Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)
Freie. Er und Thomas hatten auf dem Tisch einen ansehnlichen Stapel von in braunes Packpapier gehülltem Plastiksprengstoff gebildet. Jedes Päckchen wog etwa ein Pfund, und insgesamt hatten sie dem Tornister fünfzehn Päckchen entnommen. » Das ist ’ne verdammte Menge.«
» Was ist das für ein Zeug?«, erkundigte sich Keaton, verschränkte die Arme vor der Brust und wandte der neugierigen Menge den Rücken zu. » C-4?«
» Schlimmer«, knurrte Thomas. Er hob eines der Päckchen auf und las die an der Unterseite befindliche Gravur. » Semtex.«
» Semtex?«, krähte jemand aus der Menge. » Ist das nicht ein militärischer Sprengstoff?«
» Nein, kann man so nicht sagen.« Sherman beugte sich vor, um sich die Päckchen genauer anzusehen. » Das Zeug wird auch kommerziell genutzt, aber das Militär verwendet es natürlich auch. Das Komische jedoch ist, dass es aus Tschechien importiert werden muss. Normalerweise ist es auf Sonderprojekte beschränkt, zumindest im militärischen Bereich. Ein starker Sprengstoff, und hier liegen Pfunde davon rum. Das reicht ja, um …«
Sherman sprach den Satz nicht zu Ende.
» Um was?«, fragte Keaton.
» Tja, ich wollte sagen, dass es reicht, um eine Stadt in die Luft zu jagen.« Sherman zuckte die Achseln.
Die Menge der interessierten Zuschauer wich unweigerlich einen Schritt vom Tisch zurück und verstummte.
Keaton nickte vor sich hin, hob ein Sprengstoffpäckchen hoch und untersuchte es. » Yeah, das ist typisch Herman. Sich hier reinzuschleichen, einige unserer wichtigsten Gebäude in die Luft zu sprengen und dann wieder abzuhauen, während wir die blutige Nase davontragen.«
» Das war also sein Plan.« Krueger baute die vergangenen Kämpfe im Geiste zu einem Ganzen zusammen. » Er hat die Infizierten als Ablenkungsmanöver hergeschickt, wollte die Verteidigungsanlagen der Stadt durchdringen, wenn wir uns mit ihnen schlagen, die Bomben platzieren, wieder verschwinden und die halbe Stadt in die Luft blasen. Wie brutal.«
» Eigentlich ist es fast dasselbe wie das, was ihr Herman und seinen Banditen neulich abends angetan habt«, sagte Keaton nachdenklich. » Vielleicht hat er es für poetische Gerechtigkeit gehalten.«
» Tja, fragt ihn doch mal«, sagte jemand aus der Menge.
Die Zuschauer wichen beiseite, um Deputy Willis hindurchzulassen. Er sah abgespannt und müde aus und trug einen frischen Verband am Unterarm.
» Was meinst du damit?«, fragte Keaton.
» Ich komme gerade aus der Klinik«, sagte Willis und zeigte seinen Arm herum. » Bin am Zaun an ’nem Stück Draht hängengeblieben und dachte, ist wohl besser, wenn ich die Wunde reinigen lasse. Da sind auch alle anderen, die verletzt wurden. Miss Barrington und diese Rebecca Hall bemühen sich, alle zu verarzten. Na ja, jedenfalls sitz ich da und warte, dass ich drankomme, da fällt mein Blick auf den arschlöchrigen Herman Lutz, der in einem Bett liegt und selig vor sich hin schnarcht.«
» Im Ernst?«, stieß Keaton aufgeregt hervor. » Lutz war bei den Angreifern, und wir haben ihn lebend erwischt?«
» Lebend?«, meinte Willis. » Nun ja, größtenteils. Der Typ hat sich ’n paar Kugeln eingefangen, ist aber nicht tödlich verwundet. Schwester Barrington und die Hall haben ihn mit irgendwas betäubt, weil er rumkrakeelt und versucht hat, zu verschwinden.«
» Ich fall tot um«, sagte Keaton überrascht. » Wir haben ihren Anführer!«
Dies führte natürlich dazu, dass die Einheimischen sich zusammenscharten und lautes Gemurmel ausbrach. Während Keaton und Willis miteinander konferierten, wurde aus dem Murmeln ein siegreiches Grölen und Johlen, und die kleine Menge löste sich auf, um die Nachricht ihren Freunden und Nachbarn zu verkünden.
» Das ist das Ende der Banditen«, sagte Keaton mit einem breiten Grinsen.
» Die Lutz-Brüder waren der Klebstoff«, sagte Willis zustimmend. » Sie waren die Bandenchefs. Jetzt ist George tot, und Herman liegt an ein Bett gefesselt in unserer Klinik. Wir können ihn morgen in den Knast verlegen. Wenigstens hat Schwester Barrington es gesagt.«
Keaton schien sprachlos zu sein. Er grinste, stützte die Hände auf seine Hüften und nickte vor sich hin.
» Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll«, sagte er kurz darauf. » Abgesehen von den Infizierten war die Lutz-Bande die schlimmste Bedrohung für unser Überleben in dieser Gegend. Jetzt haben wir sie endlich vom Hals. Falls jemand von der Bande überlebt hat, wird er sich spätestens jetzt
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