Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)
hatten.
José schaute sich die Limousine an, verzog das Gesicht und stufte sie als Schrotthaufen ein, der es nicht mehr lange machen würde.
Der schwarze Kleinlaster, den Shermans Leute den Banditen geklaut hatten, war in fast perfekter Form. Einige Schusslöcher hatten das Innere ramponiert, doch als José unter die Motorhaube schaute, sah er, dass nichts den Betrieb des Wagens stören würde. Und so nickte er vor sich hin und machte die Haube wieder zu. Schließlich ging er zu dem Werkstattwagen, dem größten der drei Fahrzeuge.
» Du bist in einem erbärmlichen Zustand, mein Freund«, sagte er und fuhr mit der Hand über die Seite des kastenförmigen Wagens. » Wollen wir doch mal sehen, ob wir dich wieder zum Laufen kriegen … oder vielleicht auch zu etwas mehr.«
Er wandte sich zu einer Formsteinwand um, an der Werkzeuge und Geräte hingen. Er setzte eine Schweißermaske auf, befreite das Schweißgerät von einem Kabelgewirr und schaute sich dann den Werkstattwagen an. Er zündete das Schweißgerät und stellte die Flamme ein, dann zog er sich die Maske vors Gesicht.
» In Ordnung«, sagte José und trat mit dem blau flammenden Gerät in der Hand auf den Wagen zu. » Mal sehen, was ich für dich tun kann.«
Bis tief in die Nacht hinein konnte man den Lärm brüllender Geräte und das Hämmern von Metall auf Metall aus José Arcturas Werkstatt hören. Es hörte auch dann nicht auf, als die Party beendet war und die braven Bürger von Abraham abgefüllt, satt und zufrieden nach Hause gingen, um sich ins Bett zu legen.
10 . März 2007 10 . 32 Uhr
Am nächsten Morgen erwachten die Bewohner von Abraham nur langsam, was aber auch nicht schlimm war. Der Tag dämmerte warm und feucht herauf. Niedrig hängende Wolken nässten das Land mit einem fortwährenden Nieseln. Am frühen Vormittag rissen die Wolken dann allmählich auf, und die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg hindurch.
Deputy Willis hatte die ganze Nacht auf seinem Wachtturm verbracht. Am frühen Morgen lehnte er an einer der Betonstahlstützen und hatte die Augen halb geschlossen. Das ständige Klingklang der die Leiter heraufsteigenden Stiefel weckte ihn aus seinem Dösen. Als er sich umdrehte, sah er Sherman, der sich auf den Turm heraufzog und dabei einen Pappbecher in der Hand hielt.
» Morgen«, sagte er und hielt Willis den Becher hin. Willis nahm ihn entgegen und hob ihn an seine Nase.
» Kaffee?«, fragte er. » Den hab ich seit einem Monat nicht mehr getrunken.«
» Pulverkaffee«, sagte Sherman warnend. » Keaton hat ihn heute Morgen im Büro verteilt und meinte, wir könnten alle eine Gaumenfreude gebrauchen, auch wenn es nur Pulver ist.«
» Dann aufs Pulver«, sagte Willis und trank ein Schlückchen. Er verzog das Gesicht, schluckte den Kaffee aber herunter. » Ist nicht entkoffeiniert, was?«
» Kein bisschen.« Sherman lachte leise. » Ist also kein Totalverlust. Sie waren die ganze Nacht hier draußen?«
Willis nickte und trank noch einen Schluck. » Keaton ist nicht berühmt für seine gerechten Dienstpläne. Wahrscheinlich wird er mir gegen Mittag eine Ablösung schicken. Allmählich wechseln wir zu Zwölf-Stunden-Schichten.«
» Dann haben Sie die Party gestern Abend wohl verpasst«, sagte Sherman.
» Yeah.« Willis zuckte die Achseln. » Ist aber nicht schlimm. Jemand musste schließlich Wache schieben. Übrigens sollten Sie im Laufe des Tages irgendwann mal in Josés Werkstatt vorbeischauen. Ich hab ihn um vier Uhr in der Früh noch da rumhämmern hören. Ich weiß zwar nicht, was er da bastelt, aber vielleicht wollen Sie es sich mal ansehen.«
» Tja, uns hat er gesagt, er braucht ein paar Tage, bis er fertig ist. Jack … Kennen Sie den überhaupt?«, fragte Sherman.
» So’n großer Typ, brünett, einsachtzig groß?«, fragte Willis.
» Das müsste er sein.« Sherman nickte.
» Ich glaub, ich kenn ihn«, sagte Willis. » Was ist mit ihm?«
» Jack arbeitet in der Baubranche«, sagte Sherman. » Der kann auch mit einem Schweißgerät umgehen. Er hat gesagt, er würde mal zu José rübergehen, wenn er wach ist, um zu sehen, ob er helfen kann. Ich glaube, dass er allerhand kann.«
» Ich wollte mit meiner Bemerkung nicht andeuten, dass es nötig ist, Arctura im Auge zu behalten oder so was«, sagte Willis schnell und nippte erneut an seinem Kaffee. » Ich hab nur gedacht, wenn er so viel Krach macht, muss er wie ein Irrer arbeiten – und wenn ich daran denke, wie es vor dem Ausbruch der Seuche war …
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