Aufstieg der Toten: Roman (German Edition)
in das System zu hacken, und ich wusste, wonach ich suchen musste«, sagte Julie protestierend. » Er kann unmöglich … Oh.«
» Oh?«, machte Anna mit einem fragenden Blick.
» Oh«, wiederholte Julie. » Ich hab die Kiste möglicherweise nicht ausgeschaltet, als wir so plötzlich abhauen mussten.«
» Großartig.« Anna verdrehte die Augen im Kopf. » Jetzt haben wir den Scheißkerl an den Hacken. Er kennt unser Ziel, also kann er auch genauso gut vor uns her laufen und uns wo er will in einen Hinterhalt locken. Wir sind tot.«
» Nicht unbedingt«, sagte Mason, der ihre Lage abzuwägen begann. » Im Moment wartet er auf uns. Er geht bestimmt davon aus, dass wir die Brücke überqueren, um weiter nach Westen zu gehen. Schließlich ist die Brücke meilenweit in beiden Richtungen die einzige, also ist seine Annahme absolut logisch. Aber wenn wir uns an ihm vorbeischleichen, ohne dass er es merkt …«
» …wird er weiterhin hier auf uns warten«, beendete Julie grinsend seinen Satz. » Dann rafft er nie, dass wir längst weg sind.«
» Hm, ja, sehen wir es nicht zu positiv«, meinte Mason tadelnd. » Irgendwann begreift er, dass wir ihn reingelegt haben, und dann wird er sich beeilen, zu uns aufzuschließen. Oder er wird annehmen, dass wir irgendwann unterwegs den Löffel abgegeben haben, sodass er aufgibt. Aber davon würde ich nicht ausgehen. Sawyer ist viel zu begriffsstutzig, um seiner Missgunst so schnell abzuschwören. Er wird Leichen sehen wollen. Einen Beweis für unseren Tod.«
» Mir kommt gerade eine schöne Idee«, sagte Anna und stellte sich Sawyer vor, der triumphierend über ihren Leichen aufragte.
» Dieser Typ spielt in der Arschloch-Oberliga«, sagte Julie. » Ist es jetzt nicht das dritte Mal, dass wir ihn am Hals haben? Hat der eigentlich nichts Besseres zu tun? Die Welt geht den Bach runter, die Toten stehen wieder auf, und dieser Typ will uns festnehmen? Also, wenn ihr mich fragt, ist er ein trauriger Fall.«
» Er empfindet das nicht so«, sagte Mason. » Außerdem habe ich allmählich den Eindruck, dass er diese Sache nicht nur aus reiner Bösartigkeit durchzieht. Sawyer ist vielleicht ein Arschloch, aber er ist kein dummes Arschloch. Er ist keiner von denen, die ihr Leben wegwerfen, um es jemandem heimzuzahlen. Ich wette, er hat einen Befehl.«
» Befehl?«, fragte Julie. » Von wem?«
» Von jemandem ganz oben. Der was zu sagen hat. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass der Morgenstern-Erreger außer Sawyer und uns alle Menschen ausradiert hat, oder?«
» Da bin ich Masons Meinung.« Anna nickte langsam. » Ich wette, dass es da draußen sicher noch ein paar ziemlich mächtige Menschen gibt, die bestimmen, wo es langgeht, und es muss auch noch ebenso viele nicht ganz so mächtige Menschen geben, die nichts dagegen haben, ihre Marionetten zu sein.«
» Wie Sawyer«, sagte Mason.
» Wie Sawyer«, stimmte Anna zu. » Und so ungern ich es sage: Seine Befehle haben viel mit mir zu tun.«
» Ein bisschen Narzissmus zum Frühstück, Colonel?«, sagte Julie grinsend.
» Im Ernst«, sagte Anna. » Ich war zwar nicht die einzige Ärztin, die den Morgenstern-Erreger vor der Pandemie erforscht hat, aber ich habe wirklich am meisten darüber gewusst. Das ist keine Arroganz. Ich habe ihn studiert, bis mein Kopf rauchte. Ich habe euch erzählt, wie Sawyers Verhörsitzungen in Washington abgelaufen sind. Es gab keine Frage über dich, Julie, und auch keine Frage dazu, warum wir diesen Geheimdienstbericht haben durchsickern lassen. Es ging immer nur um Morgenstern. Tag für Tag. Immer nur um Morgenstern. ›Wird dies funktionieren? Wird das funktionieren? Wir haben überhaupt keine Chance, wenn wir dies oder das ausprobieren?‹ Sie haben mich dazu benutzt, den Erreger zu bekämpfen.«
Mason nickte zustimmend. » Stimmt. Sawyer hat dich für sich persönlich reserviert. Nach dem ersten Verhör wollte er Derrick und mich nicht mehr an dich ranlassen. Wir glaubten, er wäre vielleicht auf eine Beförderung aus, dass er uns deswegen nicht dabeihaben will oder so, aber es war ebenso wahrscheinlich, dass er Befehle von oben bekam.«
» Okay, okay.« Julie hob beide Hände und gab sich geschlagen. » Ich hab’s gerafft. Was also wollen wir tun?«
» Tja …« Mason seufzte schwer und runzelte die Stirn. » Über die Brücke können wir jedenfalls nicht gehen.«
» Im Ernst?«, sagte Julie.
Mason warf ihr einen ärgerlichen Blick zu, bevor er fortfuhr. » Wir verfahren nach Plan B. Wir
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