ein Funkgerät, neben seiner rechten eine MP -5 . Den Bruchteil einer Sekunde lang hatte Mason angenommen, er sei tot, doch dann sah er, dass sich sein Kopf bewegte. Wenn auch schlaff und unstet.
    » Perfekt«, murmelte er vor sich hin. Der Schütze döste. Er wartete darauf, dass man ihn abholte. Dies bedeutete, dass Mason sich auf ihn stürzen musste – und zwar schnell, denn es war nicht auszuschließen, dass die Verstärkung schon ausgerückt war. Er beschleunigte sein Tempo und hielt die Pistole auf den Dösenden gerichtet. Seine Schritte waren fast unhörbar. Anna folgte ihm bis an den Straßenrand,

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