Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)
Gefährten zu verraten, wie man so etwas machte. Julie und Mason argwöhnten schon, dass sie sich, wenn sie durch Orte kamen, nachts davonschlich, um Geschäfte zu plündern. Wenn sie es wirklich tat, behielt sie es für sich.
» Ich glaube, dass wir über die Brücke gehen müssen«, sagte Mason. » Wir sind ungefähr fünf Kilometer vom Fluss entfernt, und ich erkenne auch ohne Fernglas, dass er bald über die Ufer treten wird. Es taut, der Frühling ist im Anmarsch. Die Strömung ist dann schnell und gefährlich. Es ist unmöglich, den Fluss zu durchschwimmen. Solange wir kein Boot mit einem funktionierenden Motor finden, müssen wir eben über die Brücke gehen.«
» Ich hab nichts dagegen.« Julie streckte die Beine aus. » Vielleicht finden wir da unten sogar einen Wagen, der noch funktioniert.«
» Man kann nur hoffen«, sagte Anna zustimmend.
» Ich persönlich mache mir am meisten Sorgen um Proviant.« Mason warf den Frauen einen Seitenblick zu. » Falls ihr es vergessen habt: Seit gestern haben wir nichts mehr zu beißen. Laufen macht mir nichts aus. Aber ohne Essen kann ich nicht existieren.«
» Tja, da haben wir doch ein schönes Örtchen, in dem man Auslauf hat.« Anna deutete auf das Städtchen unter ihnen. » Da unten wird’s schon etwas geben.«
» Yeah«, sagte Mason naserümpfend. » Wahrscheinlich jede Menge Infizierte.«
» Jetzt ist die beste Zeit, um durchzukommen«, fuhr Anna fort. » Mittag liegt gerade hinter uns. Wir haben noch gute fünf Stunden Tageslicht. Den Infizierten ist die Dunkelheit lieber. Wenn wir leise und vorsichtig sind, müssten wir locker da durchkommen.«
Mason dachte kurz darüber nach. Dann nickte er. » Okay. Ich habe nichts dagegen. Julie?«
» Es ist die richtige Zeit.« Julie erhob sich ächzend auf die Beine. » Für eine Tasse Kaffee und etwas Tylenol würde ich töten.«
» Die Gelegenheit kriegst du vielleicht«, sagte Mason. » Vorwärts und runter!«
Das Trio blieb auf den Straßen und marschierte geradewegs den Hügel hinab bis an den Fluss. Mason führte es an. Er hatte seine MP -5, eine kompakte, aber starke 9-mm-Waffe, von der Schulter genommen und hielt sie schussbereit. Sein Blick tastete wachsam alle Nebenstraßen, Gässchen und Toreinfahrten nach Anzeichen von Bewegung ab.
» Oh, schaut mal, eine Bennigan-Filiale«, sagte Julie mit ausgestreckter Hand. » Schade, dass sie nicht geöffnet ist. Ich könnte einen Hamburger vertragen.«
» Erinnere mich bloß nicht daran«, sagte Mason. » Und sei leiser.«
» Verzeihung«, sagte Julie leicht verlegen.
Mason hielt öfters an, hob die geschlossene Faust und begutachtete scheinbar unschuldig aussehende Gebäude oder leere Parkplätze. Anna und Julie wussten, dass er dafür einen Grund hatte. Mason war nicht der Typ, der grundlos stehen blieb. Nach jedem Stopp änderte er unweigerlich den Kurs, brachte ein paar beschädigte und verlassene Autos zwischen sie und dem ihm nicht genehmen Haus oder führte sie, statt einen geraden Kurs zu nehmen, durch eine Seitenstraße. Er gab nie Erklärungen darüber ab, was ihn ängstigte, und keine der Frauen erkundigte sich danach.
Nach etwa einer Stunde wurde der Untergrund allmählich ebener und das Rauschen des Flusses lauter. Mason achtete nun auf die Straßenschilder. Nachdem er eins erspäht hatte, das ihm offenbar besonders interessant erschien, hielt er das Grüppchen erneut an, hockte sich hin, holte einen Atlas aus dem Rucksack und überprüfte ihre Position im Inneren der Ortschaft.
» Wir sind fast da«, murmelte er den Frauen zu. » Noch vier Häuserblocks.«
» Bitte, lieber Gott, lass auf der Brücke einen Wagen stehen, den wir kurzschließen können«, sagte Julie.
» Still!«
» Verzeihung.«
Sie umrundeten die letzte Ecke, und die Brücke kam in Sicht. Autos standen auf beiden Seiten mehrere Blocks weit herum. Mason hielt erneut an und begutachtete mit finsterer Miene den Stau. Fahrzeuge aller Art und jeglichen Fabrikats, die meisten mit auf dem Dach festgeschnalltem Gepäck, sofern es nicht aus den hinteren Fenstern hing, vermüllten die Straße. Mehrere Wagen standen mit offenen Türen da. Umgekippte Koffer lagen auf dem Asphalt: Beweise der panischen Flucht ihrer Insassen.
» Siehst du einen, den man kurzschließen könnte, Mason?«, fragte Julie hoffnungsvoll.
Mason schüttelte langsam den Kopf. » Vielleicht der Fiesta da drüben, aber die Tür steht offen. Die Batterie ist wahrscheinlich leer. Außerdem … Schau ihn dir mal
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